Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Martens, Eduard von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Zoologischer Teil. Erster Band. Berlin, 1876.

Bild:
<< vorherige Seite
Anmerkungen zum südlichen Ocean.
einiger Entfernung von dem Beobachter, aber noch vor dem schwimmenden oder
gerade niedrig fliegenden Vogel erhebt, es den Anschein hat, als versenke sich der
Vogel hinein.
2) Der Linneische Artnamen Aequinoctialis ist unpassend, er kann nur den Sinn
haben, dass der betreffende Vogel nahe der Tag- und Nachtgleichen-Linie (Aequa-
tor), also mindestens zwischen den Tropen lebe, dieses thut aber unser Vogel gerade
nicht; schon Forster bemerkte mit Recht (l. c. pag. 26): habitat in oceano australi
extra Tropicum, nunquam visa ad lineam aequinoctialem, unde patet in ipsam nomen
aequinoctialis non quadrare, und nannte ihn daher Procellaria nigra. Dennoch ist
ihm bei allen Ornithologen, von dem Herausgeber des Forster'schen Manuscripts bis
zum neuesten Monographen der Sturmvögel, Coues, der Name aequinoctialis geblie-
ben, indem sie aus Achtung vor Linne auch seine Irrthümer verewigen wollen.
Uebrigens ist auch für dieselbe Art von Sturmvögeln ihre Aequatorialgränze
nach Jahreszeit und Oertlichkeit verschieden; so ist die Captaube uns zuerst in
25° Südbreite im dortigen Winter erschienen, Cook südlich von Neuseeland 1773
im dortigen Sommer erst in 43°, dagegen beobachtete man sie auf der Expedition
des Schiffes Beagle unter Fitzroy an der peruanischen Küste noch in 16--17° Süd-
breite, was offenbar mit dem dortigen Kaltwasserstrom zusammenhängt, wie ja auch
Pinguine bis Peru kommen sollen.
3) Das Spritzloch sah ich nur während der kurzen Zeit des "Blasens", aber
sie genügte doch, um den Ort desselben, und dass nicht zwei gesonderte gleich
grosse und gleich thätige neben einander vorhanden sind und blasen, zu erkennen.
Diese zwei Charaktere, die Lage nicht am vordern Ende des Kopfes, sondern weiter
zurück, und die Unpaarigkeit, verweisen aber das betreffende Thier in die Gattung
Physeter, nach Dr. Gray's Umgränzung, den Black-fish der Wallfischfänger, den
dieselben oft nennen, aber nie fangen und von dem nur ältere ungenügende Be-
schreibungen existiren.

Anmerkungen zum südlichen Ocean.
einiger Entfernung von dem Beobachter, aber noch vor dem schwimmenden oder
gerade niedrig fliegenden Vogel erhebt, es den Anschein hat, als versenke sich der
Vogel hinein.
2) Der Linnéische Artnamen Aequinoctialis ist unpassend, er kann nur den Sinn
haben, dass der betreffende Vogel nahe der Tag- und Nachtgleichen-Linie (Aequa-
tor), also mindestens zwischen den Tropen lebe, dieses thut aber unser Vogel gerade
nicht; schon Forster bemerkte mit Recht (l. c. pag. 26): habitat in oceano australi
extra Tropicum, nunquam visa ad lineam aequinoctialem, unde patet in ipsam nomen
aequinoctialis non quadrare, und nannte ihn daher Procellaria nigra. Dennoch ist
ihm bei allen Ornithologen, von dem Herausgeber des Forster’schen Manuscripts bis
zum neuesten Monographen der Sturmvögel, Coues, der Name aequinoctialis geblie-
ben, indem sie aus Achtung vor Linné auch seine Irrthümer verewigen wollen.
Uebrigens ist auch für dieselbe Art von Sturmvögeln ihre Aequatorialgränze
nach Jahreszeit und Oertlichkeit verschieden; so ist die Captaube uns zuerst in
25° Südbreite im dortigen Winter erschienen, Cook südlich von Neuseeland 1773
im dortigen Sommer erst in 43°, dagegen beobachtete man sie auf der Expedition
des Schiffes Beagle unter Fitzroy an der peruanischen Küste noch in 16—17° Süd-
breite, was offenbar mit dem dortigen Kaltwasserstrom zusammenhängt, wie ja auch
Pinguine bis Peru kommen sollen.
3) Das Spritzloch sah ich nur während der kurzen Zeit des »Blasens«, aber
sie genügte doch, um den Ort desselben, und dass nicht zwei gesonderte gleich
grosse und gleich thätige neben einander vorhanden sind und blasen, zu erkennen.
