sten, kan verdammen?Brevis pugna pacem peperit longam & aeterna gaudia. Und was der guten Gedancken und Einfälle mehr waren. Den gantzen Tag, und viel folgende drauf, so offt ich nur gedachte an das, was geschehen war, und was Herr D. Seeligmann gesaget hatte, und an den Trost, womit ich mich selbst, oder GOtt durch mich aufgerichtet hatte, gieng das Jauch- zen und Frohlocken samt den Freuden-Thränen, immer wieder von neuem an. Meine schwartze und finstere Augen wurden weiß, und fröhlich, daß sich meine Bekannten über die freudige Ge- stalt meines Antlitzes verwunderten. Meine Collegia, vor deren fernern Fortsetzung mir die Feyertage über gegrauet hatte, (denn in der Me- lancholie deuchten einem die kleinsten und leich- testen Verrichtungen lauter große Berge zu seyn, die man nicht werde übersteigen können,) gien- gen Montags nach Trinitatis wohl von statten. Ja da ich Mittwochs nach dem I. Post Trinita- tis in der Niclas-Kirchen, weil der Circular- Prediger kranck geworden, mit guter Approba- tion der Zuhörer predigte, so wuchs die Zahl meiner Auditorum im Collegio elaboratorio, hebraico, und auch im Disputatorio.
Anno
Q 5
und wieder froͤlich,
ſten, kan verdammen?Brevis pugna pacem peperit longam & æterna gaudia. Und was der guten Gedancken und Einfaͤlle mehr waren. Den gantzen Tag, und viel folgende drauf, ſo offt ich nur gedachte an das, was geſchehen war, und was Herr D. Seeligmann geſaget hatte, und an den Troſt, womit ich mich ſelbſt, oder GOtt durch mich aufgerichtet hatte, gieng das Jauch- zen und Frohlocken ſamt den Freuden-Thraͤnen, immer wieder von neuem an. Meine ſchwartze und finſtere Augen wurden weiß, und froͤhlich, daß ſich meine Bekannten uͤber die freudige Ge- ſtalt meines Antlitzes verwunderten. Meine Collegia, vor deren fernern Fortſetzung mir die Feyertage uͤber gegrauet hatte, (denn in der Me- lancholie deuchten einem die kleinſten und leich- teſten Verrichtungen lauter große Berge zu ſeyn, die man nicht werde uͤberſteigen koͤnnen,) gien- gen Montags nach Trinitatis wohl von ſtatten. Ja da ich Mittwochs nach dem I. Poſt Trinita- tis in der Niclas-Kirchen, weil der Circular- Prediger kranck geworden, mit guter Approba- tion der Zuhoͤrer predigte, ſo wuchs die Zahl meiner Auditorum im Collegio elaboratorio, hebraico, und auch im Diſputatorio.
Anno
Q 5
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0295"n="249"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">und wieder froͤlich,</hi></fw><lb/><hirendition="#fr">ſten, kan verdammen?</hi><hirendition="#aq">Brevis pugna pacem<lb/>
peperit longam & æterna gaudia.</hi> Und was<lb/>
der guten Gedancken und Einfaͤlle mehr waren.<lb/>
Den gantzen Tag, und viel folgende drauf, ſo<lb/>
offt ich nur gedachte an das, was geſchehen war,<lb/>
und was Herr <hirendition="#aq">D.</hi> Seeligmann geſaget hatte, und<lb/>
an den Troſt, womit ich mich ſelbſt, oder GOtt<lb/>
durch mich aufgerichtet hatte, gieng das Jauch-<lb/>
zen und Frohlocken ſamt den Freuden-Thraͤnen,<lb/>
immer wieder von neuem an. Meine ſchwartze<lb/>
und finſtere Augen wurden weiß, und froͤhlich,<lb/>
daß ſich meine Bekannten uͤber die freudige Ge-<lb/>ſtalt meines Antlitzes verwunderten. Meine<lb/><hirendition="#aq">Collegia,</hi> vor deren fernern Fortſetzung mir die<lb/>
Feyertage uͤber gegrauet hatte, (denn in der <hirendition="#aq">Me-<lb/>
lancholie</hi> deuchten einem die kleinſten und leich-<lb/>
teſten Verrichtungen lauter große Berge zu ſeyn,<lb/>
die man nicht werde uͤberſteigen koͤnnen,) gien-<lb/>
gen Montags nach <hirendition="#aq">Trinitatis</hi> wohl von ſtatten.<lb/>
Ja da ich Mittwochs nach dem <hirendition="#aq">I. Poſt Trinita-<lb/>
tis</hi> in der Niclas-Kirchen, weil der <hirendition="#aq">Circular-</hi><lb/>
Prediger kranck geworden, mit guter <hirendition="#aq">Approba-<lb/>
tion</hi> der Zuhoͤrer predigte, ſo wuchs die Zahl<lb/>
meiner <hirendition="#aq">Auditorum</hi> im <hirendition="#aq">Collegio elaboratorio,<lb/>
hebraico,</hi> und auch im <hirendition="#aq">Diſputatorio.</hi></p></div><lb/><fwplace="bottom"type="sig"><hirendition="#b">Q 5</hi></fw><fwplace="bottom"type="catch"><hirendition="#aq">Anno</hi></fw><lb/></body></text></TEI>
[249/0295]
und wieder froͤlich,
ſten, kan verdammen? Brevis pugna pacem
peperit longam & æterna gaudia. Und was
der guten Gedancken und Einfaͤlle mehr waren.
Den gantzen Tag, und viel folgende drauf, ſo
offt ich nur gedachte an das, was geſchehen war,
und was Herr D. Seeligmann geſaget hatte, und
an den Troſt, womit ich mich ſelbſt, oder GOtt
durch mich aufgerichtet hatte, gieng das Jauch-
zen und Frohlocken ſamt den Freuden-Thraͤnen,
immer wieder von neuem an. Meine ſchwartze
und finſtere Augen wurden weiß, und froͤhlich,
daß ſich meine Bekannten uͤber die freudige Ge-
ſtalt meines Antlitzes verwunderten. Meine
Collegia, vor deren fernern Fortſetzung mir die
Feyertage uͤber gegrauet hatte, (denn in der Me-
lancholie deuchten einem die kleinſten und leich-
teſten Verrichtungen lauter große Berge zu ſeyn,
die man nicht werde uͤberſteigen koͤnnen,) gien-
gen Montags nach Trinitatis wohl von ſtatten.
Ja da ich Mittwochs nach dem I. Poſt Trinita-
tis in der Niclas-Kirchen, weil der Circular-
Prediger kranck geworden, mit guter Approba-
tion der Zuhoͤrer predigte, ſo wuchs die Zahl
meiner Auditorum im Collegio elaboratorio,
hebraico, und auch im Diſputatorio.
Anno
Q 5
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 249. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/295>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.