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Martens, Eduard von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Zoologischer Teil. Erster Band. Berlin, 1876.

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Veilchenschnecke. Seeblase.
ceen (Copepoden) und einen Bandwurm (Bothriocephalus). Auch
ein Teufelsfisch wurde während der Stille unter der Linie eines
Morgens von dem wachthabenden Cadetten und den Matrosen ge-
sehen; bis aber der Naturforscher auf Deck kam, war er ver-
schwunden; der Beschreibung nach -- ein breites schwarzes Un-
gethüm mit deutlichen Hörnern -- scheint es ein Riesenrochen,
Cephaloptera, gewesen zu sein (vergl. Oken, allgemeine Natur-
geschichte VI., S. 49).

Von pelagischen Mollusken zeigten sich die veilchenblauen
Ianthinen schon nördlich vom Wendekreis, in Sicht von Madeira,
bei Windstille; mehrmals fischte ich den blasigen Schwimmapparat
allein auf, was vielleicht eine freiwillige Abstossung desselben an-
deutet; zugleich mit ihnen erschienen massenweise die indigoblauen
Velellen und die grosse Seeblase, Physalia caravella Eschscholtz;
diese letztere war himmelblau mit rothem Kamm, die Blase kaum
zu einem Drittel ihrer Länge mit Anhängseln besetzt, an dem freien
Ende zugespitzt und dunkler blau, von der Farbe der Kornblume,
Centaurea cyanus L., nahe dem Ende ein kleiner gelblicher kreis-
runder Fleck, von rothen Strahlen umgeben. Die Anhänge (oder
Individuen) waren dreierlei: 1. wurmförmige, kürzere, konische in
Büscheln zusammen, Saugröhren nach Eschscholtz; 2. wurstförmige,
grünliche, geräumige Cylinder, an der Wurzel der folgenden ent-
springend und ganz an sie angeschmiegt, Flüssigkeitsbehälter von
Eschscholtz genannt, Fühler nach Kölliker; 3. endlich schnurförmige,
bis mehrere Fuss lange, mehr oder weniger lose spiralgedrehte,
verkürzbare Fäden, die kleineren violett, die grösseren blau, Fang-
fäden von Eschscholtz; sie enthalten eine Anzahl Zellen mit Spiral-
fäden im Innern (Nesselzellen) in queer und etwas schief liegende
Häufchen geordnet, und sie sind es auch, welche der berührenden
Hand eine schmerzhafte Empfindung verursachen, die nicht sogleich,
sondern erst nach ungefähr einer Minute eintritt und erst noch
etwas zunimmt. Die jüngeren derselben sind noch wasserhell und
erscheinen dem blossen Auge als feine rosenkranzförmige Fäden,
ganz verschieden von den ausgebildeten; dieses Aussehen ist nament-
lich in der Abbildung von Olfers kenntlich wiedergegeben. Die
mikroskopische Untersuchung weist aber ihre Uebereinstimmung mit
den Fangfäden nach.

Der Kamm ist bald prall mit Luft gefüllt und steif aufge-
richtet, wobei an seinem Grunde röthliche septumartige Einschnü-

Veilchenschnecke. Seeblase.
ceen (Copepoden) und einen Bandwurm (Bothriocephalus). Auch
ein Teufelsfisch wurde während der Stille unter der Linie eines
Morgens von dem wachthabenden Cadetten und den Matrosen ge-
sehen; bis aber der Naturforscher auf Deck kam, war er ver-
schwunden; der Beschreibung nach — ein breites schwarzes Un-
gethüm mit deutlichen Hörnern — scheint es ein Riesenrochen,
Cephaloptera, gewesen zu sein (vergl. Oken, allgemeine Natur-
geschichte VI., S. 49).

