denjenigen einen Versuch, welche ich bisher in Humanioribus und in der Theologia Thetico- Polemica informiret hatte. Jch bekam auch in eben diesem Jahr einen Discipel, mit dem ich die Aristotelische Philosophie durchgehen solte; und das war der vor etlichen Jahren verstorbene Diaconus an der Thomas-Kirchen, M. Rabner, der damahls ein Jüngling von 16. Jahren war. Sein Vater, bey welchem man mich sehr recommandiret hatte, war be- sorgt, sein Sohn möchte sich einst bey den Pro- fessoribus Philosophiae verhaßt machen, daferne er die Philosophiam recentiorem studiren, und darnach im disputiren derselben Lehr-Sätze vor- tragen solte. Jch suchte ihm dieses zwar auszureden, und sagte, daß die Zeiten sich ge- ändert, und die Welt das Aristotelische Joch schon guten Theils abgeworffen hätte: daß auch Herr Olearius ohne Widerspruch vom Ari- stotele abgienge; allein er führte mir einige Exempel an, derer, welche sich durch die neue Philosophie an ihrer Beförderung gehindert hätten. Und so ließ ich mirs denn gefallen. Jch war zugleich mit ihm eines worden, ein wöchentliches Exercitium disputatorium mit dem Cursu zu verknüpffen, und auch außer dem im Hebräischen seinen Sohn zu informiren. Jch kam allem auf das genaueste nach. Jn
der
Bekombt einenDiſcipel,
denjenigen einen Verſuch, welche ich bisher in Humanioribus und in der Theologia Thetico- Polemica informiret hatte. Jch bekam auch in eben dieſem Jahr einen Diſcipel, mit dem ich die Ariſtoteliſche Philoſophie durchgehen ſolte; und das war der vor etlichen Jahren verſtorbene Diaconus an der Thomas-Kirchen, M. Rabner, der damahls ein Juͤngling von 16. Jahren war. Sein Vater, bey welchem man mich ſehr recommandiret hatte, war be- ſorgt, ſein Sohn moͤchte ſich einſt bey den Pro- feſſoribus Philoſophiæ verhaßt machen, daferne er die Philoſophiam recentiorem ſtudiren, und darnach im diſputiren derſelben Lehr-Saͤtze vor- tragen ſolte. Jch ſuchte ihm dieſes zwar auszureden, und ſagte, daß die Zeiten ſich ge- aͤndert, und die Welt das Ariſtoteliſche Joch ſchon guten Theils abgeworffen haͤtte: daß auch Herr Olearius ohne Widerſpruch vom Ari- ſtotele abgienge; allein er fuͤhrte mir einige Exempel an, derer, welche ſich durch die neue Philoſophie an ihrer Befoͤrderung gehindert haͤtten. Und ſo ließ ich mirs denn gefallen. Jch war zugleich mit ihm eines worden, ein woͤchentliches Exercitium diſputatorium mit dem Curſu zu verknuͤpffen, und auch außer dem im Hebraͤiſchen ſeinen Sohn zu informiren. Jch kam allem auf das genaueſte nach. Jn
der
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Bekombt einen Diſcipel,
denjenigen einen Verſuch, welche ich bisher in
Humanioribus und in der Theologia Thetico-
Polemica informiret hatte. Jch bekam auch
in eben dieſem Jahr einen Diſcipel, mit dem
ich die Ariſtoteliſche Philoſophie durchgehen
ſolte; und das war der vor etlichen Jahren
verſtorbene Diaconus an der Thomas-Kirchen,
M. Rabner, der damahls ein Juͤngling von 16.
Jahren war. Sein Vater, bey welchem
man mich ſehr recommandiret hatte, war be-
ſorgt, ſein Sohn moͤchte ſich einſt bey den Pro-
feſſoribus Philoſophiæ verhaßt machen, daferne
er die Philoſophiam recentiorem ſtudiren, und
darnach im diſputiren derſelben Lehr-Saͤtze vor-
tragen ſolte. Jch ſuchte ihm dieſes zwar
auszureden, und ſagte, daß die Zeiten ſich ge-
aͤndert, und die Welt das Ariſtoteliſche Joch
ſchon guten Theils abgeworffen haͤtte: daß
auch Herr Olearius ohne Widerſpruch vom Ari-
ſtotele abgienge; allein er fuͤhrte mir einige
Exempel an, derer, welche ſich durch die neue
Philoſophie an ihrer Befoͤrderung gehindert
haͤtten. Und ſo ließ ich mirs denn gefallen.
Jch war zugleich mit ihm eines worden, ein
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Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 202. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/248>, abgerufen am 30.01.2025.
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