Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Martens, Eduard von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Zoologischer Teil. Erster Band. Berlin, 1876.

Bild:
<< vorherige Seite

Zeit mit dem ersten Orientiren und Einrichten hin, die Ungewiss-
heit über die Länge des Aufenthaltes erschwert einen rationellen
Plan für die Vertheilung der einzelnen Arbeiten, man rafft zu-
sammen, was sich darbietet, und hat öfters gerade die richtigen
Stellen, Gelegenheiten und Helfer aufgefunden, wenn man sie
nicht mehr benutzen kann.

Die Naturforscher der preussischen Expedition nach Ost-
asien haben allerdings dankbar anzuerkennen, dass für sie
eigene Kammern in der Batterie der "Thetis", je eine für zwei
Personen, mit Aufopferung je eines Geschützes aufgeschlagen
worden waren, wodurch sie bei gewöhnlichem Seegang hin-
reichend helle und verhältnissmässig bequeme, von den Seeoffizie-
ren viel beneidete Wohnräume erhielten; es war ihnen mehrmals
möglich, mit Schiffsbooten kleinere Exkursionen zu machen, und
während jedes Aufenthaltes waren ihnen reichlich die nöthigen
Mittel geboten, um am Lande zu wohnen. Besonders ver-
pflichtet für mannichfache Förderung meiner Bestrebungen bin
ich dem Geschwaderbefehlshaber Commodore Sundewall,
Bruder des bekannten schwedischen Zoologen, dem Lieutenant
zur See und Observationsoffizier O. Krausnick, dem Stabsarzt
Dr. Johswich und dem Gärtner Otto Schottmüller (diese
beiden unterdessen verstorben).

Dennoch ist während der ganzen Reisezeit uns nur ein
vielfach unterbrochenes Nippen an dem reichen Tische der Natur
möglich gewesen und der beste Gewinn für mich eben die eigene
Anschauung der lebenden Thiere in ihrer natürlichen Umge-
bung, ein Gewinn, der sich nicht vollständig mittheilen lässt.
Feinere, die Wissenschaft direkt fördernde Einzel-Untersuchun-
gen an frischen Thieren ferner Gegenden noch so nothwendig,
sind nur bei längerem Aufenthalt an einigermaassen dazu einge-
richteten Orten möglich.

Als im Frühling 1861 dem Gros der Expedition ein ziem-
lich unerquickliches Zuwarten an der flachen Küste des Golfes
von Petsheli bevorstand, wurde die "Thetis" mit den Natur-

Zeit mit dem ersten Orientiren und Einrichten hin, die Ungewiss-
heit über die Länge des Aufenthaltes erschwert einen rationellen
Plan für die Vertheilung der einzelnen Arbeiten, man rafft zu-
sammen, was sich darbietet, und hat öfters gerade die richtigen
Stellen, Gelegenheiten und Helfer aufgefunden, wenn man sie
nicht mehr benutzen kann.

Die Naturforscher der preussischen Expedition nach Ost-
asien haben allerdings dankbar anzuerkennen, dass für sie
eigene Kammern in der Batterie der »Thetis«, je eine für zwei
Personen, mit Aufopferung je eines Geschützes aufgeschlagen
worden waren, wodurch sie bei gewöhnlichem Seegang hin-
reichend helle und verhältnissmässig bequeme, von den Seeoffizie-
ren viel beneidete Wohnräume erhielten; es war ihnen mehrmals
möglich, mit Schiffsbooten kleinere Exkursionen zu machen, und
während jedes Aufenthaltes waren ihnen reichlich die nöthigen
Mittel geboten, um am Lande zu wohnen. Besonders ver-
pflichtet für mannichfache Förderung meiner Bestrebungen bin
ich dem Geschwaderbefehlshaber Commodore Sundewall,
Bruder des bekannten schwedischen Zoologen, dem Lieutenant
zur See und Observationsoffizier O. Krausnick, dem Stabsarzt
Dr. Johswich und dem Gärtner Otto Schottmüller (diese
beiden unterdessen verstorben).

Dennoch ist während der ganzen Reisezeit uns nur ein
vielfach unterbrochenes Nippen an dem reichen Tische der Natur
möglich gewesen und der beste Gewinn für mich eben die eigene
Anschauung der lebenden Thiere in ihrer natürlichen Umge-
bung, ein Gewinn, der sich nicht vollständig mittheilen lässt.
Feinere, die Wissenschaft direkt fördernde Einzel-Untersuchun-
gen an frischen Thieren ferner Gegenden noch so nothwendig,
sind nur bei längerem Aufenthalt an einigermaassen dazu einge-
richteten Orten möglich.

