Martens, Georg von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Vierter Band. Berlin, 1873.Bankett. XIX. glänzendes Bankett, zu welchem die Officiercorps der preussischenSchiffe und alle anwesenden Civilmitglieder der Expedition geladen wurden. Der grosse Speisesaal des Clubhauses war festlich er- leuchtet; in den übrigen Räumen versammelte sich allmälig fast die ganze Gesellschaft von Hong-kong, um das im Treppenhause spie- lende Musikcorps der Arkona zu hören. -- Bei Tisch brachte der preussische Consular-Agent Herr Overbeck zunächst die Gesund- heit Seiner Majestät des Königs aus. Dann sprach der Consul für Kan-ton, Herr von Carlowitz. Im Namen aller in China lebenden Deutschen dankte er dem Gesandten in warmen beredten Worten für Befestigung ihrer Stellung durch den eben geschlossenen Ver- trag und entwarf ein lebendiges Bild der Schwierigkeiten und Müh- sale, welche der Erreichung des Zieles entgegentraten. Der Ge- sandte dankte für die Gunst, mit welcher seiner persönlichen Thä- tigkeit eben gedacht worden sei, und erinnerte die Gastgeber, wie der preussischen Regierung und vor Allem Seiner Majestät dem Könige der wärmste Dank dafür gebühre, dass Sie inmitten ernster politischer Verwickelungen trotz manchen Zweifeln und Wider- sprüchen eine Expedition einzig zu dem Zwecke ausgerüstet hätten, den Deutschen in Ost-Asien eine feste Basis für ihre Thätigkeit und wirksamen Rechtsschutz zu gewähren. Nun komme es darauf an das gewonnene Resultat zu wahrhaft nützlicher Geltung zu bringen; und wie er hoffe, dass die deutschen Regierungen nicht anstehen würden die zu Aufrechthaltung der Verträge nothwen- digen Mittel zu bewilligen, so erwarte er auch, dass die in Ost- Asien lebenden Deutschen, die sich schon ohne politische Rechte eine so geachtete Stellung erworben hätten, durch eigene Tüchtig- keit das Streben der Regierung fördern wollten. Der Gesandte trank auf das Wohl der Deutschen in China und sprach so warm zum Herzen, dass rauschender Jubel seiner Rede folgte. Das Ge- fühl, dass ein grosses für alle Zeiten wichtiges Werk durch auf- opfernde Arbeit und zähe Thatkraft vollendet wurde, lebte in Aller Bewusstsein. Der Vertrag war in der That für die Deutschen in China ein Ereigniss von höchster Bedeutung. Bis dahin standen sie rechtlos da; die Thätigkeit der deutschen Consuln beschränkte sich fast auf die Klarirung von Schiffen und Unterstützung noth- leidender Landsleute. Die Mandarinen verwahrten sich gegen jeden Verkehr mit denselben, weil sie Kaufleute, nicht Staatsbeamte seien. Wollte ein Deutscher Rechte gegen Chinesen verfechten, so musste Bankett. XIX. glänzendes Bankett, zu welchem die Officiercorps der preussischenSchiffe und alle anwesenden Civilmitglieder der Expedition geladen wurden. Der grosse Speisesaal des Clubhauses war festlich er- leuchtet; in den übrigen Räumen versammelte sich allmälig fast die ganze Gesellschaft von Hong-kong, um das im Treppenhause spie- lende Musikcorps der Arkona zu hören. — Bei Tisch brachte der preussische Consular-Agent Herr Overbeck zunächst die Gesund- heit Seiner Majestät des Königs aus. Dann sprach der Consul für Kan-ton, Herr von Carlowitz. Im Namen aller in China lebenden Deutschen dankte er dem Gesandten in warmen beredten Worten für Befestigung ihrer Stellung durch den eben geschlossenen Ver- trag und entwarf ein lebendiges Bild der Schwierigkeiten und Müh- sale, welche der Erreichung des Zieles entgegentraten. Der Ge- sandte dankte für die Gunst, mit welcher seiner persönlichen Thä- tigkeit eben gedacht worden sei, und erinnerte die Gastgeber, wie der preussischen Regierung und vor Allem Seiner Majestät dem Könige der wärmste Dank dafür gebühre, dass Sie inmitten ernster politischer Verwickelungen trotz manchen Zweifeln und Wider- sprüchen eine Expedition einzig zu dem Zwecke ausgerüstet hätten, den Deutschen in Ost-Asien eine feste Basis für