Martens, Eduard von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Zoologischer Teil. Erster Band. Berlin, 1876.Schmetterlinge des Archipels. hat ihren Namen von der schönen Helena erhalten. Die GattungOrnithoptera, mit langen Vorderflügeln und ungeschwänzten Hinter- flügeln, ist überhaupt auf den Molukken nebst Philippinen und Neuguinea am reichsten entwickelt, auf Java und Borneo schon sparsamer an Arten. Unter den Ritterschmetterlingen des indischen Archipels finden wir auch die merkwürdigen Fälle dimorpher oder polymorpher Weibchen, welche Wallace näher auseinandergesetzt hat: während nämlich die Männchen der betreffenden Art stets untereinander gleich sind, existiren zwei- oder mehrerlei in Färbung und Flügelschnitt etwas abweichende Formen von Weibchen der- selben Art, in der Regel eine davon dem Männchen sehr ähnlich (virago); zuweilen leben die verschiedenen Formen an demselben Orte, zuweilen sind sie geographisch getrennt.36) Auch die Gattung Nymphalis (Charaxes, bei Cramer Equites Argonautae), durch die geschwänzten Flügel den Rittern ähnlich, ist in manchen schönen und auffälligen Arten durch den Archipel verbreitet; zu ihr gehört z. B. Wallace's Zirkelschmetterling. Nahe verwandt damit ist auch Kallima Paralecta, welche durch den Schnitt der Flügel, sowie die Zeichnung und Färbung ihrer Aussenseite ruhend einem dürren Blatte so täuschend ähnlich sieht.37) Sehr häufig sieht man übrigens im Archipel auch Weisslinge, den europäischen ähnlich, und die sogenannten Danaer aus der Gruppe des Chrysippus L., gelbbraun, schwarz geadert mit schwarzen weissgefleckten Spitzen der Vorder- flügel; diese letztere Familie ist Europa wesentlich fremd, doch streift die eben genannte Art eben noch seinen Südrand. Ebenfalls häufig sind noch zwei Gattungen derselben Familie, Euploea (Papilio Midamus L. auf den Sunda-Inseln, Eunice God. auf Amboina), schwarz mit weissen Flecken, und Hestia (Idea), auf weissem Grunde schwarz- gefleckt, letztere einige recht grosse Arten enthaltend, so P. Lyn- ceus Drury. Charakteristisch ist auch die unseren Eckfaltern ver- wandte Gattung Junonia, mit Augenflecken und gezähneltem Rande der Flügel; bekannt ist die durch das Ultramarinblau ihrer Unter- flügel ausgezeichnete J. Orithyia L. auf den Sunda-Inseln, und J. Hedonia L. von Batjan. Bemerkenswerth durch die schmäleren Flügel sind Cethosia (P. Penthesilea L.), in der Färbung jenen Danaern ähnlich, aber der Rand der Flügel gezähnelt, und Hamadryas, als einzige Annäherung an die südamerikanischen Heliconier, welche in neuerer Zeit durch Bates als Gegenstand der auffälligsten Nachahmung (mimicry) von Seiten anderer Schmetterlinge berühmt geworden Ost-Asien. Zoologisch. I. 19
Schmetterlinge des Archipels. hat ihren Namen von der schönen Helena erhalten. Die GattungOrnithoptera, mit langen Vorderflügeln und ungeschwänzten Hinter- flügeln, ist überhaupt auf den Molukken nebst Philippinen und Neuguinea am reichsten entwickelt, auf Java und Borneo schon sparsamer an Arten. Unter den Ritterschmetterlingen des indischen Archipels finden wir auch die merkwürdigen Fälle dimorpher oder polymorpher Weibchen, welche Wallace näher auseinandergesetzt hat: während nämlich die Männchen der betreffenden Art stets untereinander gleich sind, existiren zwei- oder mehrerlei in Färbung und Flügelschnitt etwas abweichende Formen von Weibchen der- selben Art, in der Regel eine davon dem Männchen sehr ähnlich (virago); zuweilen leben die verschiedenen Formen an demselben Orte, zuweilen sind sie geographisch getrennt.36) Auch die Gattung Nymphalis (Charaxes, bei Cramer Equites Argonautae), durch die geschwänzten Flügel den Rittern ähnlich, ist in manchen schönen und auffälligen Arten durch den Archipel verbreitet; zu ihr gehört z. B. Wallace’s Zirkelschmetterling. Nahe verwandt damit ist auch Kallima Paralecta, welche durch den Schnitt der Flügel, sowie die Zeichnung und Färbung ihrer Aussenseite ruhend einem dürren Blatte so täuschend ähnlich