Martens, Eduard von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Zoologischer Teil. Erster Band. Berlin, 1876.Orang-utan. Von den zwei häufigsten Landschnecken in der Umgebung der hollän-dischen Hauptstadt Timor's, Kupang, schliesst sich die eine, Helix argillacea, entschieden zunächst an ähnliche, reicher entwickelte Arten des nördlichen Australiens an, aber die andere, Bulimus contrarius, gehört einer enggeschlossenen Artenreihe an, welche von Sumatra über Java, Sumbawa und Flores bis hieher verbreitet ist und weder in Australien noch selbst auf den Molukken Verwandte findet, wohl aber auf allen Sunda-Inseln und auf dem hinterindischen Fest- lande. Hierin stimmt also Timor mehr mit Java und Asien überein als selbst die Molukken. Die Landschnecken haben im Allgemeinen eine geringe Verbreitungsfähigkeit und sind beispielsweise innerhalb Europa nach den verschiedenen Ländern weit verschiedener als die höhern Thiere, und eben deshalb für die Begränzung der Faunen von besonderer Brauchbarkeit. 4) Wie Timor an Neu-Holland, so und noch mehr schliessen 1. Land-Säugethiere. Die Affen sind auf den drei grossen Sunda-Inseln (Sumatra, Orang-utan. Von den zwei häufigsten Landschnecken in der Umgebung der hollän-dischen Hauptstadt Timor’s, Kupang, schliesst sich die eine, Helix argillacea, entschieden zunächst an ähnliche, reicher entwickelte Arten des nördlichen Australiens an, aber die andere, Bulimus contrarius, gehört einer enggeschlossenen Artenreihe an, welche von Sumatra über Java, Sumbawa und Flores bis hieher verbreitet ist und weder in Australien noch selbst auf den Molukken Verwandte findet, wohl aber auf allen Sunda-Inseln und auf dem hinterindischen Fest- lande. Hierin stimmt also Timor mehr mit Java und Asien überein als selbst die Molukken. Die Landschnecken haben im Allgemeinen eine geringe Verbreitungsfähigkeit und sind beispielsweise innerhalb Europa nach den verschiedenen Ländern weit verschiedener als die höhern Thiere, und eben deshalb für die Begränzung der Faunen von besonderer Brauchbarkeit. 4) Wie Timor an Neu-Holland, so und noch mehr schliessen 1. Land-Säugethiere. Die Affen sind auf den drei grossen Sunda-Inseln (Sumatra, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0266" n="248"/><fw place="top" type="header">Orang-utan.</fw><lb/> Von den zwei häufigsten Landschnecken in der Umgebung der hollän-<lb/> dischen Hauptstadt Timor’s, Kupang, schliesst sich die eine, Helix<lb/> argillacea, entschieden zunächst an ähnliche, reicher entwickelte<lb/> Arten des nördlichen Australiens an, aber die andere, Bulimus<lb/> contrarius, gehört einer enggeschlossenen Artenreihe an, welche von<lb/> Sumatra über Java, Sumbawa und Flores bis hieher verbreitet ist und<lb/> weder in Australien noch selbst auf den Molukken Verwandte findet,<lb/> wohl aber auf allen Sunda-Inseln und auf dem hinterindischen Fest-<lb/> lande. Hierin stimmt also Timor mehr mit Java und Asien überein<lb/> als selbst die Molukken. Die Landschnecken haben im Allgemeinen<lb/> eine geringe Verbreitungsfähigkeit und sind beispielsweise innerhalb<lb/> Europa nach den verschiedenen Ländern weit verschiedener als die<lb/> höhern Thiere, und eben deshalb für die Begränzung der Faunen<lb/> von besonderer Brauchbarkeit. <hi rendition="#sup">4</hi>)</p><lb/> <p>Wie Timor an Neu-Holland, so und noch mehr schliessen<lb/> sich die Molukken an Neu-Guinea, einigermaassen auch das nördliche<lb/> Celebes und nordöstlichste Borneo an Mindanao, West-Borneo an<lb/> Siam (vgl. oben S. 225), sehr entschieden endlich Sumatra an Ma-<lb/> lakka in ihren Landthieren an. Die Meeresfauna dagegen ist durch<lb/> den ganzen Archipel eine mehr übereinstimmende, ein Theil der<lb/> grossen indo-pacifischen, welche von Ost-Afrika bis Polynesien<lb/> herrscht.