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Martens, Georg von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Vierter Band. Berlin, 1873.

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Auftreten des französischen Consuls. XXI.
Formosa und ging vor den Consulaten zu Anker. Nach allen mit
Siam geschlossenen Verträgen darf aber ein fremdes Kriegsschiff
nur nach der Hauptstadt hinaufgehn, wenn es in Paknam -- an der
Flussmündung -- seine Kanonen ausgeladen oder die Erlaubniss des
Gouverneurs zu Fortsetzung der Reise eingeholt hat. Beides unter-
blieb. Die siamesische Regierung verlangte nun Zahlung der für
solchen Fall vertragsmässig stipulirten Conventionalstrafe von 800
Tikal55) und konnte der beharrlichen Weigerung des französischen
Consuls gegenüber nur erklären, dass sie bei der kaiserlichen Regie-
rung Beschwerde führen werde. Der König beschloss, ein eigenhän-
diges Schreiben darüber an den Kaiser Napoleon durch einen seiner
Grossen in Paris überreichen zu lassen.

Am Tage, da die Formosa vor Bankok erschien, soll der
französische Consul vor dem König in derber Sprache die Erfüllung
der Kamboja und Cochinchina betreffenden Forderungen, und auf
dessen unbedingte Weigerung als Mindestes die Abtretung eines
Gebietes am Grenzfluss Mekon verlangt haben, welche in jenen
Forderungen enthalten war; der König hätte, des Drängens müde,
die Cession unter gewissen Bedingungen zugesagt. Darauf wäre
Comte de Castelnau zum Kalahum geeilt, der die unbedingte Ab-
tretung des Gebietes, welche Jener auf Grund der königlichen Zu-
sage forderte, verweigert und nach einer heftigen Scene das Gespräch
mit den Worten abgebrochen hätte: Und ich gebe dir das Land
nicht. Der Consul hätte sich schriftlich beim König beschwert,
die Verhandlungen für abgebrochen erklärt und gemeldet, dass er
sich auf der Formosa nach Saigun einschiffen werde. Auf den Rath
des Kalahum hätte man dieses Schreiben unbeantwortet gelassen.

Am 10. December traf nun auf der Rhede von Paknam ein
französisches Kriegsschiff mit der aus Paris kommenden siamesischen
Gesandtschaft ein. Comte de Castelnau blieb in Bankok und sagte
Herrn Pieschel, der von ihm Abschied nehmen wollte, dass er die
Formosa nach Singapore sende und erst in vierzehn Tagen nach

55) Tikal ist der den Fremden geläufige Ausdruck für die grösste coursirende
Silbermünze, welche siamesisch Bat heisst. Doppelte Bat sind nicht im Cours,
werden aber oft vom König verschenkt. Der Tikal oder Bat ist fast kugelrund,
auf einer Seite eingekerbt, mit zwei königlichen Stempeln versehen, und hat 26 Sgr.
5 Pf. Silberwerth. Halbe Bat oder Son-Salun sind wenige im Umlauf, sehr häufig
dagegen der Viertel-Bat oder Salun und der Achtel-Bat oder Fuan; diese Münzen
unterscheiden sich nur durch ihre Grösse vom Tikal. Als Kleingeld dient die Kauri-
Muschel, deren je nach dem Course unter oder über 1200 auf den Fuan gehen.

Auftreten des französischen Consuls. XXI.
Formosa und ging vor den Consulaten zu Anker. Nach allen mit
Siam geschlossenen Verträgen darf aber ein fremdes Kriegsschiff
nur nach der Hauptstadt hinaufgehn, wenn es in Paknam — an der
Flussmündung — seine Kanonen ausgeladen oder die Erlaubniss des
Gouverneurs zu Fortsetzung der Reise eingeholt hat. Beides unter-
blieb. Die siamesische Regierung verlangte nun Zahlung der für
solchen Fall vertragsmässig stipulirten Conventionalstrafe von 800
Tikal55) und konnte der beharrlichen Weigerung des französischen
Consuls gegenüber nur erklären, dass sie bei der kaiserlichen Regie-
rung Beschwerde führen werde. Der König beschloss, ein eigenhän-
diges Schreiben darüber an den Kaiser Napoleon durch einen seiner
Grossen in Paris überreichen zu lassen.

Am Tage, da die Formosa vor Baṅkok erschien, soll der
französische Consul vor dem König in derber Sprache die Erfüllung
der Kamboǰa und Cochinchina betreffenden Forderungen, und auf
dessen unbedingte Weigerung als Mindestes die Abtretung eines
Gebietes am Grenzfluss Mekoṅ verlangt haben, welche in jenen
Forderungen enthalten war; der König hätte, des Drängens müde,
die Cession unter gewissen Bedingungen zugesagt. Darauf wäre
Comte de Castelnau zum Kalahum geeilt, der die unbedingte Ab-
tretung des Gebietes, welche Jener auf Grund der königlichen Zu-
sage forderte, verweigert und nach einer heftigen Scene das Gespräch
mit den Worten abgebrochen hätte: Und ich gebe dir das Land
nicht. Der Consul hätte sich schriftlich beim König beschwert,
die Verhandlungen für abgebrochen erklärt und gemeldet, dass er
sich auf der Formosa nach Saigun einschiffen werde. Auf den Rath
des Kalahum hätte man dieses Schreiben unbeantwortet gelassen.

