vergessen wolte. Dieser las die Woche 4. Stunden einen lateinischen Autorem mit mir, und ich durffte vor gute Bezahlung nicht sor- gen. Um eben diese Zeit erwehlte der Herr M. Gehr, der ietzige Prediger im Zucht-Hause, in Humanioribus und Theologicis mich zu sei- nem Praeceptore, an dem ich hernach iederzeit einen sehr guten Freund gehabt, und noch habe. Er hatte auf eine Zeit dem Studiren schon gute Nacht gegeben, bekam aber von neuem Lust, sich wiederum zum Studiren zu wenden. Jch wurde mit ihm durch einen Studiosum bekannt, mit Namen Holm, der von Drontheim aus Norwegen gebürtig. Derselbe hatte unver- gleichliche Studia, und übertraff an Philosophie und Theologie und in Humanioribus uns an- dere alle, die wir mit ihm bey Bertholden spei- seten, und mit ihm offters disputirten. Er war aber der Arminianischen Religion zugethan; wie er denn auch im Gymnasio Arminiano zu Friedrichstadtfrequentiret hatte. Durch diesen Studiosum, der sonst ein sehr mäßiges und frommes Leben führte, gelangte ich zu der Erkänntniß der Theologorum Religionis Ar- minianae, Episcopii, Grotii, Limburgi, Cle- rici &c. von denen er unterschiedene Schrifften besaß, und mir auch einige von solchen com- municirte. Jch lernte freylich viel aus diesen
Schriff-
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undhabilitirt ſich in Leipzig:
vergeſſen wolte. Dieſer las die Woche 4. Stunden einen lateiniſchen Autorem mit mir, und ich durffte vor gute Bezahlung nicht ſor- gen. Um eben dieſe Zeit erwehlte der Herr M. Gehr, der ietzige Prediger im Zucht-Hauſe, in Humanioribus und Theologicis mich zu ſei- nem Præceptore, an dem ich hernach iederzeit einen ſehr guten Freund gehabt, und noch habe. Er hatte auf eine Zeit dem Studiren ſchon gute Nacht gegeben, bekam aber von neuem Luſt, ſich wiederum zum Studiren zu wenden. Jch wurde mit ihm durch einen Studioſum bekannt, mit Namen Holm, der von Drontheim aus Norwegen gebuͤrtig. Derſelbe hatte unver- gleichliche Studia, und uͤbertraff an Philoſophie und Theologie und in Humanioribus uns an- dere alle, die wir mit ihm bey Bertholden ſpei- ſeten, und mit ihm offters diſputirten. Er war aber der Arminianiſchen Religion zugethan; wie er denn auch im Gymnaſio Arminiano zu Friedrichſtadtfrequentiret hatte. Durch dieſen Studioſum, der ſonſt ein ſehr maͤßiges und frommes Leben fuͤhrte, gelangte ich zu der Erkaͤnntniß der Theologorum Religionis Ar- minianæ, Epiſcopii, Grotii, Limburgi, Cle- rici &c. von denen er unterſchiedene Schrifften beſaß, und mir auch einige von ſolchen com- municirte. Jch lernte freylich viel aus dieſen
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und habilitirt ſich in Leipzig:
vergeſſen wolte. Dieſer las die Woche 4.
Stunden einen lateiniſchen Autorem mit mir,
und ich durffte vor gute Bezahlung nicht ſor-
gen. Um eben dieſe Zeit erwehlte der Herr
M. Gehr, der ietzige Prediger im Zucht-Hauſe,
in Humanioribus und Theologicis mich zu ſei-
nem Præceptore, an dem ich hernach iederzeit
einen ſehr guten Freund gehabt, und noch habe.
Er hatte auf eine Zeit dem Studiren ſchon gute
Nacht gegeben, bekam aber von neuem Luſt,
ſich wiederum zum Studiren zu wenden. Jch
wurde mit ihm durch einen Studioſum bekannt,
mit Namen Holm, der von Drontheim aus
Norwegen gebuͤrtig. Derſelbe hatte unver-
gleichliche Studia, und uͤbertraff an Philoſophie
und Theologie und in Humanioribus uns an-
dere alle, die wir mit ihm bey Bertholden ſpei-
ſeten, und mit ihm offters diſputirten. Er
war aber der Arminianiſchen Religion zugethan;
wie er denn auch im Gymnaſio Arminiano zu
Friedrichſtadt frequentiret hatte. Durch
dieſen Studioſum, der ſonſt ein ſehr maͤßiges
und frommes Leben fuͤhrte, gelangte ich zu der
Erkaͤnntniß der Theologorum Religionis Ar-
minianæ, Epiſcopii, Grotii, Limburgi, Cle-
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Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 181. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/227>, abgerufen am 23.11.2024.
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