Diese zwei Charaktere, die Lage nicht am vordern Ende des Kopfes, sondern weiter
zurück, und die Unpaarigkeit, verweisen aber das betreffende Thier in die Gattung
Physeter, nach Dr. Gray’s Umgränzung, den Black-fish der Wallfischfänger, den
dieselben oft nennen, aber nie fangen und von dem nur ältere ungenügende Be-
schreibungen existiren.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <note place="end" n="1)"><pb facs="#f0068" n="50"/><fw place="top" type="header">Anmerkungen zum südlichen Ocean.</fw><lb/>
einiger Entfernung von dem Beobachter, aber noch vor dem schwimmenden oder<lb/>
gerade niedrig fliegenden Vogel erhebt, es den Anschein hat, als versenke sich der<lb/>
Vogel hinein.</note><lb/>
            <note place="end" n="2)">Der Linnéische Artnamen Aequinoctialis ist unpassend, er kann nur den Sinn<lb/>
haben, dass der betreffende Vogel nahe der Tag- und Nachtgleichen-Linie (Aequa-<lb/>
tor), also mindestens zwischen den Tropen lebe, dieses thut aber unser Vogel gerade<lb/>
nicht; schon Forster bemerkte mit Recht (l. c. pag. 26): habitat in oceano australi<lb/>
extra Tropicum, nunquam visa ad lineam aequinoctialem, unde patet in ipsam nomen<lb/>
aequinoctialis non quadrare, und nannte ihn daher Procellaria nigra. Dennoch ist<lb/>
ihm bei allen Ornithologen, von dem Herausgeber des Forster&#x2019;schen Manuscripts bis<lb/>
zum neuesten Monographen der Sturmvögel, Coues, der Name aequinoctialis geblie-<lb/>
ben, indem sie aus Achtung vor Linné auch seine Irrthümer verewigen wollen.<lb/>
Uebrigens ist auch für dieselbe Art von Sturmvögeln ihre Aequatorialgränze<lb/>
nach Jahreszeit und Oertlichkeit verschieden; so ist die Captaube uns zuerst in<lb/>
25° Südbreite im dortigen Winter erschienen, Cook südlich von Neuseeland 1773<lb/>
im dortigen Sommer erst in 43°, dagegen beobachtete man sie auf der Expedition<lb/>
des Schiffes Beagle unter Fitzroy an der peruanischen Küste noch in 16&#x2014;17° Süd-<lb/>
breite, was offenbar mit dem dortigen Kaltwasserstrom zusammenhängt, wie ja auch<lb/>
Pinguine bis Peru kommen sollen.</note><lb/>
            <note place="end" n="3)">Das Spritzloch sah ich nur während der kurzen Zeit des »Blasens«, aber<lb/>
sie genügte doch, um den Ort desselben, und dass nicht zwei gesonderte gleich<lb/>
grosse und gleich thätige neben einander vorhanden sind und blasen, zu erkennen.<lb/>
Diese zwei Charaktere, die Lage nicht am vordern Ende des Kopfes, sondern weiter<lb/>
zurück, und die Unpaarigkeit, verweisen aber das betreffende Thier in die Gattung<lb/>
Physeter, nach Dr. Gray&#x2019;s Umgränzung, den Black-fish der Wallfischfänger, den<lb/>
dieselben oft nennen, aber nie fangen und von dem nur ältere ungenügende Be-<lb/>
schreibungen existiren.</note>
          </div>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[50/0068] Anmerkungen zum südlichen Ocean. ¹⁾ einiger Entfernung von dem Beobachter, aber noch vor dem schwimmenden oder gerade niedrig fliegenden Vogel erhebt, es den Anschein hat, als versenke sich der Vogel hinein. ²⁾ Der Linnéische Artnamen Aequinoctialis ist unpassend, er kann nur den Sinn haben, dass der betreffende Vogel nahe der Tag- und Nachtgleichen-Linie (Aequa- tor), also mindestens zwischen den Tropen lebe, dieses thut aber unser Vogel gerade nicht; schon Forster bemerkte mit Recht (l. c. pag. 26): habitat in oceano australi extra Tropicum, nunquam visa ad lineam aequinoctialem, unde patet in ipsam nomen aequinoctialis non quadrare, und nannte ihn daher Procellaria nigra. Dennoch ist ihm bei allen Ornithologen, von dem Herausgeber des Forster’schen Manuscripts bis zum neuesten Monographen der Sturmvögel, Coues, der Name aequinoctialis geblie- ben, indem sie aus Achtung vor Linné auch seine Irrthümer verewigen wollen. Uebrigens ist auch für dieselbe Art von Sturmvögeln ihre Aequatorialgränze nach Jahreszeit und Oertlichkeit verschieden; so ist die Captaube uns zuerst in 25° Südbreite im dortigen Winter erschienen, Cook südlich von Neuseeland 1773 im dortigen Sommer erst in 43°, dagegen beobachtete man sie auf der Expedition des Schiffes Beagle unter Fitzroy an der peruanischen Küste noch in 16—17° Süd- breite, was offenbar mit dem dortigen Kaltwasserstrom zusammenhängt, wie ja auch Pinguine bis Peru kommen sollen. ³⁾ Das Spritzloch sah ich nur während der kurzen Zeit des »Blasens«, aber sie genügte doch, um den Ort desselben, und dass nicht zwei gesonderte gleich grosse und gleich thätige neben einander vorhanden sind und blasen, zu erkennen. Diese zwei Charaktere, die Lage nicht am vordern Ende des Kopfes, sondern weiter zurück, und die Unpaarigkeit, verweisen aber das betreffende Thier in die Gattung Physeter, nach Dr. Gray’s Umgränzung, den Black-fish der Wallfischfänger, den dieselben oft nennen, aber nie fangen und von dem nur ältere ungenügende Be- schreibungen existiren.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasienzoologie01_1876
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasienzoologie01_1876/68
Zitationshilfe: Martens, Eduard von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Zoologischer Teil. Erster Band. Berlin, 1876, S. 50. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasienzoologie01_1876/68>, abgerufen am 06.05.2024.