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Martens, Eduard von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Zoologischer Teil. Erster Band. Berlin, 1876.

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Fischmarkt in Yokohama.
war aber gross, und so oft ich Morgens nach dem Markte ging,
fand ich des mir noch Neuen, also zu Kaufenden, mehr, als ich
erwartet und -- gewünscht hatte. Die Farbenmannichfaltigkeit aber
war mässig, weiss, silberfarbig und braun in verschiedenen Schat-
tirungen das Meiste; schön rosenroth aber mehrere Chrysophrys
(tai), der auch nicht seltene Latilus argentatus (amatai), buntfarbig,
aber ohne Silberglanz, wie überall, die Lippfische (Labroiden,
namentlich Julis). Durch schiefe orangefarbige Bänder zeichnet
sich Chilodactylus zonatus aus, durch fast einfarbig schwarze Fär-
bung der kuro-tai, d. h. Schwarzbrassen, Girella punctata Gray =
Melanichthys Schleg., und eine Art des kasango (Sebastes?), ferner
ein dorschartiger Fisch, umi-itatsi, Meerwiesel genannt, und ein
kleiner Haifisch, wanisame (Triakis?). Von Scomberoiden spielen
hauptsächlich einige grosse Arten von Thunfischen und Boniten,
schnittweise verkauft, eine wichtige Rolle auf dem Fischmarkt und
in den Bilderbüchern Japan's, so namentlich der katsuwo, Thynnus
pelamys L. Zu einer Sonderung der das ganze Jahr hindurch vor-
handenen und der nur in gewissen Jahreszeiten gefangenen Fische
zu gelangen, dazu reichte die an sich lange Zeit von Mitte September
bis Ende Januar doch nicht aus, theils wegen anderweitiger Be-
schäftigung, theils weil von Anfang an Alles neu erschien und später
ich leider das schon früher Gesehene nicht mehr notirte. Doch
spricht dafür, dass ich fortwährend neues Besonderes antraf;
namentlich mehrere seltsame Formen, wie Chimaera, Halieutaea,
Macrourus, Dactylopterus, bekam ich erst im Januar zu Gesicht;
den eigenthümlichen Monocentris erhielt ich nur getrocknet, nie
frisch. Es ist dabei aber zu bedenken, dass allmälig der Ruf meines
Sammelns sich verbreitet hatte und zuletzt auch aus etwas grösseren
Entfernungen mir gebracht wurde, was etwas Besonderes schien.
Gleich am Anfang unseres Aufenthaltes wurden Einem von der Ge-
sellschaft als grosse Rarität "Drachenzähne" gezeigt, die im Besitz
eines Priesters sein sollten und wofür über 100 Itsipu's (50 preuss.
Thaler) gefordert wurden: es war ein Kieferknorpel von Cestracion,
der eigenthümlichen neuholländisch-japanischen Haifischgattung mit
Pflasterzähnen, und später erhielt ich dergleichen zu weit billigeren
Preisen.

Dr. Günther hat auf einzelne merkwürdige Aehnlichkeiten
zwischen der japanischen Fischfauna und derjenigen der subtropi-
schen Theile des atlantischen Oceans, namentlich Madeira's und des

Fischmarkt in Yokohama.
war aber gross, und so oft ich Morgens nach dem Markte ging,
fand ich des mir noch Neuen, also zu Kaufenden, mehr, als ich
erwartet und — gewünscht hatte. Die Farbenmannichfaltigkeit aber
war mässig, weiss, silberfarbig und braun in verschiedenen Schat-
tirungen das Meiste; schön rosenroth aber mehrere Chrysophrys
(tai), der auch nicht seltene Latilus argentatus (ámatai), buntfarbig,
aber ohne Silberglanz, wie überall, die Lippfische (Labroiden,
namentlich Julis). Durch schiefe orangefarbige Bänder zeichnet
sich Chilodactylus zonatus aus, durch fast einfarbig schwarze Fär-
bung der kuro-tai, d. h. Schwarzbrassen, Girella punctata Gray =
Melanichthys Schleg., und eine Art des kasango (Sebastes?), ferner
ein dorschartiger Fisch, umi-itatsi, Meerwiesel genannt, und ein
kleiner Haifisch, wanisame (Triakis?). Von Scomberoiden spielen
hauptsächlich einige grosse Arten von Thunfischen und Boniten,
schnittweise verkauft, eine wichtige Rolle auf dem Fischmarkt und
in den Bilderbüchern Japan’s, so namentlich der kátsuwo, Thynnus
pelamys L. Zu einer Sonderung der das ganze Jahr hindurch vor-
handenen und der nur in gewissen Jahreszeiten gefangenen Fische
zu gelangen, dazu reichte die an sich lange Zeit von Mitte September
bis Ende Januar doch nicht aus, theils wegen anderweitiger Be-
schäftigung, theils weil von Anfang an Alles neu erschien und später
ich leider das schon früher Gesehene nicht mehr notirte. Doch
spricht dafür, dass ich fortwährend neues Besonderes antraf;
namentlich mehrere seltsame Formen, wie Chimaera, Halieutaea,
Macrourus, Dactylopterus, bekam ich erst im Januar zu Gesicht;
den eigenthümlichen Monocentris erhielt ich nur getrocknet, nie
frisch. Es ist dabei aber zu bedenken, dass allmälig der Ruf meines
Sammelns sich verbreitet hatte und zuletzt auch aus etwas grösseren
Entfernungen mir gebracht wurde, was etwas Besonderes schien.
Gleich am Anfang unseres Aufenthaltes wurden Einem von der Ge-
sellschaft als grosse Rarität »Drachenzähne« gezeigt, die im Besitz
eines Priesters sein sollten und wofür über 100 Itsipu’s (50 preuss.
Thaler) gefordert wurden: es war ein Kieferknorpel von Cestracion,
der eigenthümlichen neuholländisch-japanischen Haifischgattung mit
Pflasterzähnen, und später erhielt ich dergleichen zu weit billigeren
Preisen.

