Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Martens, Eduard von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Zoologischer Teil. Zweiter Band. Berlin, 1867.

Bild:
<< vorherige Seite

Helix unguiculastra.
Gestalt der Schale, die sich recht gut mit der Helix Quimperiana
vergleichen lässt, unterscheidet auch die kleinsten Exemplare leicht
von H. quieta Reeve.

Sonderbar ist das Verhältniss der beiden Varietäten zu
einander, die eine hört in dem Spielraum ihrer Grösse, soweit
meine Exemplare ihn bestimmen, gerade da auf, wo die andere
beginnt, der Unterschied in dem Herabbiegen der letzten Windung
ist dagegen nach den Fundorten so constant, dass man versucht
sein kann, sie für besondere Arten zu halten. Noch sonderbarer
ist, dass die Varietät von Amboina und nicht diejenige von Buru
in fast jeder Beziehung der zweifellos verschiedenen unguiculina
aus Buru näher kommt.

Pfeiffer's Beschreibung seiner flexuosa, l. c., passt ziemlich
gut zu meiner grösseren Varietät, nur die daselbst angegebenen
unregelmässigen Spiralstreifen vermisse ich, und die Windungen
der unguiculastra möchte ich nicht rasch zunehmend nennen; ferner
ist das Cuming'sche Exemplar grösser, glänzend rothbraun und der
untere Mündungsrand etwas stärker bogenförmig als bei meiner
unguiculastra. Dagegen fand ich in Mousson's Sammlung ein wenig
kleineres Exemplar -- Diam. maj. 28, min. 22, alt. 15; apert. long.
et lat. 15 Mill. --, angeblich aus Borneo von Teysmann gebracht,
das mir von unguiculastra nicht verschieden scheint. Selbst habe
ich auf Borneo nie eine derartige Schnecke gesehen, und ich möchte
glauben, dass, wenn beide Arten identisch sein sollten, die Vater-
landsangabe Borneo unrichtig ist. Sollte Borneo etwa ein Schreib-
fehler für Buru, holländisch Boero oder Boeroe, sein?

Helix unguiculastra var. pilosa.

Testa inflato-discoidea, mediocriter umbilicata, leviter stria-
tula, pilis brevibus nigris obsita, pallide brunnea; spira plana,
sutura modice profunda, angulo prope suturam nullo; anfr. 5, ulti-
mus inflatus, rotundatus, antice valde deflexus; apertura subdiago-
nalis, lunato-circularis, peristoma non incrassatum, undique expanso
reflexum, album.

Diam. maj. 21, min. 171/2, alt. 11; apert. long. 111/2, alt. 101/2 Mill.

Mit anderen "molukkischen" Schnecken aus der Embrecht-
schen Sammlung von Mousson acquirirt, so sehr ähnlich der ungui-
culastra, dass ich sie als Art von ihr zu unterscheiden mich nicht
entschliessen kann; die letzte Windung ist vorn stärker herabgebogen.
H. breviseta Pfr. hat einen weiteren Nabel.


Helix unguiculastra.
Gestalt der Schale, die sich recht gut mit der Helix Quimperiana
vergleichen lässt, unterscheidet auch die kleinsten Exemplare leicht
von H. quieta Reeve.

Sonderbar ist das Verhältniss der beiden Varietäten zu
einander, die eine hört in dem Spielraum ihrer Grösse, soweit
meine Exemplare ihn bestimmen, gerade da auf, wo die andere
beginnt, der Unterschied in dem Herabbiegen der letzten Windung
ist dagegen nach den Fundorten so constant, dass man versucht
sein kann, sie für besondere Arten zu halten. Noch sonderbarer
ist, dass die Varietät von Amboina und nicht diejenige von Buru
in fast jeder Beziehung der zweifellos verschiedenen unguiculina
aus Buru näher kommt.

