Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738.

Bild:
<< vorherige Seite

es spocken solte:
wuste, wie ich die Treppe hinauf kommen solte.
Mit dem Geld-Klitschen in der Nacht war es
was curieuses, welches ich gantz klar, und deut-
lich mehr als einmahl gehöret, und, so offt ich es
gehöret, mich so tieff unter das Bette gestecket,
so tieff als ich kunte. Einst fiel auch etwas in
meiner Cammer, und zwar so starck, daß ich
meynte, ich fiele selbst mit samt der Cammer ein,
und auch mein Wirth, der unter mir schlieff, des
Morgens darnach fragte. Es war aber in
der Cammer nicht das geringste, was gefallen
wäre, oder etwan hätte fallen können, wahrzu-
nehmen. Denselben Winter führte man das
heimliche Gemach aus, welches eben in dem
verdächtigen Winckel, wo es spockte, anzutreffen;
und da gieng die Rede im gantzen Hause, daß
die Schinder-Knechte, so dabey mit ausschöpf-
fen beschäfftiget waren, von Gespenstern nicht
wenig wären incommodiret worden. Jch
habe einst nach der Zeit, nemlich An. 1693. bey
diesem Brauer eine Nacht geherberget, weil ich
in die Vorstadt nicht heimgehen wolte, sondern
mich mit Willen in der Stadt verschliessen las-
sen; und ich kan betheuren, daß, ob ich gleich
in solchem Jahre schon 93. mahl mehr Hertze
hatte, als vor diesem, ich es dennoch fast die
gantze Nacht im Hofe Geld zehlen hören. Jch
habe mich im Bette aufgericht, und recht mit

Fleiß

es ſpocken ſolte:
wuſte, wie ich die Treppe hinauf kommen ſolte.
Mit dem Geld-Klitſchen in der Nacht war es
was curieuſes, welches ich gantz klar, und deut-
lich mehr als einmahl gehoͤret, und, ſo offt ich es
gehoͤret, mich ſo tieff unter das Bette geſtecket,
ſo tieff als ich kunte. Einſt fiel auch etwas in
meiner Cammer, und zwar ſo ſtarck, daß ich
meynte, ich fiele ſelbſt mit ſamt der Cammer ein,
und auch mein Wirth, der unter mir ſchlieff, des
Morgens darnach fragte. Es war aber in
der Cammer nicht das geringſte, was gefallen
waͤre, oder etwan haͤtte fallen koͤnnen, wahrzu-
nehmen. Denſelben Winter fuͤhrte man das
heimliche Gemach aus, welches eben in dem
verdaͤchtigen Winckel, wo es ſpockte, anzutreffen;
und da gieng die Rede im gantzen Hauſe, daß
die Schinder-Knechte, ſo dabey mit ausſchoͤpf-
fen beſchaͤfftiget waren, von Geſpenſtern nicht
wenig waͤren incommodiret worden. Jch
habe einſt nach der Zeit, nemlich An. 1693. bey
dieſem Brauer eine Nacht geherberget, weil ich
in die Vorſtadt nicht heimgehen wolte, ſondern
mich mit Willen in der Stadt verſchlieſſen laſ-
ſen; und ich kan betheuren, daß, ob ich gleich
in ſolchem Jahre ſchon 93. mahl mehr Hertze
hatte, als vor dieſem, ich es dennoch faſt die
gantze Nacht im Hofe Geld zehlen hoͤren. Jch
habe mich im Bette aufgericht, und recht mit