Dr. Günther hat auf einzelne merkwürdige Aehnlichkeiten
zwischen der japanischen Fischfauna und derjenigen der subtropi-
schen Theile des atlantischen Oceans, namentlich Madeira’s und des

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[117/0135] Fischmarkt in Yokohama. war aber gross, und so oft ich Morgens nach dem Markte ging, fand ich des mir noch Neuen, also zu Kaufenden, mehr, als ich erwartet und — gewünscht hatte. Die Farbenmannichfaltigkeit aber war mässig, weiss, silberfarbig und braun in verschiedenen Schat- tirungen das Meiste; schön rosenroth aber mehrere Chrysophrys (tai), der auch nicht seltene Latilus argentatus (ámatai), buntfarbig, aber ohne Silberglanz, wie überall, die Lippfische (Labroiden, namentlich Julis). Durch schiefe orangefarbige Bänder zeichnet sich Chilodactylus zonatus aus, durch fast einfarbig schwarze Fär- bung der kuro-tai, d. h. Schwarzbrassen, Girella punctata Gray = Melanichthys Schleg., und eine Art des kasango (Sebastes?), ferner ein dorschartiger Fisch, umi-itatsi, Meerwiesel genannt, und ein kleiner Haifisch, wanisame (Triakis?). Von Scomberoiden spielen hauptsächlich einige grosse Arten von Thunfischen und Boniten, schnittweise verkauft, eine wichtige Rolle auf dem Fischmarkt und in den Bilderbüchern Japan’s, so namentlich der kátsuwo, Thynnus pelamys L. Zu einer Sonderung der das ganze Jahr hindurch vor- handenen und der nur in gewissen Jahreszeiten gefangenen Fische zu gelangen, dazu reichte die an sich lange Zeit von Mitte September bis Ende Januar doch nicht aus, theils wegen anderweitiger Be- schäftigung, theils weil von Anfang an Alles neu erschien und später ich leider das schon früher Gesehene nicht mehr notirte. Doch spricht dafür, dass ich fortwährend neues Besonderes antraf; namentlich mehrere seltsame Formen, wie Chimaera, Halieutaea, Macrourus, Dactylopterus, bekam ich erst im Januar zu Gesicht; den eigenthümlichen Monocentris erhielt ich nur getrocknet, nie frisch. Es ist dabei aber zu bedenken, dass allmälig der Ruf meines Sammelns sich verbreitet hatte und zuletzt auch aus etwas grösseren Entfernungen mir gebracht wurde, was etwas Besonderes schien. Gleich am Anfang unseres Aufenthaltes wurden Einem von der Ge- sellschaft als grosse Rarität »Drachenzähne« gezeigt, die im Besitz eines Priesters sein sollten und wofür über 100 Itsipu’s (50 preuss. Thaler) gefordert wurden: es war ein Kieferknorpel von Cestracion, der eigenthümlichen neuholländisch-japanischen Haifischgattung mit Pflasterzähnen, und später erhielt ich dergleichen zu weit billigeren Preisen. Dr. Günther hat auf einzelne merkwürdige Aehnlichkeiten zwischen der japanischen Fischfauna und derjenigen der subtropi- schen Theile des atlantischen Oceans, namentlich Madeira’s und des

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Zitationshilfe: Martens, Eduard von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Zoologischer Teil. Erster Band. Berlin, 1876, S. 117. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasienzoologie01_1876/135>, abgerufen am 03.05.2024.