gesonnen, den Tag auszuruhen, und das Stei- gen auf den Berg bis auf den folgenden Tag zu verschieben; doch das Bier nutzete nichts, und meine große Begierde, bald das Ziel mei- ner Reise zu erreichen, ließ mir keine Rast, noch Ruhe. Jch beredete demnach 6. aus den Reise-Gefährden, daß sie mit mir auf den Berg giengen. Man brauchte 3. Stunden, ehe man auf die Spitze desselben kam, und es mochte ohngefehr 4. Uhr seyn, da wir solche erreichten, und die Capelle besahen, die gantz oben auf dem Berge stehet.
Sehet aber da einen Streich, und ein Exempel, das in das Buch der Weisen und Narren gehöret, welches Thomas Fritsch vor einigen Jahren edirte. Da wir oben wa- ren, und uns nun lange genug umgesehen hat- ten, und an das Wiederheruntergehen geden- cken solten, hatte ich einen unvergleichlichen Einfall. Jch sagte: Eben den Weg wie- der herunter zu gehen, den wir herauf gekom- men, ist eine verdrüßliche Sache: wir wollen den Weg erwehlen, der auf der andern Seite des Berges hinunter gehet; wer weiß, ob wir da nicht noch einige Curiosa antreffen, die wir auf dem ersten Wege noch nicht gefunden haben. Dictum factum. Die andern stimm- ten gleich ein, und war einer so einfältig
wie
J 5
und auf den Berg zu ſteigen,
geſonnen, den Tag auszuruhen, und das Stei- gen auf den Berg bis auf den folgenden Tag zu verſchieben; doch das Bier nutzete nichts, und meine große Begierde, bald das Ziel mei- ner Reiſe zu erreichen, ließ mir keine Raſt, noch Ruhe. Jch beredete demnach 6. aus den Reiſe-Gefaͤhrden, daß ſie mit mir auf den Berg giengen. Man brauchte 3. Stunden, ehe man auf die Spitze deſſelben kam, und es mochte ohngefehr 4. Uhr ſeyn, da wir ſolche erreichten, und die Capelle beſahen, die gantz oben auf dem Berge ſtehet.
Sehet aber da einen Streich, und ein Exempel, das in das Buch der Weiſen und Narren gehoͤret, welches Thomas Fritſch vor einigen Jahren edirte. Da wir oben wa- ren, und uns nun lange genug umgeſehen hat- ten, und an das Wiederheruntergehen geden- cken ſolten, hatte ich einen unvergleichlichen Einfall. Jch ſagte: Eben den Weg wie- der herunter zu gehen, den wir herauf gekom- men, iſt eine verdruͤßliche Sache: wir wollen den Weg erwehlen, der auf der andern Seite des Berges hinunter gehet; wer weiß, ob wir da nicht noch einige Curioſa antreffen, die wir auf dem erſten Wege noch nicht gefunden haben. Dictum factum. Die andern ſtimm- ten gleich ein, und war einer ſo einfaͤltig
wie
J 5
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0183"n="137"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">und auf den Berg zu ſteigen,</hi></fw><lb/>
geſonnen, den Tag auszuruhen, und das Stei-<lb/>
gen auf den Berg bis auf den folgenden Tag<lb/>
zu verſchieben; doch das Bier nutzete nichts,<lb/>
und meine große Begierde, bald das Ziel mei-<lb/>
ner Reiſe zu erreichen, ließ mir keine Raſt, noch<lb/>
Ruhe. Jch beredete demnach 6. aus den<lb/>
Reiſe-Gefaͤhrden, daß ſie mit mir auf den<lb/>
Berg giengen. Man brauchte 3. Stunden,<lb/>
ehe man auf die Spitze deſſelben kam, und es<lb/>
mochte ohngefehr 4. Uhr ſeyn, da wir ſolche<lb/>
erreichten, und die Capelle beſahen, die gantz<lb/>
oben auf dem Berge ſtehet.</p><lb/><p>Sehet aber da einen Streich, und ein<lb/>
Exempel, das in das <hirendition="#fr">Buch der Weiſen und<lb/>
Narren</hi> gehoͤret, welches <hirendition="#aq">Thomas Fritſch</hi> vor<lb/>
einigen Jahren <hirendition="#aq">edi</hi>rte. Da wir oben wa-<lb/>
ren, und uns nun lange genug umgeſehen hat-<lb/>
ten, und an das Wiederheruntergehen geden-<lb/>
cken ſolten, hatte ich einen unvergleichlichen<lb/>
Einfall. Jch ſagte: Eben den Weg wie-<lb/>
der herunter zu gehen, den wir herauf gekom-<lb/>
men, iſt eine verdruͤßliche Sache: wir wollen<lb/>
den Weg erwehlen, der auf der andern Seite<lb/>
des Berges hinunter gehet; wer weiß, ob wir<lb/>
da nicht noch einige <hirendition="#aq">Curioſa</hi> antreffen, die wir<lb/>
auf dem erſten Wege noch nicht gefunden<lb/>
haben. <hirendition="#aq">Dictum factum.</hi> Die andern ſtimm-<lb/>
ten gleich ein, und war einer ſo einfaͤltig<lb/><fwplace="bottom"type="sig">J 5</fw><fwplace="bottom"type="catch">wie</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[137/0183]
und auf den Berg zu ſteigen,
geſonnen, den Tag auszuruhen, und das Stei-
gen auf den Berg bis auf den folgenden Tag
zu verſchieben; doch das Bier nutzete nichts,
und meine große Begierde, bald das Ziel mei-
ner Reiſe zu erreichen, ließ mir keine Raſt, noch
Ruhe. Jch beredete demnach 6. aus den
Reiſe-Gefaͤhrden, daß ſie mit mir auf den
Berg giengen. Man brauchte 3. Stunden,
ehe man auf die Spitze deſſelben kam, und es
mochte ohngefehr 4. Uhr ſeyn, da wir ſolche
erreichten, und die Capelle beſahen, die gantz
oben auf dem Berge ſtehet.
Sehet aber da einen Streich, und ein
Exempel, das in das Buch der Weiſen und
Narren gehoͤret, welches Thomas Fritſch vor
einigen Jahren edirte. Da wir oben wa-
ren, und uns nun lange genug umgeſehen hat-
ten, und an das Wiederheruntergehen geden-
cken ſolten, hatte ich einen unvergleichlichen
Einfall. Jch ſagte: Eben den Weg wie-
der herunter zu gehen, den wir herauf gekom-
men, iſt eine verdruͤßliche Sache: wir wollen
den Weg erwehlen, der auf der andern Seite
des Berges hinunter gehet; wer weiß, ob wir
da nicht noch einige Curioſa antreffen, die wir
auf dem erſten Wege noch nicht gefunden
haben. Dictum factum. Die andern ſtimm-
ten gleich ein, und war einer ſo einfaͤltig
wie
J 5
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 137. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/183>, abgerufen am 10.10.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.