Pfeiffer’s Beschreibung seiner flexuosa, l. c., passt ziemlich
gut zu meiner grösseren Varietät, nur die daselbst angegebenen
unregelmässigen Spiralstreifen vermisse ich, und die Windungen
der unguiculastra möchte ich nicht rasch zunehmend nennen; ferner
ist das Cuming’sche Exemplar grösser, glänzend rothbraun und der
untere Mündungsrand etwas stärker bogenförmig als bei meiner
unguiculastra. Dagegen fand ich in Mousson’s Sammlung ein wenig
kleineres Exemplar — Diam. maj. 28, min. 22, alt. 15; apert. long.
et lat. 15 Mill. —, angeblich aus Borneo von Teysmann gebracht,
das mir von unguiculastra nicht verschieden scheint. Selbst habe
ich auf Borneo nie eine derartige Schnecke gesehen, und ich möchte
glauben, dass, wenn beide Arten identisch sein sollten, die Vater-
landsangabe Borneo unrichtig ist. Sollte Borneo etwa ein Schreib-
fehler für Buru, holländisch Boero oder Boeroe, sein?

Helix unguiculastra var. pilosa.

Testa inflato-discoidea, mediocriter umbilicata, leviter stria-
tula, pilis brevibus nigris obsita, pallide brunnea; spira plana,
sutura modice profunda, angulo prope suturam nullo; anfr. 5, ulti-
mus inflatus, rotundatus, antice valde deflexus; apertura subdiago-
nalis, lunato-circularis, peristoma non incrassatum, undique expanso
reflexum, album.

Diam. maj. 21, min. 17½, alt. 11; apert. long. 11½, alt. 10½ Mill.