sieht.37) Sehr häufig sieht man übrigens im Archipel auch Weisslinge, den europäischen ähnlich, und die sogenannten Danaer aus der Gruppe des Chrysippus L., gelbbraun, schwarz geadert mit schwarzen weissgefleckten Spitzen der Vorder- flügel; diese letztere Familie ist Europa wesentlich fremd, doch streift die eben genannte Art eben noch seinen Südrand. Ebenfalls häufig sind noch zwei Gattungen derselben Familie, Euploea (Papilio Midamus L. auf den Sunda-Inseln, Eunice God. auf Amboina), schwarz mit weissen Flecken, und Hestia (Idea), auf weissem Grunde schwarz- gefleckt, letztere einige recht grosse Arten enthaltend, so P. Lyn- ceus Drury. Charakteristisch ist auch die unseren Eckfaltern ver- wandte Gattung Junonia, mit Augenflecken und gezähneltem Rande der Flügel; bekannt ist die durch das Ultramarinblau ihrer Unter- flügel ausgezeichnete J. Orithyia L. auf den Sunda-Inseln, und J. Hedonia L. von Batjan. Bemerkenswerth durch die schmäleren Flügel sind Cethosia (P. Penthesilea L.), in der Färbung jenen Danaern ähnlich, aber der Rand der Flügel gezähnelt, und Hamadryas, als einzige Annäherung an die südamerikanischen Heliconier, welche in neuerer Zeit durch Bates als Gegenstand der auffälligsten Nachahmung (mimicry) von Seiten anderer Schmetterlinge berühmt geworden Ost-Asien. Zoologisch. I. 19
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Schmetterlinge des Archipels.
hat ihren Namen von der schönen Helena erhalten. Die Gattung
Ornithoptera, mit langen Vorderflügeln und ungeschwänzten Hinter-
flügeln, ist überhaupt auf den Molukken nebst Philippinen und
Neuguinea am reichsten entwickelt, auf Java und Borneo schon
sparsamer an Arten. Unter den Ritterschmetterlingen des indischen
Archipels finden wir auch die merkwürdigen Fälle dimorpher oder
polymorpher Weibchen, welche Wallace näher auseinandergesetzt
hat: während nämlich die Männchen der betreffenden Art stets
untereinander gleich sind, existiren zwei- oder mehrerlei in Färbung
und Flügelschnitt etwas abweichende Formen von Weibchen der-
selben Art, in der Regel eine davon dem Männchen sehr ähnlich
(virago); zuweilen leben die verschiedenen Formen an demselben
Orte, zuweilen sind sie geographisch getrennt.36) Auch die Gattung
Nymphalis (Charaxes, bei Cramer Equites Argonautae), durch die
geschwänzten Flügel den Rittern ähnlich, ist in manchen schönen
und auffälligen Arten durch den Archipel verbreitet; zu ihr gehört
z. B. Wallace’s Zirkelschmetterling. Nahe verwandt damit ist auch
Kallima Paralecta, welche durch den Schnitt der Flügel, sowie die
Zeichnung und Färbung ihrer Aussenseite ruhend einem dürren
Blatte so täuschend ähnlich sieht.37) Sehr häufig sieht man übrigens
im Archipel auch Weisslinge, den europäischen ähnlich, und die
sogenannten Danaer aus der Gruppe des Chrysippus L., gelbbraun,
schwarz geadert mit schwarzen weissgefleckten Spitzen der Vorder-
flügel; diese letztere Familie ist Europa wesentlich fremd, doch
streift die eben genannte Art eben noch seinen Südrand. Ebenfalls
häufig sind noch zwei Gattungen derselben Familie, Euploea (Papilio
Midamus L. auf den Sunda-Inseln, Eunice God. auf Amboina), schwarz
mit weissen Flecken, und Hestia (Idea), auf weissem Grunde schwarz-
gefleckt, letztere einige recht grosse Arten enthaltend, so P. Lyn-
ceus Drury. Charakteristisch ist auch die unseren Eckfaltern ver-
wandte Gattung Junonia, mit Augenflecken und gezähneltem Rande
der Flügel; bekannt ist die durch das Ultramarinblau ihrer Unter-
flügel ausgezeichnete J. Orithyia L. auf den Sunda-Inseln, und J.
Hedonia L. von Batjan. Bemerkenswerth durch die schmäleren Flügel
sind Cethosia (P. Penthesilea L.), in der Färbung jenen Danaern ähnlich,
aber der Rand der Flügel gezähnelt, und Hamadryas, als einzige
Annäherung an die südamerikanischen Heliconier, welche in neuerer
Zeit durch Bates als Gegenstand der auffälligsten Nachahmung
(mimicry) von Seiten anderer Schmetterlinge berühmt geworden
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