für hat, solche von GOtt nicht werden zugerech- net werden.
Ein schwaches Haupt mit seinen Ursachen ist und bleibt ein Geheimniß, das noch kein Phi- losophus und Artzt gantz ausstudiret, und die Würckungen desselben a priori völlig demonstri- ret. Jch will nach der Philosophie in dieser Sache die Dinge einem so deutlich machen, daß er sich darüber verwundern soll, daferne er mich nur zu verstehen fähig ist; ich thue mir aber doch nicht vollkommene Satisfaction, glaube auch kaum, daß ich unten alles völlig in das höchste Licht setzen werde. Wenn ich zur selbigen Zeit ei- nen Trunck Merseburger-Bier, oder einen Trunck Wein zu mir nahm, so hatte ich auf eine kurtze Zeit von solchen garstigen Einfällen Ruhe, ob ich gleich an solche Dinge gedachte, welche sonst die schändlichsten Gedancken auf den Fusse nach sich zogen; so daß es mich recht schwer würde ankommen seyn, wenn ich dergleichen un- flätige Gedancken mit Fleiß alsdenn hätte erwe- cken wollen; da sie sonst bey schwachem Haupte, wie der Blitz, in der grösten Lebhafftigkeit, und Menge gleich da waren. Jch fieng also gar bald an zu mercken, daß diese Plagen großen Theils auch leibliche Kranckheiten wären, und vom Leibe, erhitzten Geblüte, und matten Lebens- Geistern herkämen, oder doch, wenn sie Anfangs
aus
abſcheulichen Gedancken:
fuͤr hat, ſolche von GOtt nicht werden zugerech- net werden.
Ein ſchwaches Haupt mit ſeinen Urſachen iſt und bleibt ein Geheimniß, das noch kein Phi- loſophus und Artzt gantz ausſtudiret, und die Wuͤrckungen deſſelben a priori voͤllig demonſtri- ret. Jch will nach der Philoſophie in dieſer Sache die Dinge einem ſo deutlich machen, daß er ſich daruͤber verwundern ſoll, daferne er mich nur zu verſtehen faͤhig iſt; ich thue mir aber doch nicht vollkommene Satisfaction, glaube auch kaum, daß ich unten alles voͤllig in das hoͤchſte Licht ſetzen werde. Wenn ich zur ſelbigen Zeit ei- nen Trunck Merſeburger-Bier, oder einen Trunck Wein zu mir nahm, ſo hatte ich auf eine kurtze Zeit von ſolchen garſtigen Einfaͤllen Ruhe, ob ich gleich an ſolche Dinge gedachte, welche ſonſt die ſchaͤndlichſten Gedancken auf den Fuſſe nach ſich zogen; ſo daß es mich recht ſchwer wuͤrde ankommen ſeyn, wenn ich dergleichen un- flaͤtige Gedancken mit Fleiß alsdenn haͤtte erwe- cken wollen; da ſie ſonſt bey ſchwachem Haupte, wie der Blitz, in der groͤſten Lebhafftigkeit, und Menge gleich da waren. Jch fieng alſo gar bald an zu mercken, daß dieſe Plagen großen Theils auch leibliche Kranckheiten waͤren, und vom Leibe, erhitzten Gebluͤte, und matten Lebens- Geiſtern herkaͤmen, oder doch, wenn ſie Anfangs
aus
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0276"n="230"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">abſcheulichen Gedancken:</hi></fw><lb/>
fuͤr hat, ſolche von GOtt nicht werden zugerech-<lb/>
net werden.</p><lb/><p>Ein ſchwaches Haupt mit ſeinen Urſachen<lb/>
iſt und bleibt ein Geheimniß, das noch kein <hirendition="#aq">Phi-<lb/>