</p><lb/> <div n="3"> <head>1. Land-Säugethiere.</head><lb/> <p>Die <hi rendition="#g">Affen</hi> sind auf den drei grossen Sunda-Inseln (Sumatra,<lb/> Java und Borneo) zahlreich und mannichfaltig, schwinden aber rasch<lb/> im Osten. Der eigenthümlichste ist der <hi rendition="#g">Orang-utan</hi>, nicht ganz<lb/> selten in den Uferwäldern im mittleren Laufe der grossen Ströme<lb/> auf Borneo und angeblich auch in Sumatra zu Hause. Auf letzterer<lb/> Insel bekam ich ihn nicht zu Gesicht, auf ersterer sah ich mehrmals<lb/> junge, vor Kurzem eingefangene, von den eingeborenen Soldaten-<lb/> weibern mit nahezu mütterlicher Zärtlichkeit aufgezogen und ihnen,<lb/> wie sie sagten, um keinen Preis feil. Das langsame, unbehülfliche<lb/> und zärtliche Wesen des jungen Thiers in seinen ersten Jahren,<lb/> ganz das Gegentheil des leidenschaftlich-beweglichen so vieler an-<lb/> derer Affen, lässt ihn neben seiner Menschenähnlichkeit in der That<lb/> als grossen Säugling erscheinen. Im Klettern und Balanciren auf<lb/> schwankem Seile zeigt er sich als ächten Affen und weiss die langen<lb/> Arme dabei, wenn auch nicht besonders rasch, doch ausgiebig för-<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [248/0266]
Orang-utan.
Von den zwei häufigsten Landschnecken in der Umgebung der hollän-
dischen Hauptstadt Timor’s, Kupang, schliesst sich die eine, Helix
argillacea, entschieden zunächst an ähnliche, reicher entwickelte
Arten des nördlichen Australiens an, aber die andere, Bulimus
contrarius, gehört einer enggeschlossenen Artenreihe an, welche von
Sumatra über Java, Sumbawa und Flores bis hieher verbreitet ist und
weder in Australien noch selbst auf den Molukken Verwandte findet,
wohl aber auf allen Sunda-Inseln und auf dem hinterindischen Fest-
lande. Hierin stimmt also Timor mehr mit Java und Asien überein
als selbst die Molukken. Die Landschnecken haben im Allgemeinen
eine geringe Verbreitungsfähigkeit und sind beispielsweise innerhalb
Europa nach den verschiedenen Ländern weit verschiedener als die
höhern Thiere, und eben deshalb für die Begränzung der Faunen
von besonderer Brauchbarkeit. 4)
Wie Timor an Neu-Holland, so und noch mehr schliessen
sich die Molukken an Neu-Guinea, einigermaassen auch das nördliche
Celebes und nordöstlichste Borneo an Mindanao, West-Borneo an
Siam (vgl. oben S. 225), sehr entschieden endlich Sumatra an Ma-
lakka in ihren Landthieren an. Die Meeresfauna dagegen ist durch
den ganzen Archipel eine mehr übereinstimmende, ein Theil der
grossen indo-pacifischen, welche von Ost-Afrika bis Polynesien
herrscht.
1. Land-Säugethiere.
Die Affen sind auf den drei grossen Sunda-Inseln (Sumatra,
Java und Borneo) zahlreich und mannichfaltig, schwinden aber rasch
im Osten. Der eigenthümlichste ist der Orang-utan, nicht ganz
selten in den Uferwäldern im mittleren Laufe der grossen Ströme
auf Borneo und angeblich auch in Sumatra zu Hause. Auf letzterer
Insel bekam ich ihn nicht zu Gesicht, auf ersterer sah ich mehrmals
junge, vor Kurzem eingefangene, von den eingeborenen Soldaten-
weibern mit nahezu mütterlicher Zärtlichkeit aufgezogen und ihnen,
wie sie sagten, um keinen Preis feil. Das langsame, unbehülfliche
und zärtliche Wesen des jungen Thiers in seinen ersten Jahren,
ganz das Gegentheil des leidenschaftlich-beweglichen so vieler an-
derer Affen, lässt ihn neben seiner Menschenähnlichkeit in der That
als grossen Säugling erscheinen. Im Klettern und Balanciren auf
schwankem Seile zeigt er sich als ächten Affen und weiss die langen
Arme dabei, wenn auch nicht besonders rasch, doch ausgiebig för-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |