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Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738.

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gleichwol aber endlich
storben sind, wie sie selbst gewünschet haben;
wie ich auch oben beyläuffig schon eines und
das andere Exempel angeführet. Sie sollen
wissen, daß, weil sie nach ihrem eigenen Ge-
ständniß, so lange sie den Verstand noch haben,
mit Wissen und Willen dergleichen nimmermehr
thun werden, im Fall sie solches ohne Verstand
thun solten, die That ihnen unmöglich als eine
verdammliche Sünde könne angerechnet werden,
noch an ihrer Seligkeit schaden, dafern sie sonst
nur bekehrt sind, und mit (obwol schwachem)
Glauben an GOttes Gnade kleben und hangen.

Und gleichwie GOTT ein Herrscher über
Tod und Leben ist, und wir unser Ende ihm nicht
vorschreiben, sondern seiner Weisheit und Güte
überlassen müssen: so sollen solche Leute ihren er-
bärmlichen Zustand als eine Gelegenheit ansehen,
die höchste Staffel der Selbst-Verleugnung aus-
zuüben, und, da sie auf die ewige Seligkeit nicht
renunciren, und dieselbe in Wind schlagen kön-
nen, wie die thörichten Mystici träumen, doch
auf ihren leiblichen Tod renunciren, und GOtte
anheim stellen sollen, auf was vor Weise er sie
will heimholen, und sich an ihrer Seligkeit und
GOTTes Gnade mehr begnügen lassen, als die
Schande vor der Welt, und unverständiger
Menschen ihre Urtheile, vor deren Augen die
grösten Plagen der Kinder GOTTes verborgen

sind,
Y 5

gleichwol aber endlich
ſtorben ſind, wie ſie ſelbſt gewuͤnſchet haben;
wie ich auch oben beylaͤuffig ſchon eines und
das andere Exempel angefuͤhret. Sie ſollen
wiſſen, daß, weil ſie nach ihrem eigenen Ge-
ſtaͤndniß, ſo lange ſie den Verſtand noch haben,
mit Wiſſen und Willen dergleichen nimmermehr
thun werden, im Fall ſie ſolches ohne Verſtand
thun ſolten, die That ihnen unmoͤglich als eine
verdammliche Suͤnde koͤnne angerechnet werden,
noch an ihrer Seligkeit ſchaden, dafern ſie ſonſt
nur bekehrt ſind, und mit (obwol ſchwachem)
Glauben an GOttes Gnade kleben und hangen.

Und gleichwie GOTT ein Herrſcher uͤber
Tod und Leben iſt, und wir unſer Ende ihm nicht
vorſchreiben, ſondern ſeiner Weisheit und Guͤte
uͤberlaſſen muͤſſen: ſo ſollen ſolche Leute ihren er-
baͤrmlichen Zuſtand als eine Gelegenheit anſehen,
die hoͤchſte Staffel der Selbſt-Verleugnung aus-
zuuͤben, und, da ſie auf die ewige Seligkeit nicht
renunciren, und dieſelbe in Wind ſchlagen koͤn-
nen, wie die thoͤrichten Myſtici traͤumen, doch
auf ihren leiblichen Tod renunciren, und GOtte
anheim ſtellen ſollen, auf was vor Weiſe er ſie
will heimholen, und ſich an ihrer Seligkeit und
GOTTes Gnade mehr begnuͤgen laſſen, als die
Schande vor der Welt, und unverſtaͤndiger
Menſchen ihre Urtheile, vor deren Augen die
groͤſten Plagen der Kinder GOTTes verborgen

ſind,
Y 5
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[345/0391] gleichwol aber endlich ſtorben ſind, wie ſie ſelbſt gewuͤnſchet haben; wie ich auch oben beylaͤuffig ſchon eines und das andere Exempel angefuͤhret. Sie ſollen wiſſen, daß, weil ſie nach ihrem eigenen Ge- ſtaͤndniß, ſo lange ſie den Verſtand noch haben, mit Wiſſen und Willen dergleichen nimmermehr thun werden, im Fall ſie ſolches ohne Verſtand thun ſolten, die That ihnen unmoͤglich als eine verdammliche Suͤnde koͤnne angerechnet werden, noch an ihrer Seligkeit ſchaden, dafern ſie ſonſt nur bekehrt ſind, und mit (obwol ſchwachem) Glauben an GOttes Gnade kleben und hangen. Und gleichwie GOTT ein Herrſcher uͤber Tod und Leben iſt, und wir unſer Ende ihm nicht vorſchreiben, ſondern ſeiner Weisheit und Guͤte uͤberlaſſen muͤſſen: ſo ſollen ſolche Leute ihren er- baͤrmlichen Zuſtand als eine Gelegenheit anſehen, die hoͤchſte Staffel der Selbſt-Verleugnung aus- zuuͤben, und, da ſie auf die ewige Seligkeit nicht renunciren, und dieſelbe in Wind ſchlagen koͤn- nen, wie die thoͤrichten Myſtici traͤumen, doch auf ihren leiblichen Tod renunciren, und GOtte anheim ſtellen ſollen, auf was vor Weiſe er ſie will heimholen, und ſich an ihrer Seligkeit und GOTTes Gnade mehr begnuͤgen laſſen, als die Schande vor der Welt, und unverſtaͤndiger Menſchen ihre Urtheile, vor deren Augen die groͤſten Plagen der Kinder GOTTes verborgen ſind, Y 5

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Zitationshilfe: Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 345. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/391>, abgerufen am 22.11.2024.