Kranckheiten von GOtt heimgesucht wer- den, einem Unglücks-Falle nach dem andern unterworfen seyn, ist freylich eben kein großer Ruhm, sondern offters eine Folge gewisser Sünden, die vorher gegangen, und eher ein Zeichen dessen, über den GOttes Gerichte ausgebrochen, oder wenn es hoch kommt, den GOtt noch zu retten, und zu bekehren bemü- het ist, als dessen, der in dem Schooße GOttes schon sitzet, und von ihm hochgeachtet ist. Du wirst doch aber auch in deinem Buche von Glücks-Fällen, und von solchen Thaten zu er- zehlen wissen, da GOtt seine Gnaden-Sonne dir scheinen, oder gar sein gnädiges Antlitz dich sehen lassen: da er nicht mehr zu dir im Wet- ter geredet, wie zu Hiob, sondern in einem stillen und sanfften Sausen, wie zu Elia, und nach vieler Furcht und Schrecken dein Hertz mit Muth und himmlischer Freude erfüllet, und Merckmahle seiner Liebe dich spühren lassen. Jch gebe diß gerne zu: es ist auch davon eines und das andere in meiner Lebens-Beschreibung ange-
mer-
Vorrede.
Kranckheiten von GOtt heimgeſucht wer- den, einem Ungluͤcks-Falle nach dem andern unterworfen ſeyn, iſt freylich eben kein großer Ruhm, ſondern offters eine Folge gewiſſer Suͤnden, die vorher gegangen, und eher ein Zeichen deſſen, uͤber den GOttes Gerichte ausgebrochen, oder wenn es hoch kommt, den GOtt noch zu retten, und zu bekehren bemuͤ- het iſt, als deſſen, der in dem Schooße GOttes ſchon ſitzet, und von ihm hochgeachtet iſt. Du wirſt doch aber auch in deinem Buche von Gluͤcks-Faͤllen, und von ſolchen Thaten zu er- zehlen wiſſen, da GOtt ſeine Gnaden-Sonne dir ſcheinen, oder gar ſein gnaͤdiges Antlitz dich ſehen laſſen: da er nicht mehr zu dir im Wet- ter geredet, wie zu Hiob, ſondern in einem ſtillen und ſanfften Sauſen, wie zu Elia, und nach vieler Furcht und Schrecken dein Hertz mit Muth und himmliſcher Freude erfuͤllet, und Merckmahle ſeiner Liebe dich ſpuͤhren laſſen. Jch gebe diß gerne zu: es iſt auch davon eines und das andere in meiner Lebens-Beſchreibung ange-
mer-
<TEI><text><front><divn="1"><p><pbfacs="#f0019"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Vorrede.</hi></fw><lb/>
Kranckheiten von GOtt heimgeſucht wer-<lb/>
den, einem Ungluͤcks-Falle nach dem andern<lb/>
unterworfen ſeyn, iſt freylich eben kein großer<lb/>
Ruhm, ſondern offters eine Folge gewiſſer<lb/>
Suͤnden, die vorher gegangen, und eher ein<lb/>
Zeichen deſſen, uͤber den GOttes Gerichte<lb/>
ausgebrochen, oder wenn es hoch kommt, den<lb/>
GOtt noch zu retten, und zu bekehren bemuͤ-<lb/>
het iſt, als deſſen, der in dem Schooße GOttes<lb/>ſchon ſitzet, und von ihm hochgeachtet iſt. Du<lb/>
wirſt doch aber auch in deinem Buche von<lb/>
Gluͤcks-Faͤllen, und von ſolchen Thaten zu er-<lb/>
zehlen wiſſen, da GOtt ſeine Gnaden-Sonne<lb/>
dir ſcheinen, oder gar ſein gnaͤdiges Antlitz dich<lb/>ſehen laſſen: da er nicht mehr zu dir im Wet-<lb/>
ter geredet, wie zu Hiob, ſondern in einem<lb/>ſtillen und ſanfften Sauſen, wie zu Elia, und<lb/>
nach vieler Furcht und Schrecken dein Hertz<lb/>
mit Muth und himmliſcher Freude erfuͤllet,<lb/>
und Merckmahle ſeiner Liebe dich ſpuͤhren<lb/>
laſſen. Jch gebe diß gerne zu: es iſt<lb/>
auch <hirendition="#fr">davon</hi> eines und das andere in<lb/>
meiner Lebens-Beſchreibung ange-<lb/><fwplace="bottom"type="catch"><hirendition="#fr">mer-</hi></fw><lb/></p></div></front></text></TEI>
[0019]
Vorrede.
Kranckheiten von GOtt heimgeſucht wer-
den, einem Ungluͤcks-Falle nach dem andern
unterworfen ſeyn, iſt freylich eben kein großer
Ruhm, ſondern offters eine Folge gewiſſer
Suͤnden, die vorher gegangen, und eher ein
Zeichen deſſen, uͤber den GOttes Gerichte
ausgebrochen, oder wenn es hoch kommt, den
GOtt noch zu retten, und zu bekehren bemuͤ-
het iſt, als deſſen, der in dem Schooße GOttes
ſchon ſitzet, und von ihm hochgeachtet iſt. Du
wirſt doch aber auch in deinem Buche von
Gluͤcks-Faͤllen, und von ſolchen Thaten zu er-
zehlen wiſſen, da GOtt ſeine Gnaden-Sonne
dir ſcheinen, oder gar ſein gnaͤdiges Antlitz dich
ſehen laſſen: da er nicht mehr zu dir im Wet-
ter geredet, wie zu Hiob, ſondern in einem
ſtillen und ſanfften Sauſen, wie zu Elia, und
nach vieler Furcht und Schrecken dein Hertz
mit Muth und himmliſcher Freude erfuͤllet,
und Merckmahle ſeiner Liebe dich ſpuͤhren
laſſen. Jch gebe diß gerne zu: es iſt
auch davon eines und das andere in
meiner Lebens-Beſchreibung ange-
mer-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/19>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.