die fremdenfreundliche Politik führe. -- Die Commissare versprachen schliesslich, abermals zu Gunsten der preussischen Forderungen nach Pe-kin zu berichten, um wo möglich deren Gewährung zu erwirken.
Die Nachgiebigkeit der Commissare erweckte die Vermuthung, dass Graf Kleczkowski's Nachrichten ungenau seien, und machte den Gesandten bedenklich über unsere Reise nach Pe-kin. Un- möglich konnten sie so auftreten, wenn, wie der französische Le- gationssecretär schrieb, aus Dzehol die gemessene Weisung ge- kommen war, Preussen weiter nichts zu gewähren; bei der ge- wohnten Willenlosigkeit chinesischer Bevollmächtigter musste man aus ihrer Haltung sogar schliessen, dass sie schon zu Concessionen ermächtigt seien. Somit erfolgte unsere Sendung unter falschen Voraussetzungen und konnte übele Folgen haben. Leicht durfte der Prinz über die Vorbereitungen zu Uebersiedlung des Grafen ungehalten sein und sich einer den Verhandlungen schädlichen Verstimmung hingeben; denn sie compromittirten ihn im Augen- blick der durch ihn herbeigeführten günstigen Wendung. Ein vom 23. Juni -- nach unserer Ankunft in Pe-kin -- datirtes Schreiben des französischen Gesandten enthielt nichts Neues über die Lage; Herr von Bourboulon verwahrt sich darin nur gegen den Gedanken, dass Graf Eulenburg's Gegenwart ihm unbequem sein könne, und bedauert, demselben wegen verzögerten Eintreffens seines Mobiliars aus Shang-hae nicht die Gastfreundschaft seines Hauses anbieten, ihn in seinen Forderungen nicht kräftiger als bisher unterstützen zu können.
Am Abend des 24. Juni erhielt der Gesandte den Bericht des Attache von Brandt über unsere Installirung in Pe-kin; in der Nacht wurde er geweckt: ein Mandarin überreichte folgendes Schrei- ben der Commissare und die darin erwähnte Note des Prinzen von Kun:
"Wir senden deiner Excellenz eine Mittheilung und zugleich einen amtlichen Erlass, welchen der Prinz von Kun und seine Colle- gen vom Amte der auswärtigen Angelegenheiten an uns richteten, und welchen wir deiner Excellenz durch einen Beamten zur Einsicht über- senden. Wir erwarten, dass deine Excellenz, nachdem sie davon Kenntniss genommen, das Schreiben demselben Beamten ausliefern werden, damit er dasselbe zurückbringe, was erforderlich ist. Für jetzt wünschen wir dir einen glücklichen Tag. Unsere Namen folgen hierbei auf Visitenkarten."
Schreiben der Commissare. XV.
die fremdenfreundliche Politik führe. — Die Commissare versprachen schliesslich, abermals zu Gunsten der preussischen Forderungen nach Pe-kiṅ zu berichten, um wo möglich deren Gewährung zu erwirken.
Die Nachgiebigkeit der Commissare erweckte die Vermuthung, dass Graf Kleczkowski’s Nachrichten ungenau seien, und machte den Gesandten bedenklich über unsere Reise nach Pe-kiṅ. Un- möglich konnten sie so auftreten, wenn, wie der französische Le- gationssecretär schrieb, aus Džehol die gemessene Weisung ge- kommen war, Preussen weiter nichts zu gewähren; bei der ge- wohnten Willenlosigkeit chinesischer Bevollmächtigter musste man aus ihrer Haltung sogar schliessen, dass sie schon zu Concessionen ermächtigt seien. Somit erfolgte unsere Sendung unter falschen Voraussetzungen und konnte übele Folgen haben. Leicht durfte der Prinz über die Vorbereitungen zu Uebersiedlung des Grafen ungehalten sein und sich einer den Verhandlungen schädlichen Verstimmung hingeben; denn sie compromittirten ihn im Augen- blick der durch ihn herbeigeführten günstigen Wendung. Ein vom 23. Juni — nach unserer Ankunft in Pe-kiṅ — datirtes Schreiben des französischen Gesandten enthielt nichts Neues über die Lage; Herr von Bourboulon verwahrt sich darin nur gegen den Gedanken, dass Graf Eulenburg’s Gegenwart ihm unbequem sein könne, und bedauert, demselben wegen verzögerten Eintreffens seines Mobiliars aus Shang-hae nicht die Gastfreundschaft seines Hauses anbieten, ihn in seinen Forderungen nicht kräftiger als bisher unterstützen zu können.
