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Martens, Eduard von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Zoologischer Teil. Erster Band. Berlin, 1876.

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ANMERKUNGEN.

1) Ich würde dieser Angabe des Fischers weniger Glauben schenken, wenn nicht
auch der französische Bischof Pallegoix, der so lange in dem Lande gelebt und
mit den Eingeborenen so vielfach verkehrt hat, deutlich denselben Fisch als den
Hervorbringer jener Töne betrachtete; diese Uebereinstimmung macht wenigstens
wahrscheinlich, dass dieses die allgemeine Annahme der Eingeborenen, nicht ein nur
auf Uebervortheilen des Fremden abzweckender Einfall des Einzelnen gewesen. Die
Worte von Pallegoix, in dessen description du royaume Thai ou Siam, ein Buch, das
ich in Siam selbst von dem ehrwürdigen Greise erhalten, sind folgende (Bd. I.
S. 194): Il y a un poisson qu'on appelle langue du chien; il a absolument la meme
form que la sole; il s'attache au dessous des barques et fait entendre un bruit tres-
sonore et meme harmonieux, ce qui est encore bien plus frappant, lorsque cinq ou
six de ces animaux sont colles a la barque. Es ist nicht einzusehen, wie eine Sole
sich an ein Schiff anheften soll. John White, Reise nach China 1824, S. 187, er-
zählt von musicirenden Fischen an der Mündung des (Siam benachbarten) Cambodja-
flusses (Oken, allgemeine Naturgeschichte, Fische S. 249); die Töne vergleicht er mit
Orgel, Maultrommel und dem Murksen der Frösche. Auch hier gab ein Dolmetscher
die Erklärung, dass die Fische sich an das Schiff anhängen und zwar mit dem Munde.
Aehnliche an den amerikanischen Küsten gehörte Töne wurden von Schöpf und Cuvier
auf Pogonias bezogen, einen barschartigen, frei schwimmenden Fisch. Auch
Tennent meldet aus Ceylon von musikalischen Tönen in der Lagune von Batticaloa,
die von den Eingeborenen einem Schalthier zugeschrieben werden. Ceylon, vol. II.
pag. 468--471.
2) Bischof Pallegoix erwähnt noch mehrerer Süsswasserfische, die sich mit mehr
oder minder Wahrscheinlichkeit deuten lassen, Bd. I. des erwähnten Werks, S. 192 ff.
Der Mondfisch der Siamesen ist ohne Zweifel ein Tetrodon, eine Gattung, welche
in den grösseren Flüssen Indiens und selbst im Nil vertreten ist; der pla krai, bis
einen Meter lang, schuppenlos, flach, mit drei Sternen an jeder Seite, vermuthlich
ein Mastacemblus, ähnlich M. argus; in dem pla kako, dem grössten Süsswasserfisch,
einzelne Schuppen von der Grösse eines Fünffrankenstücks, möchte ich ein Osteo-
glossum vermuthen; meng-phu, schön grünblau, 20--30 Pfund schwer, gefrässig
und bissig, daher den Badenden gefährlich, bleibt mir ein Räthsel. Als Fische, die
über Land wandern, nennt derselbe drei Arten: pla dak und pla mo, der erste ist
zweifelsohne Ophicephalus, der dritte vielleicht Osphromenus, vom zweiten bleibt es
mir zweifelhaft, ob auch ein Labyrinthkiemer gemeint ist oder der Siluroid, den ich
pla lok nennen hörte, da auch Siluroiden nach einzelnen in Amerika gemachten Erfah-
rungen über Land wandern (Callichthys coelatus, hassar, nach Rich. Schomburgk's Reisen
in Britisch-Guyana 1848. II. S. 412). Die Krebse, ecrevisses, "tout a fait differentes
ANMERKUNGEN.

