Martens, Eduard von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Zoologischer Teil. Erster Band. Berlin, 1876.Papageien und Tauben. den Schweif trug es nie hoch, wie unsere Eichhörnchen so oft;wenn es schlief, lag es bogenförmig eingerollt auf der Seite und hatte den Kopf durch den Schweif bedeckt; eines Tages fand ich es in dieser Lage in seiner gewöhnlichen Schlafstelle erstarrt und kalt, nachdem es über zwei Monate scheinbar gesund am Bord gewesen war; der gekochte Reis, den es Tages zuvor erhalten, war schon einen Tag alt, also nicht mehr frisch gewesen, und diesem Umstande musste ich den Tod zuschreiben, da keine andere Ursache äusserlich und innerlich zu finden war. Unter den an Bord gebrachten Vögeln spielten die Tauben Des Abends wurde vor dem Leuchthurm von Anyer geankert Papageien und Tauben. den Schweif trug es nie hoch, wie unsere Eichhörnchen so oft;wenn es schlief, lag es bogenförmig eingerollt auf der Seite und hatte den Kopf durch den Schweif bedeckt; eines Tages fand ich es in dieser Lage in seiner gewöhnlichen Schlafstelle erstarrt und kalt, nachdem es über zwei Monate scheinbar gesund am Bord gewesen war; der gekochte Reis, den es Tages zuvor erhalten, war schon einen Tag alt, also nicht mehr frisch gewesen, und diesem Umstande musste ich den Tod zuschreiben, da keine andere Ursache äusserlich und innerlich zu finden war. Unter den an Bord gebrachten Vögeln spielten die Tauben Des Abends wurde vor dem Leuchthurm von Anyer geankert <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0071" n="53"/><fw place="top" type="header">Papageien und Tauben.</fw><lb/> den Schweif trug es nie hoch, wie unsere Eichhörnchen so oft;<lb/> wenn es schlief, lag es bogenförmig eingerollt auf der Seite und<lb/> hatte den Kopf durch den Schweif bedeckt; eines Tages fand ich<lb/> es in dieser Lage in seiner gewöhnlichen Schlafstelle erstarrt und<lb/> kalt, nachdem es über zwei Monate scheinbar gesund am Bord<lb/> gewesen war; der gekochte Reis, den es Tages zuvor erhalten, war<lb/> schon einen Tag alt, also nicht mehr frisch gewesen, und diesem<lb/> Umstande musste ich den Tod zuschreiben, da keine andere Ursache<lb/> äusserlich und innerlich zu finden war.</p><lb/> <p>Unter den an Bord gebrachten Vögeln spielten die <hi rendition="#g">Tauben</hi><lb/> die erste, <hi rendition="#g">Papageien</hi> erst die zweite Rolle, charakteristisch für die<lb/> westliche Hälfte des indischen Archipels; denn es waren nur Arten,<lb/> die auf Java oder Sumatra selbst einheimisch sind, daher von<lb/> Papageien nur eine kleinere grüne, der langschwänzige Psittacus<lb/> (Palaeornis) longicauda Boddaert (= barbatulatus Bechst., Kuhl.),<lb/> mit schwarzen Bartflecken, betet der Malaien, und der kurz-<lb/> schwänzige (Loriculus) galgulus L. sp., mit einheimischem Namen<lb/> serindit; beide von Sumatra; letzterer pflegte sich zum Schlafen<lb/> verkehrt an Einem Fusse aufzuhängen. Unter den Tauben waren<lb/> ebenfalls die Hauptformen dieser Hälfte des Archipels vertreten<lb/> durch die papageigrüne Taube, Columba (Treron) aromatica L., die<lb/> bronzegrüne C. (Chalcophaps) Javanica Gmel., die unserer ächten<lb/> Turteltaube so ähnliche C. (Turtur) tigrina Tem. = Chinensis Scopoli,<lb/> und die kleine langschwänzige C. (Geopelia) striata L., eifrige<lb/> Reisfresser, wie der bekannte Reisvogel, Loxia (Munia) oryzivora L.,<lb/> der einzige sperlingsartige Vogel, der uns gebracht wurde.</p><lb/> <p>Des Abends wurde vor dem Leuchthurm von Anyer geankert<lb/> und am nächsten Tage, 25. Juni, da die Windstille glücklicherweise<lb/> anhielt, eine Excursion an Land gemacht. Der Strand der javani-<lb/> schen Küste ist hier flach und besteht hauptsächlich aus Korallen-<lb/> Trümmern, unter denen namentlich die Gattungen Mussa und Astraea<lb/> durch ihre Zahl, Maeandrina durch ihre Form und kleine Stückchen<lb/> von Tubipora durch ihre rothe Farbe sich sehr bemerklich machen;<lb/> stellenweise sind auch Algen in Mehrzahl ausgeworfen, namentlich<lb/> die olivengelben (getrocknet schwarzen) Sargassen und die hell-<lb/> grünen (verbleicht weissen) Halimeden. Belebt ist der Strand fast<lb/> nur von Einsiedlerkrebsen, welche Schalen der verschiedensten<lb/> Schneckengattungen mit sich herumschleppen. Zunächst hinter dem<lb/> Strand folgt ein Wäldchen von Cocospalmen, das erste, das wir<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [53/0071]
Papageien und Tauben.
