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Martens, Georg von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Vierter Band. Berlin, 1873.

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XXII. König Maha-monkut.
als der ältere eine Anweisung des jüngeren auf den Schatz zurück-
weisen liess. Seitdem zog sich der Zweite König zu dem in Ksien-
mai
residirenden Laos-Fürsten zurück, den Maha-monkut bitter
hasste, heirathete dessen Tochter und baute sich dort ein Schloss.
1865 wurde er sterbend nach Bankok zurückgebracht und versöhnte
sich mit seinem Bruder. Man glaubte allgemein, dass eine Frau
des Harem ihn vergiftete; Maha-monkut selbst scheint dieses Ge-
rücht genährt zu haben; er liess die Concubine und ihren vermeint-
lichen Helfershelfer foltern, in ein offenes Boot setzen und in den
Golf hinausfahren, wo sie ohne Ruder dem Element überlassen
wurden. Aus den umfangreichen Aufsätzen über seinen Bruder, die
der König nach dessen Tode herausgab, spricht deutlich das Stre-
ben, sich vor der Welt und besonders vor den Fremden von jedem
Hauch des Verdachtes zu reinigen; -- er hatte notorisch schon vor
längerer Zeit dem Bruder einen Arzt aufgedrängt, dessen Quack-
salbereien denselben fast zur Verzweiflung trieben; -- doch scheint
Niemand solchen Verdacht gehegt zu haben

Maha-monkut überlebte seinen Bruder etwa zwei Jahre und
starb mit grosser Seelenruhe. Seine Regierung hat dem Lande
manchen Segen gebracht, vor Allem eine gerechtere Besteuerung,
Abschaffung der Monopole und den Abschluss der Verträge, die
dem Volke nur Vortheil bringen können. Sein ältester legitimer
Sohn wurde vom Senabodi ohne Anstoss auf den Thron erhoben,
und Prinz George Washington zum Nachfolger seines Vaters, des
Zweiten Königs, erwählt. -- Vom jungen Herrscher, der unter Auf-
sicht einer alten trefflichen Grosstante sorgfältig erzogen wurde,
berichten Alle, die ihn als Thronfolger kannten, nur Gutes.


Welche Zukunft die europäische Cultur in Siam hat, lässt
sich schwer ermessen; damals waren nur die beiden Könige und
wenige ihrer Grossen leise davon angehaucht. In den physikalischen
Wissenschaften, der Chemie und Mechanik hatte der allen Fremden
in Bankok bekannte Kon-mut gute Kenntnisse, ein siamesischer
Grosser, dem der König jenen Titel des "Allwissenden" beilegte.
Seine Leistungen im Gebiete der Galvanoplastik und Photographie,
seine genaue Bekanntschaft mit den neuesten Problemen weckten
um so grösseres Staunen, als er Alles dem eigenen Fleiss verdankte.

XXII. König Maha-moṅkut.
als der ältere eine Anweisung des jüngeren auf den Schatz zurück-
weisen liess. Seitdem zog sich der Zweite König zu dem in Ksieṅ-
mai
residirenden Laos-Fürsten zurück, den Maha-moṅkut bitter
hasste, heirathete dessen Tochter und baute sich dort ein Schloss.
1865 wurde er sterbend nach Baṅkok zurückgebracht und versöhnte
sich mit seinem Bruder. Man glaubte allgemein, dass eine Frau
des Harem ihn vergiftete; Maha-moṅkut selbst scheint dieses Ge-
rücht genährt zu haben; er liess die Concubine und ihren vermeint-
lichen Helfershelfer foltern, in ein offenes Boot setzen und in den
Golf hinausfahren, wo sie ohne Ruder dem Element überlassen
wurden. Aus den umfangreichen Aufsätzen über seinen Bruder, die
der König nach dessen Tode herausgab, spricht deutlich das Stre-
ben, sich vor der Welt und besonders vor den Fremden von jedem
Hauch des Verdachtes zu reinigen; — er hatte notorisch schon vor
längerer Zeit dem Bruder einen Arzt aufgedrängt, dessen Quack-
salbereien denselben fast zur Verzweiflung trieben; — doch scheint
Niemand solchen Verdacht gehegt zu haben

