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Martens, Eduard von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Zoologischer Teil. Erster Band. Berlin, 1876.

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Philippinische Reptilien.
Inseln wild leben. In einer älteren Beschreibung der
Philippinen heisst es: "Die Felder in den philippinischen
Inseln wimmeln von einer so grossen Menge wilder Büffel,
dass ein guter Jäger wohl zwanzig mit der Lanze erlegen
kann. Die Spanier tödten sie blos um der Haut willen
und überlassen das Fleisch den Indianern."

Reptilien sind auf den Philippinen zahlreich und viele schon
von Pater Camel erwähnt, in neuerer Zeit durch Meyen, Cuming
und Jagor u. A. in die europäischen Sammlungen gekommen. Ich
habe hier nur das Wenige zu erwähnen, was während unseres
Aufenthaltes auf den Philippinen selbst über sie oder ihre einheimi-
schen Namen mir bekannt geworden. Wie im ganzen indischen
Archipel, scheinen auch hier keine eigentlichen Landschildkröten,
Testudo, vorzukommen, sondern nur Süsswasser-Schildkröten
(Cistudo Amboinensis und ein Trionyx, lineatus D. B.), von den
Tagalern pagong, von den Spaniern galapago genannt, im Gegensatz
zu den Meerschildkröten, pauican und tortuga. Das Krokodil,
caiman der Spanier, buaya der Tagalen, soll häufig sein; man
warnte mich oft vor ihnen, aber sichere Fälle, dass es einen
Menschen angegriffen, habe ich nicht erfahren; ein ausgestopftes
Exemplar, das ich zu Zamboanga gesehen, mass 4,2 Meter (13 Fuss
41/2 Zoll rheinisch), und ergab sich durch je eine kurze Leiste an
jedem Auge, sechs zusammengedrückte Nackenschilder und acht
Reihen von Rückenschildern als Crocodilus biporcatus Cuv. Nur
die Europäer zuweilen, niemals die Eingeborenen, verwechseln mit
ihm den Varan (Varanus bivittatus Kuhl = Manilensis Wiegm., Meyen
Taf. 53. u. A.), bayava der Tagalen; die Spanier haben auf ihn
den Namen der westindischen iguana übertragen, weil er wie diese
als wohlschmeckendes Essen gilt. Auf ihn beziehe ich auch die Er-
zählung eines englischen Pflanzers in der Umgegend von Manila,
dass ein Krokodil unter seinem Hause (im Trocknen) lebe und bei
Nacht herauskomme, um Hühner zu rauben. Fast ebenso gross wird
die flossenschwänzige Kammeidechse, Histiurus; sie wird als caga-
sagan oder layagen (Meyen III. p. 457), die fliegenden Eidechsen,
Draco spilopterus (Meyen Taf. 54.) als ginyayangao oder manya-
yangao von Pater Camel angegeben. Kleinere Iguanoiden (Calotes,
Lophyrus) werden von den Spaniern unrichtig als Chamaeleone be-
zeichnet. Gecko's sind häufig in den Häusern, man unterscheidet
die grösseren, Platydactylus guttatus Herm., nach ihrem lauten

Philippinische Reptilien.
Inseln wild leben. In einer älteren Beschreibung der
Philippinen heisst es: »Die Felder in den philippinischen
Inseln wimmeln von einer so grossen Menge wilder Büffel,
dass ein guter Jäger wohl zwanzig mit der Lanze erlegen
kann. Die Spanier tödten sie blos um der Haut willen
und überlassen das Fleisch den Indianern.«

