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Martens, Eduard von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Zoologischer Teil. Zweiter Band. Berlin, 1867.

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IV.
CHINESISCHE LANDSCHNECKEN.


Bis in die neueste Zeit ist auffallend wenig über die Landschnecken
des ältesten und grössten Reiches der Erde bekannt geworden; die
einheimische Litteratur geht bei den wirbellosen Thieren zu wenig
in's Detail, um sie als wissenschaftliche Quelle in unserm Sinne
des Wortes benutzen zu können, obwohl einzelne Figuren in ency-
clopädischen Werken und losen Schmetterlingsbildern auch Schnecken
darstellen, in denen übrigens die Gattung Helix mehr zu errathen
als zu erkennen ist. In europäischen Sammlungen ist allerdings
schon seit mehr als einem Jahrhundert eine der am meisten cha-
rakteristischen Landschnecken China's bekannt, Helix cicatricosa
Müll., aber man wusste nicht, woher sie stammt, ja man glaubte
sogar fälschlich zu wissen, dass sie aus Westafrika komme und
nannte sie daher H. Senegalensis. Umgekehrt galt China in älteren
Büchern als Vaterland einiger Arten, die gar nicht dort vorkommen
und von denen weiter unten die Rede sein wird. Die ersten genauen
Angaben über chinesische Landschnecken datiren vom berüchtigten
Opiumkriege 1840--1842, in welchem die Engländer die Tshusan-
Inseln, südlich von der Mündung des Yangtsekiang, besetzt hatten;
der Militärarzt, Dr. Theodor Cantor, bekannt durch seine Ver-
dienste um die Reptilien- und Fischkunde von Malacca, benutzte
seinen dortigen Aufenthalt zum Sammeln von Thieren der ver-
schiedensten Classen und seine Ausbeute an Land- und Süsswasser-
Mollusken (nicht nur Conchylien, sondern auch eine Nacktschnecke)
wurden von Benson in den Annals and magazine of natural history,
zweite Reihe, vol. IX. 1842 p. 486 ff. bekannt gemacht. Auch der
französische Viceadmiral Cecille brachte um diese Zeit einige Con-
chylien aus China mit genauerer Ortsangabe nach Europa, welche
von Philippi und Anderen beschrieben wurden (Helix pyrrhozona,

IV.
CHINESISCHE LANDSCHNECKEN.


Bis in die neueste Zeit ist auffallend wenig über die Landschnecken
des ältesten und grössten Reiches der Erde bekannt geworden; die
einheimische Litteratur geht bei den wirbellosen Thieren zu wenig
in’s Detail, um sie als wissenschaftliche Quelle in unserm Sinne
des Wortes benutzen zu können, obwohl einzelne Figuren in ency-
clopädischen Werken und losen Schmetterlingsbildern auch Schnecken
darstellen, in denen übrigens die Gattung Helix mehr zu errathen
als zu erkennen ist. In europäischen Sammlungen ist allerdings
schon seit mehr als einem Jahrhundert eine der am meisten cha-
rakteristischen Landschnecken China’s bekannt, Helix cicatricosa
Müll., aber man wusste nicht, woher sie stammt, ja man glaubte
sogar fälschlich zu wissen, dass sie aus Westafrika komme und
nannte sie daher H. Senegalensis. Umgekehrt galt China in älteren
Büchern als Vaterland einiger Arten, die gar nicht dort vorkommen
und von denen weiter unten die Rede sein wird. Die ersten genauen
Angaben über chinesische Landschnecken datiren vom berüchtigten
Opiumkriege 1840—1842, in welchem die Engländer die Tshusan-
Inseln, südlich von der Mündung des Yangtsekiang, besetzt hatten;
der Militärarzt, Dr. Theodor Cantor, bekannt durch seine Ver-
dienste um die Reptilien- und Fischkunde von Malacca, benutzte
seinen dortigen Aufenthalt zum Sammeln von Thieren der ver-
schiedensten Classen und seine Ausbeute an Land- und Süsswasser-
Mollusken (nicht nur Conchylien, sondern auch eine Nacktschnecke)
wurden von Benson in den Annals and magazine of natural history,
zweite Reihe, vol. IX. 1842 p. 486 ff. bekannt gemacht. Auch der
französische Viceadmiral Cécille brachte um diese Zeit einige Con-
chylien aus China mit genauerer Ortsangabe nach Europa, welche
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[[37]/0057] IV. CHINESISCHE LANDSCHNECKEN. Bis in die neueste Zeit ist auffallend wenig über die Landschnecken des ältesten und grössten Reiches der Erde bekannt geworden; die einheimische Litteratur geht bei den wirbellosen Thieren zu wenig in’s Detail, um sie als wissenschaftliche Quelle in unserm Sinne des Wortes benutzen zu können, obwohl einzelne Figuren in ency- clopädischen Werken und losen Schmetterlingsbildern auch Schnecken darstellen, in denen übrigens die Gattung Helix mehr zu errathen als zu erkennen ist. In europäischen Sammlungen ist allerdings schon seit mehr als einem Jahrhundert eine der am meisten cha- rakteristischen Landschnecken China’s bekannt, Helix cicatricosa Müll., aber man wusste nicht, woher sie stammt, ja man glaubte sogar fälschlich zu wissen, dass sie aus Westafrika komme und nannte sie daher H. Senegalensis. Umgekehrt galt China in älteren Büchern als Vaterland einiger Arten, die gar nicht dort vorkommen und von denen weiter unten die Rede sein wird. Die ersten genauen Angaben über chinesische Landschnecken datiren vom berüchtigten Opiumkriege 1840—1842, in welchem die Engländer die Tshusan- Inseln, südlich von der Mündung des Yangtsekiang, besetzt hatten; der Militärarzt, Dr. Theodor Cantor, bekannt durch seine Ver- dienste um die Reptilien- und Fischkunde von Malacca, benutzte seinen dortigen Aufenthalt zum Sammeln von Thieren der ver- schiedensten Classen und seine Ausbeute an Land- und Süsswasser- Mollusken (nicht nur Conchylien, sondern auch eine Nacktschnecke) wurden von Benson in den Annals and magazine of natural history, zweite Reihe, vol. IX. 1842 p. 486 ff. bekannt gemacht. Auch der französische Viceadmiral Cécille brachte um diese Zeit einige Con- chylien aus China mit genauerer Ortsangabe nach Europa, welche von Philippi und Anderen beschrieben wurden (Helix pyrrhozona,

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Zitationshilfe: Martens, Eduard von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Zoologischer Teil. Zweiter Band. Berlin, 1867, S. [37]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasienzoologie02_1867/57>, abgerufen am 25.11.2024.