Poli, in unsäglicher Menge, seltener eine kleine, innen bunte Patella. Keine Uferkrabbe und nicht einmal Ligien habe ich hier gesehen; der einzige Grund, den ich für ihre Abwesenheit finden kann, ist der, dass in dieser stillen tiefen Bucht, in einiger Entfernung von den menschlichen Wohnungen, wie die besuchten felsigen Uferstellen waren, fast nichts vom Meere ausgeworfen wird, also die strand- reinigenden Crustaceen ihre Rechnung nicht finden. Der oberste Tang, der sich in einiger Häufigkeit zeigte, war, wie in Helgoland, der schleimige braungrüne Chondrus crispus, hier übrigens die dreh- runde, weitläufig verzweigte Abart patens Turner.; Enteromorphen und kleine Florideen fanden sich stellenweise höher, doch sehr sparsam.
Aehnlich fand ich den Meeressaum an allen Stellen der Bucht, wo ich bei verschiedenen Bootsfahrten landete, und auch auf der kleinen Insel Papenberg am Eingange der Bucht; doch ist hier auch eine kleine Sandstrecke, wo die Fischer in groben Netzen eine grosse Sepioteuthis und einen kleinen, unserem Sandaal, Ammodytes, ähn- lichen Fisch in Mehrzahl fingen.
Das Schleppnetz brachte mir auf dem Sande gar nichts, in den felsigen Stellen der Bucht nur einige kleine todte Conchylien: Murex, Dentalium etc. Das Interessanteste war mir eine grössere nackte Meerschnecke, Plocamophorus, von der innerhalb zweier Tage drei Exemplare mir vorkamen: eines frei schwimmend, eines im Schleppnetz und eines am Ufer ausgeworfen.
Mannichfaltiger war die Ausbeute an dem offenen, den Wogen des Oceans mehr ausgesetzten Strande von Mogi, wohin auf Ver- anstaltung des holländischen Consuls eine gemeinschaftliche, sehr heitere Landparthie gemacht wurde, in der That über Land, da es auf der Ostseite der langen Halbinsel liegt, von deren Westseite aus die Bucht von Nangasaki eingreift. Der Strand ist im Allgemeinen flach, voll grosser schlüpfriger Steine, an und zwischen denen sich vielerlei Meerschnecken zur Ebbezeit im Trockenen fanden; am auf- fallendsten war aber ein Pollicipes (Cirripede), aus weiss, grün- gelb und röthlich bunt gemischt, gruppenweise in den engsten Spalten und Lücken zwischen den Steinen sitzend, so dass es oft schwer, ja unmöglich war, ihn abzulösen, da er an der Basis los- gestossen werden muss, wenn man ihn ganz erhalten will; an den Spitzen anfassend, bringt man ihn nur in Trümmern von seiner Unterlage ab. Hier fanden sich nun auch Einsiedlerkrebse und
Sandstrecken. Steiniger Strand bei Mogi.
Poli, in unsäglicher Menge, seltener eine kleine, innen bunte Patella. Keine Uferkrabbe und nicht einmal Ligien habe ich hier gesehen; der einzige Grund, den ich für ihre Abwesenheit finden kann, ist der, dass in dieser stillen tiefen Bucht, in einiger Entfernung von den menschlichen Wohnungen, wie die besuchten felsigen Uferstellen waren, fast nichts vom Meere ausgeworfen wird, also die strand- reinigenden Crustaceen ihre Rechnung nicht finden. Der oberste Tang, der sich in einiger Häufigkeit zeigte, war, wie in Helgoland, der schleimige braungrüne Chondrus crispus, hier übrigens die dreh- runde, weitläufig verzweigte Abart patens Turner.; Enteromorphen und kleine Florideen fanden sich stellenweise höher, doch sehr sparsam.
Aehnlich fand ich den Meeressaum an allen Stellen der Bucht, wo ich bei verschiedenen Bootsfahrten landete, und auch auf der kleinen Insel Papenberg am Eingange der Bucht; doch ist hier auch eine kleine Sandstrecke, wo die Fischer in groben Netzen eine grosse Sepioteuthis und einen kleinen, unserem Sandaal, Ammodytes, ähn- lichen Fisch in Mehrzahl fingen.
Das Schleppnetz brachte mir auf dem Sande gar nichts, in den felsigen Stellen der Bucht nur einige kleine todte Conchylien: Murex, Dentalium etc. Das Interessanteste war mir eine grössere nackte Meerschnecke, Plocamophorus, von der innerhalb zweier Tage drei Exemplare mir vorkamen: eines frei schwimmend, eines im Schleppnetz und eines am Ufer ausgeworfen.