Am Abend des 24. Juni erhielt der Gesandte den Bericht des Attaché von Brandt über unsere Installirung in Pe-kiṅ; in der Nacht wurde er geweckt: ein Mandarin überreichte folgendes Schrei- ben der Commissare und die darin erwähnte Note des Prinzen von Kuṅ:
»Wir senden deiner Excellenz eine Mittheilung und zugleich einen amtlichen Erlass, welchen der Prinz von Kuṅ und seine Colle- gen vom Amte der auswärtigen Angelegenheiten an uns richteten, und welchen wir deiner Excellenz durch einen Beamten zur Einsicht über- senden. Wir erwarten, dass deine Excellenz, nachdem sie davon Kenntniss genommen, das Schreiben demselben Beamten ausliefern werden, damit er dasselbe zurückbringe, was erforderlich ist. Für jetzt wünschen wir dir einen glücklichen Tag. Unsere Namen folgen hierbei auf Visitenkarten.«
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Schreiben der Commissare. XV.
die fremdenfreundliche Politik führe. — Die Commissare versprachen
schliesslich, abermals zu Gunsten der preussischen Forderungen
nach Pe-kiṅ zu berichten, um wo möglich deren Gewährung zu
erwirken.
Die Nachgiebigkeit der Commissare erweckte die Vermuthung,
dass Graf Kleczkowski’s Nachrichten ungenau seien, und machte
den Gesandten bedenklich über unsere Reise nach Pe-kiṅ. Un-
möglich konnten sie so auftreten, wenn, wie der französische Le-
gationssecretär schrieb, aus Džehol die gemessene Weisung ge-
kommen war, Preussen weiter nichts zu gewähren; bei der ge-
wohnten Willenlosigkeit chinesischer Bevollmächtigter musste man
aus ihrer Haltung sogar schliessen, dass sie schon zu Concessionen
ermächtigt seien. Somit erfolgte unsere Sendung unter falschen
Voraussetzungen und konnte übele Folgen haben. Leicht durfte
der Prinz über die Vorbereitungen zu Uebersiedlung des Grafen
ungehalten sein und sich einer den Verhandlungen schädlichen
Verstimmung hingeben; denn sie compromittirten ihn im Augen-
blick der durch ihn herbeigeführten günstigen Wendung. Ein vom
23. Juni — nach unserer Ankunft in Pe-kiṅ — datirtes Schreiben
des französischen Gesandten enthielt nichts Neues über die Lage;
Herr von Bourboulon verwahrt sich darin nur gegen den Gedanken,
dass Graf Eulenburg’s Gegenwart ihm unbequem sein könne, und
bedauert, demselben wegen verzögerten Eintreffens seines Mobiliars
aus Shang-hae nicht die Gastfreundschaft seines Hauses anbieten,
ihn in seinen Forderungen nicht kräftiger als bisher unterstützen
zu können.
Am Abend des 24. Juni erhielt der Gesandte den Bericht
des Attaché von Brandt über unsere Installirung in Pe-kiṅ; in der
Nacht wurde er geweckt: ein Mandarin überreichte folgendes Schrei-
ben der Commissare und die darin erwähnte Note des Prinzen von Kuṅ:
»Wir senden deiner Excellenz eine Mittheilung und zugleich
einen amtlichen Erlass, welchen der Prinz von Kuṅ und seine Colle-
gen vom Amte der auswärtigen Angelegenheiten an uns richteten, und
welchen wir deiner Excellenz durch einen Beamten zur Einsicht über-
senden. Wir erwarten, dass deine Excellenz, nachdem sie davon
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werden, damit er dasselbe zurückbringe, was erforderlich ist. Für
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Martens, Georg von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Vierter Band. Berlin, 1873, S. 60. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasien04_1873/74>, abgerufen am 25.11.2024.
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