den Schweif trug es nie hoch, wie unsere Eichhörnchen so oft;
wenn es schlief, lag es bogenförmig eingerollt auf der Seite und
hatte den Kopf durch den Schweif bedeckt; eines Tages fand ich
es in dieser Lage in seiner gewöhnlichen Schlafstelle erstarrt und
kalt, nachdem es über zwei Monate scheinbar gesund am Bord
gewesen war; der gekochte Reis, den es Tages zuvor erhalten, war
schon einen Tag alt, also nicht mehr frisch gewesen, und diesem
Umstande musste ich den Tod zuschreiben, da keine andere Ursache
äusserlich und innerlich zu finden war.
Unter den an Bord gebrachten Vögeln spielten die Tauben
die erste, Papageien erst die zweite Rolle, charakteristisch für die
westliche Hälfte des indischen Archipels; denn es waren nur Arten,
die auf Java oder Sumatra selbst einheimisch sind, daher von
Papageien nur eine kleinere grüne, der langschwänzige Psittacus
(Palaeornis) longicauda Boddaert (= barbatulatus Bechst., Kuhl.),
mit schwarzen Bartflecken, betet der Malaien, und der kurz-
schwänzige (Loriculus) galgulus L. sp., mit einheimischem Namen
serindit; beide von Sumatra; letzterer pflegte sich zum Schlafen
verkehrt an Einem Fusse aufzuhängen. Unter den Tauben waren
ebenfalls die Hauptformen dieser Hälfte des Archipels vertreten
durch die papageigrüne Taube, Columba (Treron) aromatica L., die
bronzegrüne C. (Chalcophaps) Javanica Gmel., die unserer ächten
Turteltaube so ähnliche C. (Turtur) tigrina Tem. = Chinensis Scopoli,
und die kleine langschwänzige C. (Geopelia) striata L., eifrige
Reisfresser, wie der bekannte Reisvogel, Loxia (Munia) oryzivora L.,
der einzige sperlingsartige Vogel, der uns gebracht wurde.
Des Abends wurde vor dem Leuchthurm von Anyer geankert
und am nächsten Tage, 25. Juni, da die Windstille glücklicherweise
anhielt, eine Excursion an Land gemacht. Der Strand der javani-
schen Küste ist hier flach und besteht hauptsächlich aus Korallen-
Trümmern, unter denen namentlich die Gattungen Mussa und Astraea
durch ihre Zahl, Maeandrina durch ihre Form und kleine Stückchen
von Tubipora durch ihre rothe Farbe sich sehr bemerklich machen;
stellenweise sind auch Algen in Mehrzahl ausgeworfen, namentlich
die olivengelben (getrocknet schwarzen) Sargassen und die hell-
grünen (verbleicht weissen) Halimeden. Belebt ist der Strand fast
nur von Einsiedlerkrebsen, welche Schalen der verschiedensten
Schneckengattungen mit sich herumschleppen. Zunächst hinter dem
Strand folgt ein Wäldchen von Cocospalmen, das erste, das wir
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