Verlust der Gnade GOttes gedrohet, wo er solches Brandtewein-trincken, so unter andern eine Ursache seiner Plage mit wäre, nicht unter- lassen würde; so folgte er meinem Rathe, ließ zur Ader, erwehlte dünneres Geträncke, so daß er hernachmals in kurtzem von seiner Kranckheit befreyet wurde, und mir vor meinen guten Rath, den ich ihm, auch was leibliche Artzney-Mittel anbetrifft, gegeben, nicht genug dancken kunte. Die obgedachte Mäurerin in der Sand-Gasse, die ihre Kinder anfallen wolte, und welche aus Furcht vor dem Selbst-Mord, vor dem Sa- tan, und vor der Höllen, Gestalten und Larven sahe, da sie kaum ein wenig durch purgiren und Aderlassen, und weil dieses alleine selten hilfft, durch die Zurede des Predigers aus GOttes Wort großen Theils, ja schier gantz und gar von diesen Zufällen war befreyet worden, besuchte ich einst nach der Zeit des Morgens zwischen 9. und 10. Uhren; und siehe, da hatte sie einen großen Ranfft Bauer-Brod, so noch warm war, und ein Stücke Käse in Händen, aß davon mit gu- tem Appetit, und war doch abermahl schwange- res Leibes. Sage mir, ob es denn wohl Wunder, wenn hernach bey dergleichen Leuten sich solche Verstopffungen im Leibe finden, welche Drückungen ums Hertze, und andere Ubel ver- anlassen?
Wann
zuweilen dennoch das thun,
Verluſt der Gnade GOttes gedrohet, wo er ſolches Brandtewein-trincken, ſo unter andern eine Urſache ſeiner Plage mit waͤre, nicht unter- laſſen wuͤrde; ſo folgte er meinem Rathe, ließ zur Ader, erwehlte duͤnneres Getraͤncke, ſo daß er hernachmals in kurtzem von ſeiner Kranckheit befreyet wurde, und mir vor meinen guten Rath, den ich ihm, auch was leibliche Artzney-Mittel anbetrifft, gegeben, nicht genug dancken kunte. Die obgedachte Maͤurerin in der Sand-Gaſſe, die ihre Kinder anfallen wolte, und welche aus Furcht vor dem Selbſt-Mord, vor dem Sa- tan, und vor der Hoͤllen, Geſtalten und Larven ſahe, da ſie kaum ein wenig durch purgiren und Aderlaſſen, und weil dieſes alleine ſelten hilfft, durch die Zurede des Predigers aus GOttes Wort großen Theils, ja ſchier gantz und gar von dieſen Zufaͤllen war befreyet worden, beſuchte ich einſt nach der Zeit des Morgens zwiſchen 9. und 10. Uhren; und ſiehe, da hatte ſie einen großen Ranfft Bauer-Brod, ſo noch warm war, und ein Stuͤcke Kaͤſe in Haͤnden, aß davon mit gu- tem Appetit, und war doch abermahl ſchwange- res Leibes. Sage mir, ob es denn wohl Wunder, wenn hernach bey dergleichen Leuten ſich ſolche Verſtopffungen im Leibe finden, welche Druͤckungen ums Hertze, und andere Ubel ver- anlaſſen?
Wann
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zuweilen dennoch das thun,
Verluſt der Gnade GOttes gedrohet, wo er
ſolches Brandtewein-trincken, ſo unter andern
eine Urſache ſeiner Plage mit waͤre, nicht unter-
laſſen wuͤrde; ſo folgte er meinem Rathe, ließ
zur Ader, erwehlte duͤnneres Getraͤncke, ſo daß
er hernachmals in kurtzem von ſeiner Kranckheit
befreyet wurde, und mir vor meinen guten Rath,
den ich ihm, auch was leibliche Artzney-Mittel
anbetrifft, gegeben, nicht genug dancken kunte.
Die obgedachte Maͤurerin in der Sand-Gaſſe,
die ihre Kinder anfallen wolte, und welche aus
Furcht vor dem Selbſt-Mord, vor dem Sa-
tan, und vor der Hoͤllen, Geſtalten und Larven
ſahe, da ſie kaum ein wenig durch purgiren und
Aderlaſſen, und weil dieſes alleine ſelten hilfft,
durch die Zurede des Predigers aus GOttes Wort
großen Theils, ja ſchier gantz und gar von dieſen
Zufaͤllen war befreyet worden, beſuchte ich einſt
nach der Zeit des Morgens zwiſchen 9. und 10.
Uhren; und ſiehe, da hatte ſie einen großen
Ranfft Bauer-Brod, ſo noch warm war, und
ein Stuͤcke Kaͤſe in Haͤnden, aß davon mit gu-
tem Appetit, und war doch abermahl ſchwange-
res Leibes. Sage mir, ob es denn wohl
Wunder, wenn hernach bey dergleichen Leuten
ſich ſolche Verſtopffungen im Leibe finden, welche
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Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 349. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/395>, abgerufen am 25.11.2024.
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