Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738.

Bild:
<< vorherige Seite

Geräth wegen einer Magd
seine beyde Collegen, die beyden Nimptsche,
Vater, und Sohn, daran die meiste Ursache
waren, und die gröste Verantwortung hatten.

Anno 1692.
§. 17.

Nun diß war ein Ubergang, der nicht
lange dauerte. Gegen Michael aber gerieth
ich in eine neue Verdrießlichkeit, die mich ein
halbes Jahr nicht wenig gequälet, und mortifici-
ret, und zwar bey eben diesem Prediger, der
mir zwar nach Pfingsten die Famulatur aufgesa-
get, aber auf großes Bitten meines Bruders
mich vor dißmahl noch im Hause behalten hatte.
Ohngeachtet er nun eine Frau hatte, so mie-
thete er doch das Gesinde selbst. Er brauchte
eine junge Magd, oder sogenannte Schleußerin.
Seine Mutter, die alte Acoluthin, hatte ihm
eine ausgesucht. Ehe sie aber anzog, erfuhr
ich an dem Orte, wo mein Bruder diente, daß
sie eine Ertz-Canaille, und daß sie mit einem
Kerl nacket im Bade, und an einem gewissen
Orte in der That wäre angetroffen worden.
Ob es Calumnien, und nur übele Nachreden
gewesen, weiß ich nicht. Gar zu viel Redli-
ches mochte wol nicht an ihr seyn; denn, wenn
sie nach der Zeit mit mir auf der Stadt-Voigt-
they vorstehen solte, so trieb sie solchen Unfug

haußen

Geraͤth wegen einer Magd
ſeine beyde Collegen, die beyden Nimptſche,
Vater, und Sohn, daran die meiſte Urſache
waren, und die groͤſte Verantwortung hatten.

Anno 1692.
§. 17.

Nun diß war ein Ubergang, der nicht
lange dauerte. Gegen Michael aber gerieth
ich in eine neue Verdrießlichkeit, die mich ein
halbes Jahr nicht wenig gequaͤlet, und mortifici-
ret, und zwar bey eben dieſem Prediger, der
mir zwar nach Pfingſten die Famulatur aufgeſa-
get, aber auf großes Bitten meines Bruders
mich vor dißmahl noch im Hauſe behalten hatte.
Ohngeachtet er nun eine Frau hatte, ſo mie-
thete er doch das Geſinde ſelbſt. Er brauchte
eine junge Magd, oder ſogenannte Schleußerin.
Seine Mutter, die alte Acoluthin, hatte ihm
eine ausgeſucht. Ehe ſie aber anzog, erfuhr
ich an dem Orte, wo mein Bruder diente, daß
ſie eine Ertz-Canaille, und daß ſie mit einem
Kerl nacket im Bade, und an einem gewiſſen
Orte in der That waͤre angetroffen worden.
Ob es Calumnien, und nur uͤbele Nachreden
geweſen, weiß ich nicht. Gar zu viel Redli-
ches mochte wol nicht an ihr ſeyn; denn, wenn
ſie nach der Zeit mit mir auf der Stadt-Voigt-
they vorſtehen ſolte, ſo trieb ſie ſolchen Unfug

haußen
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0121" n="75"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Gera&#x0364;th wegen einer Magd</hi></fw><lb/>
&#x017F;eine beyde <hi rendition="#aq">Colleg</hi>en, die beyden <hi rendition="#aq">Nimpt&#x017F;che,</hi><lb/>
Vater, und Sohn, daran die mei&#x017F;te Ur&#x017F;ache<lb/>
waren, und die gro&#x0364;&#x017F;te Verantwortung hatten.</p>
      </div><lb/>
      <div n="1">
        <head><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">Anno</hi></hi> 1692.</hi><lb/>
§. 17.</head><lb/>
        <p>Nun diß war ein Ubergang, der nicht<lb/>
lange dauerte. Gegen Michael aber gerieth<lb/>
ich in eine neue Verdrießlichkeit, die mich ein<lb/>
halbes Jahr nicht wenig gequa&#x0364;let, und <hi rendition="#aq">mortifici-</hi><lb/>
ret, und zwar bey eben die&#x017F;em Prediger, der<lb/>
mir zwar nach Pfing&#x017F;ten die <hi rendition="#aq">Famulatur</hi> aufge&#x017F;a-<lb/>
get, aber auf großes Bitten meines Bruders<lb/>
mich vor dißmahl noch im Hau&#x017F;e behalten hatte.<lb/>
Ohngeachtet er nun eine Frau hatte, &#x017F;o mie-<lb/>
thete er doch das Ge&#x017F;inde &#x017F;elb&#x017F;t. Er brauchte<lb/>
eine junge Magd, oder &#x017F;ogenannte Schleußerin.<lb/>
Seine Mutter, die alte Acoluthin, hatte ihm<lb/>
eine ausge&#x017F;ucht. Ehe &#x017F;ie aber anzog, erfuhr<lb/>
ich an dem Orte, wo mein Bruder diente, daß<lb/>
&#x017F;ie eine Ertz-<hi rendition="#aq">Canaille,</hi> und daß &#x017F;ie mit einem<lb/>
Kerl nacket im Bade, und an einem gewi&#x017F;&#x017F;en<lb/>
Orte in der That wa&#x0364;re angetroffen worden.<lb/>
Ob es <hi rendition="#aq">Calumni</hi>en, und nur u&#x0364;bele Nachreden<lb/>
gewe&#x017F;en, weiß ich nicht. Gar zu viel Redli-<lb/>
ches mochte wol nicht an ihr &#x017F;eyn; denn, wenn<lb/>
&#x017F;ie nach der Zeit mit mir auf der Stadt-Voigt-<lb/>
they vor&#x017F;tehen &#x017F;olte, &#x017F;o trieb &#x017F;ie &#x017F;olchen Unfug<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">haußen</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[75/0121] Geraͤth wegen einer Magd ſeine beyde Collegen, die beyden Nimptſche, Vater, und Sohn, daran die meiſte Urſache waren, und die groͤſte Verantwortung hatten. Anno 1692. §. 17. Nun diß war ein Ubergang, der nicht lange dauerte. Gegen Michael aber gerieth ich in eine neue Verdrießlichkeit, die mich ein halbes Jahr nicht wenig gequaͤlet, und mortifici- ret, und zwar bey eben dieſem Prediger, der mir zwar nach Pfingſten die Famulatur aufgeſa- get, aber auf großes Bitten meines Bruders mich vor dißmahl noch im Hauſe behalten hatte. Ohngeachtet er nun eine Frau hatte, ſo mie- thete er doch das Geſinde ſelbſt. Er brauchte eine junge Magd, oder ſogenannte Schleußerin. Seine Mutter, die alte Acoluthin, hatte ihm eine ausgeſucht. Ehe ſie aber anzog, erfuhr ich an dem Orte, wo mein Bruder diente, daß ſie eine Ertz-Canaille, und daß ſie mit einem Kerl nacket im Bade, und an einem gewiſſen Orte in der That waͤre angetroffen worden. Ob es Calumnien, und nur uͤbele Nachreden geweſen, weiß ich nicht. Gar zu viel Redli- ches mochte wol nicht an ihr ſeyn; denn, wenn ſie nach der Zeit mit mir auf der Stadt-Voigt- they vorſtehen ſolte, ſo trieb ſie ſolchen Unfug haußen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/121
Zitationshilfe: Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 75. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/121>, abgerufen am 24.11.2024.