Die Landschnecken haben wie überall so auch ganz besonders im indischen Archipel die Aufmerksamkeit früherer Naturforscher weit weniger in Anspruch genommen, als die theilweise grösseren und glänzenderen Meerconchylien. Rumph ist der erste, der ihnen einige Aufmerksamkeit schenkte, wie überhaupt er einer der wenigen unter den früheren conchyliologischen Schriftstellern ist, welcher die lebenden Thiere in ihrem natürlichen Aufenthaltsort, nicht nur die Schalen in den Sammlungen beachtet hat; wir können jetzt noch von ihm Manches, namentlich über das Vorkommen der See- conchylien, lernen, und seine Angaben waren bis zu Anfang des laufenden Jahrhunderts beinahe die einzigen positiven Anhaltspuncte, um unter den aussereuropäischen Conchylien die Bewohner des Landes, Süss- oder Brackwassers aus der grossen Mehrzahl der marinen herauszufinden. Da er auf Amboina lebte und sammelte (gestorben daselbst 1706), kannte er selbstverständlich nur die dort lebenden Landschnecken. Meerconchylien, und selbst eine des süssen Wassers, Ampullaria, wurden ihm von entfernten Inseln gebracht; aber die für den indischen Archipel so charakteristische Gruppe der bunten amphidromen Bulimus finden wir bei ihm nirgends erwähnt. So treffen wir denn in seinem Werke die drei häufigsten und grössten Landschnecken der Amboinagruppe kenntlich abgebildet:
Taf. 27., Fig. P. Nanina citrina.
" " R. Helix ungulina.
" " O. Helix zonaria.
Die zweite wurde von jeher richtig erkannt, über die erste blieben manche frühere Autoren zweifelhaft und die dritte wurde
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VII. DIE LANDSCHNECKEN DES INDISCHEN ARCHIPELS.
Die Landschnecken haben wie überall so auch ganz besonders im indischen Archipel die Aufmerksamkeit früherer Naturforscher weit weniger in Anspruch genommen, als die theilweise grösseren und glänzenderen Meerconchylien. Rumph ist der erste, der ihnen einige Aufmerksamkeit schenkte, wie überhaupt er einer der wenigen unter den früheren conchyliologischen Schriftstellern ist, welcher die lebenden Thiere in ihrem natürlichen Aufenthaltsort, nicht nur die Schalen in den Sammlungen beachtet hat; wir können jetzt noch von ihm Manches, namentlich über das Vorkommen der See- conchylien, lernen, und seine Angaben waren bis zu Anfang des laufenden Jahrhunderts beinahe die einzigen positiven Anhaltspuncte, um unter den aussereuropäischen Conchylien die Bewohner des Landes, Süss- oder Brackwassers aus der grossen Mehrzahl der marinen herauszufinden. Da er auf Amboina lebte und sammelte (gestorben daselbst 1706), kannte er selbstverständlich nur die dort lebenden Landschnecken. Meerconchylien, und selbst eine des süssen Wassers, Ampullaria, wurden ihm von entfernten Inseln gebracht; aber die für den indischen Archipel so charakteristische Gruppe der bunten amphidromen Bulimus finden wir bei ihm nirgends erwähnt. So treffen wir denn in seinem Werke die drei häufigsten und grössten Landschnecken der Amboinagruppe kenntlich abgebildet:
Taf. 27., Fig. P. Nanina citrina.
» » R. Helix ungulina.
» » O. Helix zonaria.
Die zweite wurde von jeher richtig erkannt, über die erste blieben manche frühere Autoren zweifelhaft und die dritte wurde
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VII.
DIE LANDSCHNECKEN DES INDISCHEN ARCHIPELS.
Die Landschnecken haben wie überall so auch ganz besonders im
indischen Archipel die Aufmerksamkeit früherer Naturforscher weit
weniger in Anspruch genommen, als die theilweise grösseren und
glänzenderen Meerconchylien. Rumph ist der erste, der ihnen
einige Aufmerksamkeit schenkte, wie überhaupt er einer der wenigen
unter den früheren conchyliologischen Schriftstellern ist, welcher
die lebenden Thiere in ihrem natürlichen Aufenthaltsort, nicht nur
die Schalen in den Sammlungen beachtet hat; wir können jetzt
noch von ihm Manches, namentlich über das Vorkommen der See-
conchylien, lernen, und seine Angaben waren bis zu Anfang des
laufenden Jahrhunderts beinahe die einzigen positiven Anhaltspuncte,
um unter den aussereuropäischen Conchylien die Bewohner des
Landes, Süss- oder Brackwassers aus der grossen Mehrzahl der
marinen herauszufinden. Da er auf Amboina lebte und sammelte
(gestorben daselbst 1706), kannte er selbstverständlich nur die dort
lebenden Landschnecken. Meerconchylien, und selbst eine des
süssen Wassers, Ampullaria, wurden ihm von entfernten Inseln
gebracht; aber die für den indischen Archipel so charakteristische
Gruppe der bunten amphidromen Bulimus finden wir bei ihm
nirgends erwähnt. So treffen wir denn in seinem Werke die drei
häufigsten und grössten Landschnecken der Amboinagruppe kenntlich
abgebildet:
Taf. 27., Fig. P. Nanina citrina.
» » R. Helix ungulina.
» » O. Helix zonaria.
Die zweite wurde von jeher richtig erkannt, über die erste
blieben manche frühere Autoren zweifelhaft und die dritte wurde
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Martens, Eduard von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Zoologischer Teil. Zweiter Band. Berlin, 1867, S. [99]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasienzoologie02_1867/119>, abgerufen am 26.11.2024.
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