Reptilien sind auf den Philippinen zahlreich und viele schon
von Pater Camel erwähnt, in neuerer Zeit durch Meyen, Cuming
und Jagor u. A. in die europäischen Sammlungen gekommen. Ich
habe hier nur das Wenige zu erwähnen, was während unseres
Aufenthaltes auf den Philippinen selbst über sie oder ihre einheimi-
schen Namen mir bekannt geworden. Wie im ganzen indischen
Archipel, scheinen auch hier keine eigentlichen Landschildkröten,
Testudo, vorzukommen, sondern nur Süsswasser-Schildkröten
(Cistudo Amboinensis und ein Trionyx, lineatus D. B.), von den
Tagalern pagong, von den Spaniern galapago genannt, im Gegensatz
zu den Meerschildkröten, pauican und tortuga. Das Krokodil,
caiman der Spanier, buaya der Tagalen, soll häufig sein; man
warnte mich oft vor ihnen, aber sichere Fälle, dass es einen
Menschen angegriffen, habe ich nicht erfahren; ein ausgestopftes
Exemplar, das ich zu Zamboanga gesehen, mass 4,2 Meter (13 Fuss
4½ Zoll rheinisch), und ergab sich durch je eine kurze Leiste an
jedem Auge, sechs zusammengedrückte Nackenschilder und acht
Reihen von Rückenschildern als Crocodilus biporcatus Cuv. Nur
die Europäer zuweilen, niemals die Eingeborenen, verwechseln mit
ihm den Varan (Varanus bivittatus Kuhl = Manilensis Wiegm., Meyen
Taf. 53. u. A.), bayava der Tagalen; die Spanier haben auf ihn
den Namen der westindischen iguana übertragen, weil er wie diese
als wohlschmeckendes Essen gilt. Auf ihn beziehe ich auch die Er-
zählung eines englischen Pflanzers in der Umgegend von Manila,
dass ein Krokodil unter seinem Hause (im Trocknen) lebe und bei
Nacht herauskomme, um Hühner zu rauben. Fast ebenso gross wird
die flossenschwänzige Kammeidechse, Histiurus; sie wird als caga-
sagan oder layagen (Meyen III. p. 457), die fliegenden Eidechsen,
Draco spilopterus (Meyen Taf. 54.) als ginyayangao oder manya-
yangao von Pater Camel angegeben. Kleinere Iguanoiden (Calotes,
Lophyrus) werden von den Spaniern unrichtig als Chamaeleone be-
zeichnet. Gecko’s sind häufig in den Häusern, man unterscheidet
die grösseren, Platydactylus guttatus Herm., nach ihrem lauten

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[196/0214] Philippinische Reptilien. Inseln wild leben. In einer älteren Beschreibung der Philippinen heisst es: »Die Felder in den philippinischen Inseln wimmeln von einer so grossen Menge wilder Büffel, dass ein guter Jäger wohl zwanzig mit der Lanze erlegen kann. Die Spanier tödten sie blos um der Haut willen und überlassen das Fleisch den Indianern.« Reptilien sind auf den Philippinen zahlreich und viele schon von Pater Camel erwähnt, in neuerer Zeit durch Meyen, Cuming und Jagor u. A. in die europäischen Sammlungen gekommen. Ich habe hier nur das Wenige zu erwähnen, was während unseres Aufenthaltes auf den Philippinen selbst über sie oder ihre einheimi- schen Namen mir bekannt geworden. Wie im ganzen indischen Archipel, scheinen auch hier keine eigentlichen Landschildkröten, Testudo, vorzukommen, sondern nur Süsswasser-Schildkröten (Cistudo Amboinensis und ein Trionyx, lineatus D. B.), von den Tagalern pagong, von den Spaniern galapago genannt, im Gegensatz zu den Meerschildkröten, pauican und tortuga. Das Krokodil, caiman der Spanier, buaya der Tagalen, soll häufig sein; man warnte mich oft vor ihnen, aber sichere Fälle, dass es einen Menschen angegriffen, habe ich nicht erfahren; ein ausgestopftes Exemplar, das ich zu Zamboanga gesehen, mass 4,2 Meter (13 Fuss 4½ Zoll rheinisch), und ergab sich durch je eine kurze Leiste an jedem Auge, sechs zusammengedrückte Nackenschilder und acht Reihen von Rückenschildern als Crocodilus biporcatus Cuv. Nur die Europäer zuweilen, niemals die Eingeborenen, verwechseln mit ihm den Varan (Varanus bivittatus Kuhl = Manilensis Wiegm., Meyen Taf. 53. u. A.), bayava der Tagalen; die Spanier haben auf ihn den Namen der westindischen iguana übertragen, weil er wie diese als wohlschmeckendes Essen gilt. Auf ihn beziehe ich auch die Er- zählung eines englischen Pflanzers in der Umgegend von Manila, dass ein Krokodil unter seinem Hause (im Trocknen) lebe und bei Nacht herauskomme, um Hühner zu rauben. Fast ebenso gross wird die flossenschwänzige Kammeidechse, Histiurus; sie wird als caga- sagan oder layagen (Meyen III. p. 457), die fliegenden Eidechsen, Draco spilopterus (Meyen Taf. 54.) als ginyayangao oder manya- yangao von Pater Camel angegeben. Kleinere Iguanoiden (Calotes, Lophyrus) werden von den Spaniern unrichtig als Chamaeleone be- zeichnet. Gecko’s sind häufig in den Häusern, man unterscheidet die grösseren, Platydactylus guttatus Herm., nach ihrem lauten

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Zitationshilfe: Martens, Eduard von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Zoologischer Teil. Erster Band. Berlin, 1876, S. 196. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasienzoologie01_1876/214>, abgerufen am 22.11.2024.