Von pelagischen Mollusken zeigten sich die veilchenblauen
Ianthinen schon nördlich vom Wendekreis, in Sicht von Madeira,
bei Windstille; mehrmals fischte ich den blasigen Schwimmapparat
allein auf, was vielleicht eine freiwillige Abstossung desselben an-
deutet; zugleich mit ihnen erschienen massenweise die indigoblauen
Velellen und die grosse Seeblase, Physalia caravella Eschscholtz;
diese letztere war himmelblau mit rothem Kamm, die Blase kaum
zu einem Drittel ihrer Länge mit Anhängseln besetzt, an dem freien
Ende zugespitzt und dunkler blau, von der Farbe der Kornblume,
Centaurea cyanus L., nahe dem Ende ein kleiner gelblicher kreis-
runder Fleck, von rothen Strahlen umgeben. Die Anhänge (oder
Individuen) waren dreierlei: 1. wurmförmige, kürzere, konische in
Büscheln zusammen, Saugröhren nach Eschscholtz; 2. wurstförmige,
grünliche, geräumige Cylinder, an der Wurzel der folgenden ent-
springend und ganz an sie angeschmiegt, Flüssigkeitsbehälter von
Eschscholtz genannt, Fühler nach Kölliker; 3. endlich schnurförmige,
bis mehrere Fuss lange, mehr oder weniger lose spiralgedrehte,
verkürzbare Fäden, die kleineren violett, die grösseren blau, Fang-
fäden von Eschscholtz; sie enthalten eine Anzahl Zellen mit Spiral-
fäden im Innern (Nesselzellen) in queer und etwas schief liegende
Häufchen geordnet, und sie sind es auch, welche der berührenden
Hand eine schmerzhafte Empfindung verursachen, die nicht sogleich,
sondern erst nach ungefähr einer Minute eintritt und erst noch
etwas zunimmt. Die jüngeren derselben sind noch wasserhell und
erscheinen dem blossen Auge als feine rosenkranzförmige Fäden,
ganz verschieden von den ausgebildeten; dieses Aussehen ist nament-
lich in der Abbildung von Olfers kenntlich wiedergegeben. Die
mikroskopische Untersuchung weist aber ihre Uebereinstimmung mit
den Fangfäden nach.

Der Kamm ist bald prall mit Luft gefüllt und steif aufge-
richtet, wobei an seinem Grunde röthliche septumartige Einschnü-

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[30/0048] Veilchenschnecke. Seeblase. ceen (Copepoden) und einen Bandwurm (Bothriocephalus). Auch ein Teufelsfisch wurde während der Stille unter der Linie eines Morgens von dem wachthabenden Cadetten und den Matrosen ge- sehen; bis aber der Naturforscher auf Deck kam, war er ver- schwunden; der Beschreibung nach — ein breites schwarzes Un- gethüm mit deutlichen Hörnern — scheint es ein Riesenrochen, Cephaloptera, gewesen zu sein (vergl. Oken, allgemeine Natur- geschichte VI., S. 49). Von pelagischen Mollusken zeigten sich die veilchenblauen Ianthinen schon nördlich vom Wendekreis, in Sicht von Madeira, bei Windstille; mehrmals fischte ich den blasigen Schwimmapparat allein auf, was vielleicht eine freiwillige Abstossung desselben an- deutet; zugleich mit ihnen erschienen massenweise die indigoblauen Velellen und die grosse Seeblase, Physalia caravella Eschscholtz; diese letztere war himmelblau mit rothem Kamm, die Blase kaum zu einem Drittel ihrer Länge mit Anhängseln besetzt, an dem freien Ende zugespitzt und dunkler blau, von der Farbe der Kornblume, Centaurea cyanus L., nahe dem Ende ein kleiner gelblicher kreis- runder Fleck, von rothen Strahlen umgeben. Die Anhänge (oder Individuen) waren dreierlei: 1. wurmförmige, kürzere, konische in Büscheln zusammen, Saugröhren nach Eschscholtz; 2. wurstförmige, grünliche, geräumige Cylinder, an der Wurzel der folgenden ent- springend und ganz an sie angeschmiegt, Flüssigkeitsbehälter von Eschscholtz genannt, Fühler nach Kölliker; 3. endlich schnurförmige, bis mehrere Fuss lange, mehr oder weniger lose spiralgedrehte, verkürzbare Fäden, die kleineren violett, die grösseren blau, Fang- fäden von Eschscholtz; sie enthalten eine Anzahl Zellen mit Spiral- fäden im Innern (Nesselzellen) in queer und etwas schief liegende Häufchen geordnet, und sie sind es auch, welche der berührenden Hand eine schmerzhafte Empfindung verursachen, die nicht sogleich, sondern erst nach ungefähr einer Minute eintritt und erst noch etwas zunimmt. Die jüngeren derselben sind noch wasserhell und erscheinen dem blossen Auge als feine rosenkranzförmige Fäden, ganz verschieden von den ausgebildeten; dieses Aussehen ist nament- lich in der Abbildung von Olfers kenntlich wiedergegeben. Die mikroskopische Untersuchung weist aber ihre Uebereinstimmung mit den Fangfäden nach. Der Kamm ist bald prall mit Luft gefüllt und steif aufge- richtet, wobei an seinem Grunde röthliche septumartige Einschnü-

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Zitationshilfe: Martens, Eduard von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Zoologischer Teil. Erster Band. Berlin, 1876, S. 30. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasienzoologie01_1876/48>, abgerufen am 21.11.2024.