Maha-moṅkut überlebte seinen Bruder etwa zwei Jahre und
starb mit grosser Seelenruhe. Seine Regierung hat dem Lande
manchen Segen gebracht, vor Allem eine gerechtere Besteuerung,
Abschaffung der Monopole und den Abschluss der Verträge, die
dem Volke nur Vortheil bringen können. Sein ältester legitimer
Sohn wurde vom Senabodi ohne Anstoss auf den Thron erhoben,
und Prinz George Washington zum Nachfolger seines Vaters, des
Zweiten Königs, erwählt. — Vom jungen Herrscher, der unter Auf-
sicht einer alten trefflichen Grosstante sorgfältig erzogen wurde,
berichten Alle, die ihn als Thronfolger kannten, nur Gutes.


Welche Zukunft die europäische Cultur in Siam hat, lässt
sich schwer ermessen; damals waren nur die beiden Könige und
wenige ihrer Grossen leise davon angehaucht. In den physikalischen
Wissenschaften, der Chemie und Mechanik hatte der allen Fremden
in Baṅkok bekannte Kon-mut gute Kenntnisse, ein siamesischer
Grosser, dem der König jenen Titel des »Allwissenden« beilegte.
Seine Leistungen im Gebiete der Galvanoplastik und Photographie,
seine genaue Bekanntschaft mit den neuesten Problemen weckten
um so grösseres Staunen, als er Alles dem eigenen Fleiss verdankte.

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[341/0355] XXII. König Maha-moṅkut. als der ältere eine Anweisung des jüngeren auf den Schatz zurück- weisen liess. Seitdem zog sich der Zweite König zu dem in Ksieṅ- mai residirenden Laos-Fürsten zurück, den Maha-moṅkut bitter hasste, heirathete dessen Tochter und baute sich dort ein Schloss. 1865 wurde er sterbend nach Baṅkok zurückgebracht und versöhnte sich mit seinem Bruder. Man glaubte allgemein, dass eine Frau des Harem ihn vergiftete; Maha-moṅkut selbst scheint dieses Ge- rücht genährt zu haben; er liess die Concubine und ihren vermeint- lichen Helfershelfer foltern, in ein offenes Boot setzen und in den Golf hinausfahren, wo sie ohne Ruder dem Element überlassen wurden. Aus den umfangreichen Aufsätzen über seinen Bruder, die der König nach dessen Tode herausgab, spricht deutlich das Stre- ben, sich vor der Welt und besonders vor den Fremden von jedem Hauch des Verdachtes zu reinigen; — er hatte notorisch schon vor längerer Zeit dem Bruder einen Arzt aufgedrängt, dessen Quack- salbereien denselben fast zur Verzweiflung trieben; — doch scheint Niemand solchen Verdacht gehegt zu haben Maha-moṅkut überlebte seinen Bruder etwa zwei Jahre und starb mit grosser Seelenruhe. Seine Regierung hat dem Lande manchen Segen gebracht, vor Allem eine gerechtere Besteuerung, Abschaffung der Monopole und den Abschluss der Verträge, die dem Volke nur Vortheil bringen können. Sein ältester legitimer Sohn wurde vom Senabodi ohne Anstoss auf den Thron erhoben, und Prinz George Washington zum Nachfolger seines Vaters, des Zweiten Königs, erwählt. — Vom jungen Herrscher, der unter Auf- sicht einer alten trefflichen Grosstante sorgfältig erzogen wurde, berichten Alle, die ihn als Thronfolger kannten, nur Gutes. Welche Zukunft die europäische Cultur in Siam hat, lässt sich schwer ermessen; damals waren nur die beiden Könige und wenige ihrer Grossen leise davon angehaucht. In den physikalischen Wissenschaften, der Chemie und Mechanik hatte der allen Fremden in Baṅkok bekannte Kon-mut gute Kenntnisse, ein siamesischer Grosser, dem der König jenen Titel des »Allwissenden« beilegte. Seine Leistungen im Gebiete der Galvanoplastik und Photographie, seine genaue Bekanntschaft mit den neuesten Problemen weckten um so grösseres Staunen, als er Alles dem eigenen Fleiss verdankte.

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Zitationshilfe: Martens, Georg von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Vierter Band. Berlin, 1873, S. 341. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasien04_1873/355>, abgerufen am 22.11.2024.