gefangen hätte. Dieses mahl aber, An. 1700. im Sommer, traff ich andere Bekannten an, die uns nach Studenten-Manier eine Ehre anthaten, und mit uns manches von den Streit-Puncten discurirten, so die andern Theologi, und insonderheit die Witebergen- ses mit den Hallensibus hatten. Jch ließ mir solches wohlgefallen, kauffte auch einige Kleinig- keiten, aus welchen ich davon noch mehrern Un- terricht bekommen konte.
Alß ich wieder nach Hause kommen war, dachte ich an meine Projecte, und Entwürffe, die ich gemacht, und sann, wie ich solche be- werckstelligen wolte. Weil ich mich unter Herr Odelem im disputiren wohl gehalten, so entschloß ich mich, Baccalaureus Philosophiae zu werden, und solte ich das Geld in Breßlau bey meinen Gönnern dazu erbetteln, an welche ich auch schrieb, und alles erhielt, was ich suchte. Und damit die Promotio in Magistrum gleich den Winter darauf mit dem Baccalaureat ver- knüpffet werden möchte, so schrieb ich auch an meine Mutter, und noch lebende Brüder, und Schwestern, daß sie dieselbe bereden möchten, daß sie vor ihrem Ende noch, welches ohnedem nicht ferne mehr seyn könte, von dem Noth- Pfennige, den sie etwan mochte ihr beygeleget haben, mir so viel zuschickte, als ich zur Pro-
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Commilitonesan:
gefangen haͤtte. Dieſes mahl aber, An. 1700. im Sommer, traff ich andere Bekannten an, die uns nach Studenten-Manier eine Ehre anthaten, und mit uns manches von den Streit-Puncten diſcurirten, ſo die andern Theologi, und inſonderheit die Witebergen- ſes mit den Hallenſibus hatten. Jch ließ mir ſolches wohlgefallen, kauffte auch einige Kleinig- keiten, aus welchen ich davon noch mehrern Un- terricht bekommen konte.
Alß ich wieder nach Hauſe kommen war, dachte ich an meine Projecte, und Entwuͤrffe, die ich gemacht, und ſann, wie ich ſolche be- werckſtelligen wolte. Weil ich mich unter Herr Odelem im diſputiren wohl gehalten, ſo entſchloß ich mich, Baccalaureus Philoſophiæ zu werden, und ſolte ich das Geld in Breßlau bey meinen Goͤnnern dazu erbetteln, an welche ich auch ſchrieb, und alles erhielt, was ich ſuchte. Und damit die Promotio in Magiſtrum gleich den Winter darauf mit dem Baccalaureat ver- knuͤpffet werden moͤchte, ſo ſchrieb ich auch an meine Mutter, und noch lebende Bruͤder, und Schweſtern, daß ſie dieſelbe bereden moͤchten, daß ſie vor ihrem Ende noch, welches ohnedem nicht ferne mehr ſeyn koͤnte, von dem Noth- Pfennige, den ſie etwan mochte ihr beygeleget haben, mir ſo viel zuſchickte, als ich zur Pro-
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Commilitones an:
gefangen haͤtte. Dieſes mahl aber, An. 1700.
im Sommer, traff ich andere Bekannten an,
die uns nach Studenten-Manier eine Ehre
anthaten, und mit uns manches von den
Streit-Puncten diſcurirten, ſo die andern
Theologi, und inſonderheit die Witebergen-
ſes mit den Hallenſibus hatten. Jch ließ mir
ſolches wohlgefallen, kauffte auch einige Kleinig-
keiten, aus welchen ich davon noch mehrern Un-
terricht bekommen konte.
Alß ich wieder nach Hauſe kommen war,
dachte ich an meine Projecte, und Entwuͤrffe,
die ich gemacht, und ſann, wie ich ſolche be-
werckſtelligen wolte. Weil ich mich unter
Herr Odelem im diſputiren wohl gehalten, ſo
entſchloß ich mich, Baccalaureus Philoſophiæ zu
werden, und ſolte ich das Geld in Breßlau bey
meinen Goͤnnern dazu erbetteln, an welche ich
auch ſchrieb, und alles erhielt, was ich ſuchte.
Und damit die Promotio in Magiſtrum gleich
den Winter darauf mit dem Baccalaureat ver-
knuͤpffet werden moͤchte, ſo ſchrieb ich auch an
meine Mutter, und noch lebende Bruͤder, und
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daß ſie vor ihrem Ende noch, welches ohnedem
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Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 179. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/225>, abgerufen am 30.01.2025.
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