ihre Thätigkeit und wirksamen Rechtsschutz zu gewähren. Nun komme es darauf an das gewonnene Resultat zu wahrhaft nützlicher Geltung zu bringen; und wie er hoffe, dass die deutschen Regierungen nicht anstehen würden die zu Aufrechthaltung der Verträge nothwen- digen Mittel zu bewilligen, so erwarte er auch, dass die in Ost- Asien lebenden Deutschen, die sich schon ohne politische Rechte eine so geachtete Stellung erworben hätten, durch eigene Tüchtig- keit das Streben der Regierung fördern wollten. Der Gesandte trank auf das Wohl der Deutschen in China und sprach so warm zum Herzen, dass rauschender Jubel seiner Rede folgte. Das Ge- fühl, dass ein grosses für alle Zeiten wichtiges Werk durch auf- opfernde Arbeit und zähe Thatkraft vollendet wurde, lebte in Aller Bewusstsein. Der Vertrag war in der That für die Deutschen in China ein Ereigniss von höchster Bedeutung. Bis dahin standen sie rechtlos da; die Thätigkeit der deutschen Consuln beschränkte sich fast auf die Klarirung von Schiffen und Unterstützung noth- leidender Landsleute. Die Mandarinen verwahrten sich gegen jeden Verkehr mit denselben, weil sie Kaufleute, nicht Staatsbeamte seien. Wollte ein Deutscher Rechte gegen Chinesen verfechten, so musste <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0200" n="186"/><fw place="top" type="header">Bankett. 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Bankett. XIX.
glänzendes Bankett, zu welchem die Officiercorps der preussischen
Schiffe und alle anwesenden Civilmitglieder der Expedition geladen
wurden. Der grosse Speisesaal des Clubhauses war festlich er-
leuchtet; in den übrigen Räumen versammelte sich allmälig fast die
ganze Gesellschaft von Hong-kong, um das im Treppenhause spie-
lende Musikcorps der Arkona zu hören. — Bei Tisch brachte der
preussische Consular-Agent Herr Overbeck zunächst die Gesund-
heit Seiner Majestät des Königs aus. Dann sprach der Consul für
Kan-ton, Herr von Carlowitz. Im Namen aller in China lebenden
Deutschen dankte er dem Gesandten in warmen beredten Worten
für Befestigung ihrer Stellung durch den eben geschlossenen Ver-
trag und entwarf ein lebendiges Bild der Schwierigkeiten und Müh-
sale, welche der Erreichung des Zieles entgegentraten. Der Ge-
sandte dankte für die Gunst, mit welcher seiner persönlichen Thä-
tigkeit eben gedacht worden sei, und erinnerte die Gastgeber, wie
der preussischen Regierung und vor Allem Seiner Majestät dem
Könige der wärmste Dank dafür gebühre, dass Sie inmitten ernster
politischer Verwickelungen trotz manchen Zweifeln und Wider-
sprüchen eine Expedition einzig zu dem Zwecke ausgerüstet hätten,
den Deutschen in Ost-Asien eine feste Basis für ihre Thätigkeit
und wirksamen Rechtsschutz zu gewähren. Nun komme es darauf
an das gewonnene Resultat zu wahrhaft nützlicher Geltung zu
bringen; und wie er hoffe, dass die deutschen Regierungen nicht
anstehen würden die zu Aufrechthaltung der Verträge nothwen-
digen Mittel zu bewilligen, so erwarte er auch, dass die in Ost-
Asien lebenden Deutschen, die sich schon ohne politische Rechte
eine so geachtete Stellung erworben hätten, durch eigene Tüchtig-
keit das Streben der Regierung fördern wollten. Der Gesandte
trank auf das Wohl der Deutschen in China und sprach so warm
zum Herzen, dass rauschender Jubel seiner Rede folgte. Das Ge-
fühl, dass ein grosses für alle Zeiten wichtiges Werk durch auf-
opfernde Arbeit und zähe Thatkraft vollendet wurde, lebte in Aller
Bewusstsein. Der Vertrag war in der That für die Deutschen in
China ein Ereigniss von höchster Bedeutung. Bis dahin standen
sie rechtlos da; die Thätigkeit der deutschen Consuln beschränkte
sich fast auf die Klarirung von Schiffen und Unterstützung noth-
leidender Landsleute. Die Mandarinen verwahrten sich gegen jeden
Verkehr mit denselben, weil sie Kaufleute, nicht Staatsbeamte seien.
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