Als im Frühling 1861 dem Gros der Expedition ein ziem-
lich unerquickliches Zuwarten an der flachen Küste des Golfes
von Petsheli bevorstand, wurde die »Thetis« mit den Natur-

<TEI>
  <text>
    <front>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0012" n="VI"/>
Zeit mit dem ersten Orientiren und Einrichten hin, die Ungewiss-<lb/>
heit über die Länge des Aufenthaltes erschwert einen rationellen<lb/>
Plan für die Vertheilung der einzelnen Arbeiten, man rafft zu-<lb/>
sammen, was sich darbietet, und hat öfters gerade die richtigen<lb/>
Stellen, Gelegenheiten und Helfer aufgefunden, wenn man sie<lb/>
nicht mehr benutzen kann.</p><lb/>
        <p>Die Naturforscher der preussischen Expedition nach Ost-<lb/>
asien haben allerdings dankbar anzuerkennen, dass für sie<lb/>
eigene Kammern in der Batterie der »Thetis«, je eine für zwei<lb/>
Personen, mit Aufopferung je eines Geschützes aufgeschlagen<lb/>
worden waren, wodurch sie bei gewöhnlichem Seegang hin-<lb/>
reichend helle und verhältnissmässig bequeme, von den Seeoffizie-<lb/>
ren viel beneidete Wohnräume erhielten; es war ihnen mehrmals<lb/>
möglich, mit Schiffsbooten kleinere Exkursionen zu machen, und<lb/>
während jedes Aufenthaltes waren ihnen reichlich die nöthigen<lb/>
Mittel geboten, um am Lande zu wohnen. Besonders ver-<lb/>
pflichtet für mannichfache Förderung meiner Bestrebungen bin<lb/>
ich dem Geschwaderbefehlshaber Commodore <hi rendition="#g">Sundewall</hi>,<lb/>
Bruder des bekannten schwedischen Zoologen, dem Lieutenant<lb/>
zur See und Observationsoffizier O. <hi rendition="#g">Krausnick</hi>, dem Stabsarzt<lb/>
Dr. <hi rendition="#g">Johswich</hi> und dem Gärtner <hi rendition="#g">Otto Schottmüller</hi> (diese<lb/>
beiden unterdessen verstorben).</p><lb/>
        <p>Dennoch ist während der ganzen Reisezeit uns nur ein<lb/>
vielfach unterbrochenes Nippen an dem reichen Tische der Natur<lb/>
möglich gewesen und der beste Gewinn für mich eben die eigene<lb/>
Anschauung der lebenden Thiere in ihrer natürlichen Umge-<lb/>
bung, ein Gewinn, der sich nicht vollständig mittheilen lässt.<lb/>
Feinere, die Wissenschaft direkt fördernde Einzel-Untersuchun-<lb/>
gen an frischen Thieren ferner Gegenden noch so nothwendig,<lb/>
sind nur bei längerem Aufenthalt an einigermaassen dazu einge-<lb/>
richteten Orten möglich.</p><lb/>
        <p>Als im Frühling 1861 dem Gros der Expedition ein ziem-<lb/>
lich unerquickliches Zuwarten an der flachen Küste des Golfes<lb/>
von Petsheli bevorstand, wurde die »Thetis« mit den Natur-<lb/></p>
      </div>
    </front>
  </text>
</TEI>
[VI/0012] Zeit mit dem ersten Orientiren und Einrichten hin, die Ungewiss- heit über die Länge des Aufenthaltes erschwert einen rationellen Plan für die Vertheilung der einzelnen Arbeiten, man rafft zu- sammen, was sich darbietet, und hat öfters gerade die richtigen Stellen, Gelegenheiten und Helfer aufgefunden, wenn man sie nicht mehr benutzen kann. Die Naturforscher der preussischen Expedition nach Ost- asien haben allerdings dankbar anzuerkennen, dass für sie eigene Kammern in der Batterie der »Thetis«, je eine für zwei Personen, mit Aufopferung je eines Geschützes aufgeschlagen worden waren, wodurch sie bei gewöhnlichem Seegang hin- reichend helle und verhältnissmässig bequeme, von den Seeoffizie- ren viel beneidete Wohnräume erhielten; es war ihnen mehrmals möglich, mit Schiffsbooten kleinere Exkursionen zu machen, und während jedes Aufenthaltes waren ihnen reichlich die nöthigen Mittel geboten, um am Lande zu wohnen. Besonders ver- pflichtet für mannichfache Förderung meiner Bestrebungen bin ich dem Geschwaderbefehlshaber Commodore Sundewall, Bruder des bekannten schwedischen Zoologen, dem Lieutenant zur See und Observationsoffizier O. Krausnick, dem Stabsarzt Dr. Johswich und dem Gärtner Otto Schottmüller (diese beiden unterdessen verstorben). Dennoch ist während der ganzen Reisezeit uns nur ein vielfach unterbrochenes Nippen an dem reichen Tische der Natur möglich gewesen und der beste Gewinn für mich eben die eigene Anschauung der lebenden Thiere in ihrer natürlichen Umge- bung, ein Gewinn, der sich nicht vollständig mittheilen lässt. Feinere, die Wissenschaft direkt fördernde Einzel-Untersuchun- gen an frischen Thieren ferner Gegenden noch so nothwendig, sind nur bei längerem Aufenthalt an einigermaassen dazu einge- richteten Orten möglich. Als im Frühling 1861 dem Gros der Expedition ein ziem- lich unerquickliches Zuwarten an der flachen Küste des Golfes von Petsheli bevorstand, wurde die »Thetis« mit den Natur-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasienzoologie01_1876
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasienzoologie01_1876/12
Zitationshilfe: Martens, Eduard von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Zoologischer Teil. Erster Band. Berlin, 1876, S. VI. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasienzoologie01_1876/12>, abgerufen am 28.03.2024.