Fleiß
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0112" n="66"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">es &#x017F;pocken &#x017F;olte:</hi></fw><lb/>
wu&#x017F;te, wie ich die Treppe hinauf kommen &#x017F;olte.<lb/>
Mit dem Geld-Klit&#x017F;chen in der Nacht war es<lb/>
was <hi rendition="#aq">curieu&#x017F;</hi>es, welches ich gantz klar, und deut-<lb/>
lich mehr als einmahl geho&#x0364;ret, und, &#x017F;o offt ich es<lb/>
geho&#x0364;ret, mich &#x017F;o tieff unter das Bette ge&#x017F;tecket,<lb/>
&#x017F;o tieff als ich kunte. Ein&#x017F;t fiel auch etwas in<lb/>
meiner Cammer, und zwar &#x017F;o &#x017F;tarck, daß ich<lb/>
meynte, ich fiele &#x017F;elb&#x017F;t mit &#x017F;amt der Cammer ein,<lb/>
und auch mein Wirth, der unter mir &#x017F;chlieff, des<lb/>
Morgens darnach fragte. Es war aber in<lb/>
der Cammer nicht das gering&#x017F;te, was gefallen<lb/>
wa&#x0364;re, oder etwan ha&#x0364;tte fallen ko&#x0364;nnen, wahrzu-<lb/>
nehmen. Den&#x017F;elben Winter fu&#x0364;hrte man das<lb/>
heimliche Gemach aus, welches eben in dem<lb/>
verda&#x0364;chtigen Winckel, wo es &#x017F;pockte, anzutreffen;<lb/>
und da gieng die Rede im gantzen Hau&#x017F;e, daß<lb/>
die Schinder-Knechte, &#x017F;o dabey mit aus&#x017F;cho&#x0364;pf-<lb/>
fen be&#x017F;cha&#x0364;fftiget waren, von Ge&#x017F;pen&#x017F;tern nicht<lb/>
wenig wa&#x0364;ren <hi rendition="#aq">incommodi</hi>ret worden. Jch<lb/>
habe ein&#x017F;t nach der Zeit, nemlich <hi rendition="#aq">An.</hi> 1693. bey<lb/>
die&#x017F;em Brauer eine Nacht geherberget, weil ich<lb/>
in die Vor&#x017F;tadt nicht heimgehen wolte, &#x017F;ondern<lb/>
mich mit Willen in der Stadt ver&#x017F;chlie&#x017F;&#x017F;en la&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en; und ich kan betheuren, daß, ob ich gleich<lb/>
in &#x017F;olchem Jahre &#x017F;chon 93. mahl mehr Hertze<lb/>
hatte, als vor die&#x017F;em, ich es dennoch fa&#x017F;t die<lb/>
gantze Nacht im Hofe Geld zehlen ho&#x0364;ren. Jch<lb/>
habe mich im Bette aufgericht, und recht mit<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Fleiß</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[66/0112] es ſpocken ſolte: wuſte, wie ich die Treppe hinauf kommen ſolte. Mit dem Geld-Klitſchen in der Nacht war es was curieuſes, welches ich gantz klar, und deut- lich mehr als einmahl gehoͤret, und, ſo offt ich es gehoͤret, mich ſo tieff unter das Bette geſtecket, ſo tieff als ich kunte. Einſt fiel auch etwas in meiner Cammer, und zwar ſo ſtarck, daß ich meynte, ich fiele ſelbſt mit ſamt der Cammer ein, und auch mein Wirth, der unter mir ſchlieff, des Morgens darnach fragte. Es war aber in der Cammer nicht das geringſte, was gefallen waͤre, oder etwan haͤtte fallen koͤnnen, wahrzu- nehmen. Denſelben Winter fuͤhrte man das heimliche Gemach aus, welches eben in dem verdaͤchtigen Winckel, wo es ſpockte, anzutreffen; und da gieng die Rede im gantzen Hauſe, daß die Schinder-Knechte, ſo dabey mit ausſchoͤpf- fen beſchaͤfftiget waren, von Geſpenſtern nicht wenig waͤren incommodiret worden. Jch habe einſt nach der Zeit, nemlich An. 1693. bey dieſem Brauer eine Nacht geherberget, weil ich in die Vorſtadt nicht heimgehen wolte, ſondern mich mit Willen in der Stadt verſchlieſſen laſ- ſen; und ich kan betheuren, daß, ob ich gleich in ſolchem Jahre ſchon 93. mahl mehr Hertze hatte, als vor dieſem, ich es dennoch faſt die gantze Nacht im Hofe Geld zehlen hoͤren. Jch habe mich im Bette aufgericht, und recht mit Fleiß

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/112
Zitationshilfe: Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 66. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/112>, abgerufen am 18.05.2024.