Berlin, Rudolf: Eine besondere Art der Wortblindheit (Dyslexie). Wiesbaden, 1887.Eingriff in Form einer weiteren Inunctionscur von Nutzen Im Falle 4 war trotz der nachgewiesenen Infection Bei unseren anderen Patienten wäre freilich eine Eingriff in Form einer weiteren Inunctionscur von Nutzen Im Falle 4 war trotz der nachgewiesenen Infection Bei unseren anderen Patienten wäre freilich eine <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0075" n="71"/> Eingriff in Form einer weiteren Inunctionscur von Nutzen<lb/> gewesen; allein als er sich schliesslich wieder in Behand-<lb/> lung begab, stand er schon am Anfang des Endes.</p><lb/> <p>Im Falle 4 war trotz der nachgewiesenen Infection<lb/> die Behandlung vollständig erfolglos geblieben. Es ist<lb/> leider zur Genüge bekannt, dass uns selbst die energischste<lb/> Quecksilberbehandlung nicht selten bei der Syphilis der<lb/> Centralorgane vollständig im Stiche lässt. War aber nicht<lb/> in diesem Falle vielleicht der Umstand an dem Miss-<lb/> erfolge Schuld, dass die Behandlung nicht früh genug<lb/> installirt worden war? Wir haben dieselbe freilich sofort<lb/> begonnen, nachdem wir uns von der intracraniellen Natur<lb/> der Erkrankung überzeugt hatten. Aber dennoch kann<lb/> es de facto zu spät gewesen sein, denn nachträglich er-<lb/> fuhren wir durch die Freunde des Verstorbenen, dass<lb/> ihnen schon lange, wenigstens ein halbes Jahr vor seiner<lb/> eigentlichen Erkrankung, eine tiefe Erschlaffung und De-<lb/> pression seines ganzen Wesens aufgefallen sei. Wäre es<lb/> nicht denkbar gewesen, dass wir bei rechtzeitiger Kennt-<lb/> niss dieses Zustandes durch einen frühzeitigen Eingriff<lb/> günstigeren Erfolg erzielt hätten? Jedenfalls können wir<lb/> aus solchen Erwägungen für künftige Fälle Nutzen ziehen.</p><lb/> <p>Bei unseren anderen Patienten wäre freilich eine<lb/> directe medicamentöse Einwirkung auf die ursprüngliche<lb/> Gefässerkrankung nicht möglich gewesen, allein wir können<lb/> immerhin, geleitet durch die rechtzeitige Erkenntniss von<lb/> der Bedeutung der dyslectischen Störung, noch manches<lb/> Gute stiften. Wir werden einen solchen Patienten nicht<lb/> einfach als überarbeitet ansehen und ihm etwa eine zer-<lb/> streuende Erholung anrathen, sondern wir werden zunächst<lb/> dafür Sorge tragen, dass er jede körperliche oder geistige<lb/> Anstrengung auf das Entschiedenste vermeidet und dann<lb/> durch Regelung seiner Diät im weitesten Sinne, neuen<lb/> Anfällen vorzubeugen suchen. Auf diese Weise wird es<lb/> uns sicherlich manchmal gelingen, dem Kranken auf Jahre<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [71/0075]
Eingriff in Form einer weiteren Inunctionscur von Nutzen
gewesen; allein als er sich schliesslich wieder in Behand-
lung begab, stand er schon am Anfang des Endes.
Im Falle 4 war trotz der nachgewiesenen Infection
die Behandlung vollständig erfolglos geblieben. Es ist
leider zur Genüge bekannt, dass uns selbst die energischste
Quecksilberbehandlung nicht selten bei der Syphilis der
Centralorgane vollständig im Stiche lässt. War aber nicht
in diesem Falle vielleicht der Umstand an dem Miss-
erfolge Schuld, dass die Behandlung nicht früh genug
installirt worden war? Wir haben dieselbe freilich sofort
begonnen, nachdem wir uns von der intracraniellen Natur
der Erkrankung überzeugt hatten. Aber dennoch kann
es de facto zu spät gewesen sein, denn nachträglich er-
fuhren wir durch die Freunde des Verstorbenen, dass
ihnen schon lange, wenigstens ein halbes Jahr vor seiner
eigentlichen Erkrankung, eine tiefe Erschlaffung und De-
pression seines ganzen Wesens aufgefallen sei. Wäre es
nicht denkbar gewesen, dass wir bei rechtzeitiger Kennt-
niss dieses Zustandes durch einen frühzeitigen Eingriff
günstigeren Erfolg erzielt hätten? Jedenfalls können wir
aus solchen Erwägungen für künftige Fälle Nutzen ziehen.
Bei unseren anderen Patienten wäre freilich eine
directe medicamentöse Einwirkung auf die ursprüngliche
Gefässerkrankung nicht möglich gewesen, allein wir können
immerhin, geleitet durch die rechtzeitige Erkenntniss von
der Bedeutung der dyslectischen Störung, noch manches
Gute stiften. Wir werden einen solchen Patienten nicht
einfach als überarbeitet ansehen und ihm etwa eine zer-
streuende Erholung anrathen, sondern wir werden zunächst
dafür Sorge tragen, dass er jede körperliche oder geistige
Anstrengung auf das Entschiedenste vermeidet und dann
durch Regelung seiner Diät im weitesten Sinne, neuen
Anfällen vorzubeugen suchen. Auf diese Weise wird es
uns sicherlich manchmal gelingen, dem Kranken auf Jahre
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