Mannichfaltiger war die Ausbeute an dem offenen, den Wogen des Oceans mehr ausgesetzten Strande von Mogi, wohin auf Ver- anstaltung des holländischen Consuls eine gemeinschaftliche, sehr heitere Landparthie gemacht wurde, in der That über Land, da es auf der Ostseite der langen Halbinsel liegt, von deren Westseite aus die Bucht von Nangasaki eingreift. Der Strand ist im Allgemeinen flach, voll grosser schlüpfriger Steine, an und zwischen denen sich vielerlei Meerschnecken zur Ebbezeit im Trockenen fanden; am auf- fallendsten war aber ein Pollicipes (Cirripede), aus weiss, grün- gelb und röthlich bunt gemischt, gruppenweise in den engsten Spalten und Lücken zwischen den Steinen sitzend, so dass es oft schwer, ja unmöglich war, ihn abzulösen, da er an der Basis los- gestossen werden muss, wenn man ihn ganz erhalten will; an den Spitzen anfassend, bringt man ihn nur in Trümmern von seiner Unterlage ab. Hier fanden sich nun auch Einsiedlerkrebse und
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Sandstrecken. Steiniger Strand bei Mogi.
Poli, in unsäglicher Menge, seltener eine kleine, innen bunte Patella.
Keine Uferkrabbe und nicht einmal Ligien habe ich hier gesehen;
der einzige Grund, den ich für ihre Abwesenheit finden kann, ist
der, dass in dieser stillen tiefen Bucht, in einiger Entfernung von
den menschlichen Wohnungen, wie die besuchten felsigen Uferstellen
waren, fast nichts vom Meere ausgeworfen wird, also die strand-
reinigenden Crustaceen ihre Rechnung nicht finden. Der oberste
Tang, der sich in einiger Häufigkeit zeigte, war, wie in Helgoland,
der schleimige braungrüne Chondrus crispus, hier übrigens die dreh-
runde, weitläufig verzweigte Abart patens Turner.; Enteromorphen
und kleine Florideen fanden sich stellenweise höher, doch sehr
sparsam.
Aehnlich fand ich den Meeressaum an allen Stellen der Bucht,
wo ich bei verschiedenen Bootsfahrten landete, und auch auf der
kleinen Insel Papenberg am Eingange der Bucht; doch ist hier auch
eine kleine Sandstrecke, wo die Fischer in groben Netzen eine grosse
Sepioteuthis und einen kleinen, unserem Sandaal, Ammodytes, ähn-
lichen Fisch in Mehrzahl fingen.
Das Schleppnetz brachte mir auf dem Sande gar nichts, in
den felsigen Stellen der Bucht nur einige kleine todte Conchylien:
Murex, Dentalium etc. Das Interessanteste war mir eine grössere
nackte Meerschnecke, Plocamophorus, von der innerhalb zweier
Tage drei Exemplare mir vorkamen: eines frei schwimmend, eines
im Schleppnetz und eines am Ufer ausgeworfen.
Mannichfaltiger war die Ausbeute an dem offenen, den Wogen
des Oceans mehr ausgesetzten Strande von Mogi, wohin auf Ver-
anstaltung des holländischen Consuls eine gemeinschaftliche, sehr
heitere Landparthie gemacht wurde, in der That über Land, da es
auf der Ostseite der langen Halbinsel liegt, von deren Westseite
aus die Bucht von Nangasaki eingreift. Der Strand ist im Allgemeinen
flach, voll grosser schlüpfriger Steine, an und zwischen denen sich
vielerlei Meerschnecken zur Ebbezeit im Trockenen fanden; am auf-
fallendsten war aber ein Pollicipes (Cirripede), aus weiss, grün-
gelb und röthlich bunt gemischt, gruppenweise in den engsten
Spalten und Lücken zwischen den Steinen sitzend, so dass es oft
schwer, ja unmöglich war, ihn abzulösen, da er an der Basis los-
gestossen werden muss, wenn man ihn ganz erhalten will; an den
Spitzen anfassend, bringt man ihn nur in Trümmern von seiner
Unterlage ab. Hier fanden sich nun auch Einsiedlerkrebse und
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Martens, Eduard von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Zoologischer Teil. Erster Band. Berlin, 1876, S. 146. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasienzoologie01_1876/164>, abgerufen am 16.02.2025.
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