1) Ich würde dieser Angabe des Fischers weniger Glauben schenken, wenn nicht
auch der französische Bischof Pallegoix, der so lange in dem Lande gelebt und
mit den Eingeborenen so vielfach verkehrt hat, deutlich denselben Fisch als den
Hervorbringer jener Töne betrachtete; diese Uebereinstimmung macht wenigstens
wahrscheinlich, dass dieses die allgemeine Annahme der Eingeborenen, nicht ein nur
auf Uebervortheilen des Fremden abzweckender Einfall des Einzelnen gewesen. Die
Worte von Pallegoix, in dessen description du royaume Thai ou Siam, ein Buch, das
ich in Siam selbst von dem ehrwürdigen Greise erhalten, sind folgende (Bd. I.
S. 194): Il y a un poisson qu’on appelle langue du chien; il a absolument la même
form que la sole; il s’attache au dessous des barques et fait entendre un bruit très-
sonore et même harmonieux, ce qui est encore bien plus frappant, lorsque cinq ou
six de ces animaux sont collés à la barque. Es ist nicht einzusehen, wie eine Sole
sich an ein Schiff anheften soll. John White, Reise nach China 1824, S. 187, er-
zählt von musicirenden Fischen an der Mündung des (Siam benachbarten) Cambodja-
flusses (Oken, allgemeine Naturgeschichte, Fische S. 249); die Töne vergleicht er mit
Orgel, Maultrommel und dem Murksen der Frösche. Auch hier gab ein Dolmetscher
die Erklärung, dass die Fische sich an das Schiff anhängen und zwar mit dem Munde.
Aehnliche an den amerikanischen Küsten gehörte Töne wurden von Schöpf und Cuvier
auf Pogonias bezogen, einen barschartigen, frei schwimmenden Fisch. Auch
Tennent meldet aus Ceylon von musikalischen Tönen in der Lagune von Batticaloa,
die von den Eingeborenen einem Schalthier zugeschrieben werden. Ceylon, vol. II.
pag. 468—471.
2) Bischof Pallegoix erwähnt noch mehrerer Süsswasserfische, die sich mit mehr
oder minder Wahrscheinlichkeit deuten lassen, Bd. I. des erwähnten Werks, S. 192 ff.
Der Mondfisch der Siamesen ist ohne Zweifel ein Tetrodon, eine Gattung, welche
in den grösseren Flüssen Indiens und selbst im Nil vertreten ist; der pla krai, bis
einen Meter lang, schuppenlos, flach, mit drei Sternen an jeder Seite, vermuthlich
ein Mastacemblus, ähnlich M. argus; in dem pla kako, dem grössten Süsswasserfisch,
einzelne Schuppen von der Grösse eines Fünffrankenstücks, möchte ich ein Osteo-
glossum vermuthen; meng-phu, schön grünblau, 20—30 Pfund schwer, gefrässig
und bissig, daher den Badenden gefährlich, bleibt mir ein Räthsel. Als Fische, die
über Land wandern, nennt derselbe drei Arten: pla dak und pla mo, der erste ist
zweifelsohne Ophicephalus, der dritte vielleicht Osphromenus, vom zweiten bleibt es
mir zweifelhaft, ob auch ein Labyrinthkiemer gemeint ist oder der Siluroid, den ich
pla lok nennen hörte, da auch Siluroiden nach einzelnen in Amerika gemachten Erfah-
rungen über Land wandern (Callichthys coelatus, hassar, nach Rich. Schomburgk’s Reisen
in Britisch-Guyana 1848. II. S. 412). Die Krebse, écrevisses, »tout à fait differentes
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[[224]/0242] ANMERKUNGEN. ¹⁾ Ich würde dieser Angabe des Fischers weniger Glauben schenken, wenn nicht auch der französische Bischof Pallegoix, der so lange in dem Lande gelebt und mit den Eingeborenen so vielfach verkehrt hat, deutlich denselben Fisch als den Hervorbringer jener Töne betrachtete; diese Uebereinstimmung macht wenigstens wahrscheinlich, dass dieses die allgemeine Annahme der Eingeborenen, nicht ein nur auf Uebervortheilen des Fremden abzweckender Einfall des Einzelnen gewesen. Die Worte von Pallegoix, in dessen description du royaume Thai ou Siam, ein Buch, das ich in Siam selbst von dem ehrwürdigen Greise erhalten, sind folgende (Bd. I. S. 194): Il y a un poisson qu’on appelle langue du chien; il a absolument la même form que la sole; il s’attache au dessous des barques et fait entendre un bruit très- sonore et même harmonieux, ce qui est encore bien plus frappant, lorsque cinq ou six de ces animaux sont collés à la barque. Es ist nicht einzusehen, wie eine Sole sich an ein Schiff anheften soll. John White, Reise nach China 1824, S. 187, er- zählt von musicirenden Fischen an der Mündung des (Siam benachbarten) Cambodja- flusses (Oken, allgemeine Naturgeschichte, Fische S. 249); die Töne vergleicht er mit Orgel, Maultrommel und dem Murksen der Frösche. Auch hier gab ein Dolmetscher die Erklärung, dass die Fische sich an das Schiff anhängen und zwar mit dem Munde. Aehnliche an den amerikanischen Küsten gehörte Töne wurden von Schöpf und Cuvier auf Pogonias bezogen, einen barschartigen, frei schwimmenden Fisch. Auch Tennent meldet aus Ceylon von musikalischen Tönen in der Lagune von Batticaloa, die von den Eingeborenen einem Schalthier zugeschrieben werden. Ceylon, vol. II. pag. 468—471. ²⁾ Bischof Pallegoix erwähnt noch mehrerer Süsswasserfische, die sich mit mehr oder minder Wahrscheinlichkeit deuten lassen, Bd. I. des erwähnten Werks, S. 192 ff. Der Mondfisch der Siamesen ist ohne Zweifel ein Tetrodon, eine Gattung, welche in den grösseren Flüssen Indiens und selbst im Nil vertreten ist; der pla krai, bis einen Meter lang, schuppenlos, flach, mit drei Sternen an jeder Seite, vermuthlich ein Mastacemblus, ähnlich M. argus; in dem pla kako, dem grössten Süsswasserfisch, einzelne Schuppen von der Grösse eines Fünffrankenstücks, möchte ich ein Osteo- glossum vermuthen; meng-phu, schön grünblau, 20—30 Pfund schwer, gefrässig und bissig, daher den Badenden gefährlich, bleibt mir ein Räthsel. Als Fische, die über Land wandern, nennt derselbe drei Arten: pla dak und pla mo, der erste ist zweifelsohne Ophicephalus, der dritte vielleicht Osphromenus, vom zweiten bleibt es mir zweifelhaft, ob auch ein Labyrinthkiemer gemeint ist oder der Siluroid, den ich pla lok nennen hörte, da auch Siluroiden nach einzelnen in Amerika gemachten Erfah- rungen über Land wandern (Callichthys coelatus, hassar, nach Rich. Schomburgk’s Reisen in Britisch-Guyana 1848. II. S. 412). Die Krebse, écrevisses, »tout à fait differentes

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Zitationshilfe: Martens, Eduard von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Zoologischer Teil. Erster Band. Berlin, 1876, S. [224]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasienzoologie01_1876/242>, abgerufen am 25.11.2024.