Tage überdrüßig, und gerne wegen seiner Faul- heit stets müßig gegangen wäre, so stund es ihm nicht länger bey uns an, und nahm hinter der Thüre seinen Abschied. Ein Jahr ohngefehr darauf erzehlet uns unsere Mutter, als ob ihr ge- träumet, daß er wiederkommen, und so und so gekleidet gewesen wäre. Es giengen nicht 3. Tage hin, so kam er in optima forma, oder viel- mehr in pessima; denn er sahe in Kleidern, wie der ungerathene Sohn aus, und so, wie ihn die Mutter im Traume gesehen, und uns beschrie- ben hatte. Um eben diese Zeit, da meine Be- gierde in der lateinischen Schule alles zu lernen, zu wissen, und zu sehen gantz ungemein war, hatte ich keine Ruh, und sann immer, wie ich auf den großen Elisabeth-Thurm, der mir täglich vor Augen stand, kommen möchte, allda läuten zu helffen, und die große Glocke zu sehen, die der Erfurthischen nicht viel nachgeben solte. Einst träumete mir, ich wäre auf diesem Thurme. Jch sahe im Traum die große Glocke, das Regal, die Bet-Glocke, die kleinen Glöckgen, und bey- nahe alles so, als ich es hernach in kurtzer Zeit befand, da ich meines Wunsches gewähret, und von einem Mit-Schüler mit auf den Thurm ge- nommen wurde.
Anno
anfuͤhret,
Tage uͤberdruͤßig, und gerne wegen ſeiner Faul- heit ſtets muͤßig gegangen waͤre, ſo ſtund es ihm nicht laͤnger bey uns an, und nahm hinter der Thuͤre ſeinen Abſchied. Ein Jahr ohngefehr darauf erzehlet uns unſere Mutter, als ob ihr ge- traͤumet, daß er wiederkommen, und ſo und ſo gekleidet geweſen waͤre. Es giengen nicht 3. Tage hin, ſo kam er in optima forma, oder viel- mehr in peſſima; denn er ſahe in Kleidern, wie der ungerathene Sohn aus, und ſo, wie ihn die Mutter im Traume geſehen, und uns beſchrie- ben hatte. Um eben dieſe Zeit, da meine Be- gierde in der lateiniſchen Schule alles zu lernen, zu wiſſen, und zu ſehen gantz ungemein war, hatte ich keine Ruh, und ſann immer, wie ich auf den großen Eliſabeth-Thurm, der mir taͤglich vor Augen ſtand, kommen moͤchte, allda laͤuten zu helffen, und die große Glocke zu ſehen, die der Erfurthiſchen nicht viel nachgeben ſolte. Einſt traͤumete mir, ich waͤre auf dieſem Thurme. Jch ſahe im Traum die große Glocke, das Regal, die Bet-Glocke, die kleinen Gloͤckgen, und bey- nahe alles ſo, als ich es hernach in kurtzer Zeit befand, da ich meines Wunſches gewaͤhret, und von einem Mit-Schuͤler mit auf den Thurm ge- nommen wurde.
Anno
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anfuͤhret,
Tage uͤberdruͤßig, und gerne wegen ſeiner Faul-
heit ſtets muͤßig gegangen waͤre, ſo ſtund es ihm
nicht laͤnger bey uns an, und nahm hinter der
Thuͤre ſeinen Abſchied. Ein Jahr ohngefehr
darauf erzehlet uns unſere Mutter, als ob ihr ge-
traͤumet, daß er wiederkommen, und ſo und ſo
gekleidet geweſen waͤre. Es giengen nicht 3.
Tage hin, ſo kam er in optima forma, oder viel-
mehr in peſſima; denn er ſahe in Kleidern, wie
der ungerathene Sohn aus, und ſo, wie ihn die
Mutter im Traume geſehen, und uns beſchrie-
ben hatte. Um eben dieſe Zeit, da meine Be-
gierde in der lateiniſchen Schule alles zu lernen,
zu wiſſen, und zu ſehen gantz ungemein war,
hatte ich keine Ruh, und ſann immer, wie ich auf
den großen Eliſabeth-Thurm, der mir taͤglich
vor Augen ſtand, kommen moͤchte, allda laͤuten
zu helffen, und die große Glocke zu ſehen, die der
Erfurthiſchen nicht viel nachgeben ſolte. Einſt
traͤumete mir, ich waͤre auf dieſem Thurme.
Jch ſahe im Traum die große Glocke, das Regal,
die Bet-Glocke, die kleinen Gloͤckgen, und bey-
nahe alles ſo, als ich es hernach in kurtzer Zeit
befand, da ich meines Wunſches gewaͤhret, und
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Bernd, Adam: Eigene Lebens-Beschreibung. Leipzig, 1738, S. 61. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernd_lebensbeschreibung_1738/107>, abgerufen am 27.11.2024.
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