loſophus</hi> und Artzt gantz aus<hirendition="#aq">ſtudi</hi>ret, und die<lb/>
Wuͤrckungen deſſelben <hirendition="#aq">a priori</hi> voͤllig <hirendition="#aq">demonſtri-</hi><lb/>
ret. Jch will nach der <hirendition="#aq">Philoſophie</hi> in dieſer<lb/>
Sache die Dinge einem ſo deutlich machen, daß<lb/>
er ſich daruͤber verwundern ſoll, daferne er mich<lb/>
nur zu verſtehen faͤhig iſt; ich thue mir aber<lb/>
doch nicht vollkommene <hirendition="#aq">Satisfaction,</hi> glaube auch<lb/>
kaum, daß ich unten alles voͤllig in das hoͤchſte Licht<lb/>ſetzen werde. Wenn ich zur ſelbigen Zeit ei-<lb/>
nen Trunck Merſeburger-Bier, oder einen<lb/>
Trunck Wein zu mir nahm, ſo hatte ich auf eine<lb/>
kurtze Zeit von ſolchen garſtigen Einfaͤllen Ruhe,<lb/>
ob ich gleich an ſolche Dinge gedachte, welche<lb/>ſonſt die ſchaͤndlichſten Gedancken auf den Fuſſe<lb/>
nach ſich zogen; ſo daß es mich recht ſchwer<lb/>
wuͤrde ankommen ſeyn, wenn ich dergleichen un-<lb/>
flaͤtige Gedancken mit Fleiß alsdenn haͤtte erwe-<lb/>
cken wollen; da ſie ſonſt bey ſchwachem Haupte,<lb/>
wie der Blitz, in der groͤſten Lebhafftigkeit, und<lb/>
Menge gleich da waren. Jch fieng alſo gar<lb/>
bald an zu mercken, daß dieſe Plagen großen<lb/>
Theils auch leibliche Kranckheiten waͤren, und<lb/>
vom Leibe, erhitzten Gebluͤte, und matten Lebens-<lb/>
Geiſtern herkaͤmen, oder doch, wenn ſie Anfangs<lb/><fwplace="bottom"type="catch">aus</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[230/0276]
abſcheulichen Gedancken:
fuͤr hat, ſolche von GOtt nicht werden zugerech-
net werden.
Ein ſchwaches Haupt mit ſeinen Urſachen
iſt und bleibt ein Geheimniß, das noch kein Phi-
loſophus und Artzt gantz ausſtudiret, und die
Wuͤrckungen deſſelben a priori voͤllig demonſtri-
ret. Jch will nach der Philoſophie in dieſer
Sache die Dinge einem ſo deutlich machen, daß
er ſich daruͤber verwundern ſoll, daferne er mich
nur zu verſtehen faͤhig iſt; ich thue mir aber
doch nicht vollkommene Satisfaction, glaube auch
kaum, daß ich unten alles voͤllig in das hoͤchſte Licht
ſetzen werde. Wenn ich zur ſelbigen Zeit ei-
nen Trunck Merſeburger-Bier, oder einen
Trunck Wein zu mir nahm, ſo hatte ich auf eine
kurtze Zeit von ſolchen garſtigen Einfaͤllen Ruhe,
ob ich gleich an ſolche Dinge gedachte, welche
ſonſt die ſchaͤndlichſten Gedancken auf den Fuſſe
nach ſich zogen; ſo daß es mich recht ſchwer
wuͤrde ankommen ſeyn, wenn ich dergleichen un-
flaͤtige Gedancken mit Fleiß alsdenn haͤtte erwe-
cken wollen; da ſie ſonſt bey ſchwachem Haupte,
wie der Blitz, in der groͤſten Lebhafftigkeit, und
Menge gleich da waren. Jch fieng alſo gar
bald an zu mercken, daß dieſe Plagen großen
Theils auch leibliche Kranckheiten waͤren, und
vom Leibe, erhitzten Gebluͤte, und matten Lebens-
Geiſtern herkaͤmen, oder doch, wenn ſie Anfangs
aus
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 230. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/276>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.