Am 10. December traf nun auf der Rhede von Paknam ein
französisches Kriegsschiff mit der aus Paris kommenden siamesischen
Gesandtschaft ein. Comte de Castelnau blieb in Baṅkok und sagte
Herrn Pieschel, der von ihm Abschied nehmen wollte, dass er die
Formosa nach Singapore sende und erst in vierzehn Tagen nach

55) Tikal ist der den Fremden geläufige Ausdruck für die grösste coursirende
Silbermünze, welche siamesisch Bat heisst. Doppelte Bat sind nicht im Cours,
werden aber oft vom König verschenkt. Der Tikal oder Bat ist fast kugelrund,
auf einer Seite eingekerbt, mit zwei königlichen Stempeln versehen, und hat 26 Sgr.
5 Pf. Silberwerth. Halbe Bat oder Soṅ-Saluṅ sind wenige im Umlauf, sehr häufig
dagegen der Viertel-Bat oder Saluṅ und der Achtel-Bat oder Fuaṅ; diese Münzen
unterscheiden sich nur durch ihre Grösse vom Tikal. Als Kleingeld dient die Kauri-
Muschel, deren je nach dem Course unter oder über 1200 auf den Fuaṅ gehen.
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[234/0248] Auftreten des französischen Consuls. XXI. Formosa und ging vor den Consulaten zu Anker. Nach allen mit Siam geschlossenen Verträgen darf aber ein fremdes Kriegsschiff nur nach der Hauptstadt hinaufgehn, wenn es in Paknam — an der Flussmündung — seine Kanonen ausgeladen oder die Erlaubniss des Gouverneurs zu Fortsetzung der Reise eingeholt hat. Beides unter- blieb. Die siamesische Regierung verlangte nun Zahlung der für solchen Fall vertragsmässig stipulirten Conventionalstrafe von 800 Tikal 55) und konnte der beharrlichen Weigerung des französischen Consuls gegenüber nur erklären, dass sie bei der kaiserlichen Regie- rung Beschwerde führen werde. Der König beschloss, ein eigenhän- diges Schreiben darüber an den Kaiser Napoleon durch einen seiner Grossen in Paris überreichen zu lassen. Am Tage, da die Formosa vor Baṅkok erschien, soll der französische Consul vor dem König in derber Sprache die Erfüllung der Kamboǰa und Cochinchina betreffenden Forderungen, und auf dessen unbedingte Weigerung als Mindestes die Abtretung eines Gebietes am Grenzfluss Mekoṅ verlangt haben, welche in jenen Forderungen enthalten war; der König hätte, des Drängens müde, die Cession unter gewissen Bedingungen zugesagt. Darauf wäre Comte de Castelnau zum Kalahum geeilt, der die unbedingte Ab- tretung des Gebietes, welche Jener auf Grund der königlichen Zu- sage forderte, verweigert und nach einer heftigen Scene das Gespräch mit den Worten abgebrochen hätte: Und ich gebe dir das Land nicht. Der Consul hätte sich schriftlich beim König beschwert, die Verhandlungen für abgebrochen erklärt und gemeldet, dass er sich auf der Formosa nach Saigun einschiffen werde. Auf den Rath des Kalahum hätte man dieses Schreiben unbeantwortet gelassen. Am 10. December traf nun auf der Rhede von Paknam ein französisches Kriegsschiff mit der aus Paris kommenden siamesischen Gesandtschaft ein. Comte de Castelnau blieb in Baṅkok und sagte Herrn Pieschel, der von ihm Abschied nehmen wollte, dass er die Formosa nach Singapore sende und erst in vierzehn Tagen nach 55) Tikal ist der den Fremden geläufige Ausdruck für die grösste coursirende Silbermünze, welche siamesisch Bat heisst. Doppelte Bat sind nicht im Cours, werden aber oft vom König verschenkt. Der Tikal oder Bat ist fast kugelrund, auf einer Seite eingekerbt, mit zwei königlichen Stempeln versehen, und hat 26 Sgr. 5 Pf. Silberwerth. Halbe Bat oder Soṅ-Saluṅ sind wenige im Umlauf, sehr häufig dagegen der Viertel-Bat oder Saluṅ und der Achtel-Bat oder Fuaṅ; diese Münzen unterscheiden sich nur durch ihre Grösse vom Tikal. Als Kleingeld dient die Kauri- Muschel, deren je nach dem Course unter oder über 1200 auf den Fuaṅ gehen.

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Zitationshilfe: Martens, Georg von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Vierter Band. Berlin, 1873, S. 234. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasien04_1873/248>, abgerufen am 23.11.2024.