Mit anderen »molukkischen« Schnecken aus der Embrecht-
schen Sammlung von Mousson acquirirt, so sehr ähnlich der ungui-
culastra, dass ich sie als Art von ihr zu unterscheiden mich nicht
entschliessen kann; die letzte Windung ist vorn stärker herabgebogen.
H. breviseta Pfr. hat einen weiteren Nabel.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <div n="6">
                  <p><pb facs="#f0302" n="282"/><fw place="top" type="header">Helix unguiculastra.</fw><lb/>
Gestalt der Schale, die sich recht gut mit der Helix Quimperiana<lb/>
vergleichen lässt, unterscheidet auch die kleinsten Exemplare leicht<lb/>
von H. quieta Reeve.</p><lb/>
                  <p>Sonderbar ist das Verhältniss der beiden Varietäten zu<lb/>
einander, die eine hört in dem Spielraum ihrer Grösse, soweit<lb/>
meine Exemplare ihn bestimmen, gerade da auf, wo die andere<lb/>
beginnt, der Unterschied in dem Herabbiegen der letzten Windung<lb/>
ist dagegen nach den Fundorten so constant, dass man versucht<lb/>
sein kann, sie für besondere Arten zu halten. Noch sonderbarer<lb/>
ist, dass die Varietät von Amboina und nicht diejenige von Buru<lb/>
in fast jeder Beziehung der zweifellos verschiedenen unguiculina<lb/>
aus Buru näher kommt.</p><lb/>
                  <p>Pfeiffer&#x2019;s Beschreibung seiner flexuosa, l. c., passt ziemlich<lb/>
gut zu meiner grösseren Varietät, nur die daselbst angegebenen<lb/>
unregelmässigen Spiralstreifen vermisse ich, und die Windungen<lb/>
der unguiculastra möchte ich nicht rasch zunehmend nennen; ferner<lb/>
ist das Cuming&#x2019;sche Exemplar grösser, glänzend rothbraun und der<lb/>
untere Mündungsrand etwas stärker bogenförmig als bei meiner<lb/>
unguiculastra. Dagegen fand ich in Mousson&#x2019;s Sammlung ein wenig<lb/>
kleineres Exemplar &#x2014; Diam. maj. 28, min. 22, alt. 15; apert. long.<lb/>
et lat. 15 Mill. &#x2014;, angeblich aus Borneo von Teysmann gebracht,<lb/>
das mir von unguiculastra nicht verschieden scheint. Selbst habe<lb/>
ich auf Borneo nie eine derartige Schnecke gesehen, und ich möchte<lb/>
glauben, dass, wenn beide Arten identisch sein sollten, die Vater-<lb/>
landsangabe Borneo unrichtig ist. Sollte Borneo etwa ein Schreib-<lb/>
fehler für Buru, holländisch Boero oder Boeroe, sein?</p><lb/>
                  <p>Helix unguiculastra var. pilosa.</p><lb/>
                  <p>Testa inflato-discoidea, mediocriter umbilicata, leviter stria-<lb/>
tula, <hi rendition="#g">pilis brevibus nigris obsita</hi>, pallide brunnea; spira plana,<lb/>
sutura modice profunda, angulo prope suturam nullo; anfr. 5, ulti-<lb/>
mus inflatus, rotundatus, antice valde deflexus; apertura subdiago-<lb/>
nalis, lunato-circularis, peristoma non incrassatum, undique expanso<lb/>
reflexum, album.</p><lb/>
                  <p>Diam. maj. 21, min. 17½, alt. 11; apert. long. 11½, alt. 10½ Mill.</p><lb/>
                  <p>Mit anderen »molukkischen« Schnecken aus der Embrecht-<lb/>
schen Sammlung von Mousson acquirirt, so sehr ähnlich der ungui-<lb/>
culastra, dass ich sie als Art von ihr zu unterscheiden mich nicht<lb/>
entschliessen kann; die letzte Windung ist vorn stärker herabgebogen.<lb/>
H. breviseta Pfr. hat einen weiteren Nabel.</p><lb/>
                </div>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[282/0302] Helix unguiculastra. Gestalt der Schale, die sich recht gut mit der Helix Quimperiana vergleichen lässt, unterscheidet auch die kleinsten Exemplare leicht von H. quieta Reeve. Sonderbar ist das Verhältniss der beiden Varietäten zu einander, die eine hört in dem Spielraum ihrer Grösse, soweit meine Exemplare ihn bestimmen, gerade da auf, wo die andere beginnt, der Unterschied in dem Herabbiegen der letzten Windung ist dagegen nach den Fundorten so constant, dass man versucht sein kann, sie für besondere Arten zu halten. Noch sonderbarer ist, dass die Varietät von Amboina und nicht diejenige von Buru in fast jeder Beziehung der zweifellos verschiedenen unguiculina aus Buru näher kommt. Pfeiffer’s Beschreibung seiner flexuosa, l. c., passt ziemlich gut zu meiner grösseren Varietät, nur die daselbst angegebenen unregelmässigen Spiralstreifen vermisse ich, und die Windungen der unguiculastra möchte ich nicht rasch zunehmend nennen; ferner ist das Cuming’sche Exemplar grösser, glänzend rothbraun und der untere Mündungsrand etwas stärker bogenförmig als bei meiner unguiculastra. Dagegen fand ich in Mousson’s Sammlung ein wenig kleineres Exemplar — Diam. maj. 28, min. 22, alt. 15; apert. long. et lat. 15 Mill. —, angeblich aus Borneo von Teysmann gebracht, das mir von unguiculastra nicht verschieden scheint. Selbst habe ich auf Borneo nie eine derartige Schnecke gesehen, und ich möchte glauben, dass, wenn beide Arten identisch sein sollten, die Vater- landsangabe Borneo unrichtig ist. Sollte Borneo etwa ein Schreib- fehler für Buru, holländisch Boero oder Boeroe, sein? Helix unguiculastra var. pilosa. Testa inflato-discoidea, mediocriter umbilicata, leviter stria- tula, pilis brevibus nigris obsita, pallide brunnea; spira plana, sutura modice profunda, angulo prope suturam nullo; anfr. 5, ulti- mus inflatus, rotundatus, antice valde deflexus; apertura subdiago- nalis, lunato-circularis, peristoma non incrassatum, undique expanso reflexum, album. Diam. maj. 21, min. 17½, alt. 11; apert. long. 11½, alt. 10½ Mill. Mit anderen »molukkischen« Schnecken aus der Embrecht- schen Sammlung von Mousson acquirirt, so sehr ähnlich der ungui- culastra, dass ich sie als Art von ihr zu unterscheiden mich nicht entschliessen kann; die letzte Windung ist vorn stärker herabgebogen. H. breviseta Pfr. hat einen weiteren Nabel.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasienzoologie02_1867
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasienzoologie02_1867/302
Zitationshilfe: Martens, Eduard von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Zoologischer Teil. Zweiter Band. Berlin, 1867, S. 282. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasienzoologie02_1867/302>, abgerufen am 25.11.2024.