Berlepsch, Hermann Alexander: Die Alpen in Natur- und Lebensbildern. Leipzig, 1871.Das Alphorn . Lebensformen in die stillen Alpenthäler, mit dem allmähligen Ver¬schwinden der alten volksthümlichen Gebräuche und Trachten, ver¬ schwand auch das Alpenhorn. Früher, als der Kuhreigen noch allgemein in den Bergen existirte, wurde dieser Aelpler-Sang mit dem Alphorne begleitet, oder sogar die Melodie desselben allein auf dem Alphorne geblasen; auch dieser Gebrauch ist geschwunden. Sein Ursprung geht weit zurück; Conrad Geßner erwähnt desselben in seinem 1555 gedruckten Buche vom Pilatus-Berge, nennt es lituum alpinum und sagt, daß es eilf Fuß Länge habe. Im vier¬ zehnten Jahrhundert diente es den muthigen und mannhaften Entli¬ buchern und Unterwaldnern als Signalhorn, um aus weiter Ferne den anrückenden Feind zu verkünden, -- und heutiges Tages wer¬ den ihm mit Qual einige Töne abgerungen, um -- ein Trinkgeld einzuziehen. Andere Zeiten, andere Sitten. Das Alphorn . Lebensformen in die ſtillen Alpenthäler, mit dem allmähligen Ver¬ſchwinden der alten volksthümlichen Gebräuche und Trachten, ver¬ ſchwand auch das Alpenhorn. Früher, als der Kuhreigen noch allgemein in den Bergen exiſtirte, wurde dieſer Aelpler-Sang mit dem Alphorne begleitet, oder ſogar die Melodie deſſelben allein auf dem Alphorne geblaſen; auch dieſer Gebrauch iſt geſchwunden. Sein Urſprung geht weit zurück; Conrad Geßner erwähnt deſſelben in ſeinem 1555 gedruckten Buche vom Pilatus-Berge, nennt es lituum alpinum und ſagt, daß es eilf Fuß Länge habe. Im vier¬ zehnten Jahrhundert diente es den muthigen und mannhaften Entli¬ buchern und Unterwaldnern als Signalhorn, um aus weiter Ferne den anrückenden Feind zu verkünden, — und heutiges Tages wer¬ den ihm mit Qual einige Töne abgerungen, um — ein Trinkgeld einzuziehen. Andere Zeiten, andere Sitten. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0398" n="360"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#fr #g">Das Alphorn</hi><hi rendition="#g">.</hi><lb/></fw> Lebensformen in die ſtillen Alpenthäler, mit dem allmähligen Ver¬<lb/> ſchwinden der alten volksthümlichen Gebräuche und Trachten, ver¬<lb/> ſchwand auch das Alpenhorn. Früher, als der Kuhreigen noch<lb/> allgemein in den Bergen exiſtirte, wurde dieſer Aelpler-Sang mit<lb/> dem Alphorne begleitet, oder ſogar die Melodie deſſelben allein<lb/> auf dem Alphorne geblaſen; auch dieſer Gebrauch iſt geſchwunden.<lb/> Sein Urſprung geht weit zurück; Conrad Geßner erwähnt deſſelben<lb/> in ſeinem 1555 gedruckten Buche vom Pilatus-Berge, nennt es<lb/><hi rendition="#aq">lituum alpinum</hi> und ſagt, daß es eilf Fuß Länge habe. Im vier¬<lb/> zehnten Jahrhundert diente es den muthigen und mannhaften Entli¬<lb/> buchern und Unterwaldnern als Signalhorn, um aus weiter Ferne<lb/> den anrückenden Feind zu verkünden, — und heutiges Tages wer¬<lb/> den ihm mit Qual einige Töne abgerungen, um — ein Trinkgeld<lb/> einzuziehen. Andere Zeiten, andere Sitten.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [360/0398]
Das Alphorn .
Lebensformen in die ſtillen Alpenthäler, mit dem allmähligen Ver¬
ſchwinden der alten volksthümlichen Gebräuche und Trachten, ver¬
ſchwand auch das Alpenhorn. Früher, als der Kuhreigen noch
allgemein in den Bergen exiſtirte, wurde dieſer Aelpler-Sang mit
dem Alphorne begleitet, oder ſogar die Melodie deſſelben allein
auf dem Alphorne geblaſen; auch dieſer Gebrauch iſt geſchwunden.
Sein Urſprung geht weit zurück; Conrad Geßner erwähnt deſſelben
in ſeinem 1555 gedruckten Buche vom Pilatus-Berge, nennt es
lituum alpinum und ſagt, daß es eilf Fuß Länge habe. Im vier¬
zehnten Jahrhundert diente es den muthigen und mannhaften Entli¬
buchern und Unterwaldnern als Signalhorn, um aus weiter Ferne
den anrückenden Feind zu verkünden, — und heutiges Tages wer¬
den ihm mit Qual einige Töne abgerungen, um — ein Trinkgeld
einzuziehen. Andere Zeiten, andere Sitten.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |