Mauerlinien mit je einem Thor nah den südlichen Ecken. Das dreifache Hauptportal liegt auf der Südseite: die östliche Thür soll hohen Beamten, die westliche den Prinzen, die Mittelthür nur dem Kaiser erlaubt sein.
Pe-kin's Vorstädte bieten wenig Merkwürdiges. Eine der grössten erstreckt sich vor dem Thore Tsao-yan-men zu beiden Seiten der Strasse nach Tun-Tsau. Dort steht etwa tausend Schritt vom Thore der Tempel Tun-yo-miao, dem heiligen Berge im Osten geweiht. Die chinesischen Kaiser der Vorzeit hatten nämlich auf fünf heiligen Bergen Opfer zu verrichten; das wurde aber unbe- quem, und man baute jedem Berg bei der Hauptstadt einen Tempel. Tun-yo-miao soll 1317, also unter Mongolenherrschaft gegründet sein; die Gebäude sind gut erhalten. Jede Seite des ersten Hofes bildet eine Reihe von Zellen, an deren Hinterwänden colossale Götter sitzen, mit je zehn bis zwölf kleineren Götzen in zwei Reihen vor sich. In der Mitte jeder Seite liegt ein weiteres Gemach mit ähnlichem Inventar von grösserem Maassstabe; zusammen enthält allein dieser Hof über siebzig solcher Zellen. Ein Tempel, mit Goldgötzen von funfzehn bis zwanzig Fuss Höhe, colossalen Bronce- Leuchtern, Weihrauchbecken, Fahnen, Pauken, Bogen, Pfeilen und anderen Waffen geschmückt, umgeben von inscribirten Stein- platten, füllt die Mitte des Hofraumes. Solcher Höfe mit götzen- gespickten Zellen und Tempelhallen hat Tun-yo-miao drei; im dritten liegen die Zellen gar zwei Stockwerke hoch, so dass eine leidliche Zahl herauskommt. Im Tempel dieses Hofes stehn rechts und links vom Hauptgötzen ein broncener und ein hölzerner ge- sattelter Maulesel; ersterer gilt am 1., 2., 15. und 16. jeden Mondes für wunderthätig: dann reiben Kranke nach Verrichtung vorgeschrie- bener Gebete mit der Hand die Stelle des broncenen Esels, welche ihrem eigenen kranken Gliede entspricht, und hoffen dadurch zu genesen. Den Bonzen bringt der wohlfeile Aberglauben reiche Beute.
Nordwestlich vor der Tartarenstadt liegt der katholische Kirchhof, nach der Nationalität der frühesten Missionare gewöhn- lich der portugiesische genannt. Der letzte Jesuit übergab ihn bei seinem Scheiden den russischen Missionaren und diese lieferten ihn nach dem Friedensschluss 1860 den Franzosen aus. -- Das Haus des chinesischen Wächters liegt am Eingang eines Hofes, aus dem
XVII. Die Vorstädte.
Mauerlinien mit je einem Thor nah den südlichen Ecken. Das dreifache Hauptportal liegt auf der Südseite: die östliche Thür soll hohen Beamten, die westliche den Prinzen, die Mittelthür nur dem Kaiser erlaubt sein.
Pe-kiṅ’s Vorstädte bieten wenig Merkwürdiges. Eine der grössten erstreckt sich vor dem Thore Tšao-yaṅ-men zu beiden Seiten der Strasse nach Tuṅ-Tšau. Dort steht etwa tausend Schritt vom Thore der Tempel Tuṅ-yo-miao, dem heiligen Berge im Osten geweiht. Die chinesischen Kaiser der Vorzeit hatten nämlich auf fünf heiligen Bergen Opfer zu verrichten; das wurde aber unbe- quem, und man baute jedem Berg bei der Hauptstadt einen Tempel. Tuṅ-yo-miao soll 1317, also unter Mongolenherrschaft gegründet sein; die Gebäude sind gut erhalten. Jede Seite des ersten Hofes bildet eine Reihe von Zellen, an deren Hinterwänden colossale Götter sitzen, mit je zehn bis zwölf kleineren Götzen in zwei Reihen vor sich. In der Mitte jeder Seite liegt ein weiteres Gemach mit ähnlichem Inventar von grösserem Maassstabe; zusammen enthält allein dieser Hof über siebzig solcher Zellen. Ein Tempel, mit Goldgötzen von funfzehn bis zwanzig Fuss Höhe, colossalen Bronce- Leuchtern, Weihrauchbecken, Fahnen, Pauken, Bogen, Pfeilen und anderen Waffen geschmückt, umgeben von inscribirten Stein- platten, füllt die Mitte des Hofraumes. Solcher Höfe mit götzen- gespickten Zellen und Tempelhallen hat Tuṅ-yo-miao drei; im dritten liegen die Zellen gar zwei Stockwerke hoch, so dass eine leidliche Zahl herauskommt. Im Tempel dieses Hofes stehn rechts und links vom Hauptgötzen ein broncener und ein hölzerner ge- sattelter Maulesel; ersterer gilt am 1., 2., 15. und 16. jeden Mondes für wunderthätig: dann reiben Kranke nach Verrichtung vorgeschrie- bener Gebete mit der Hand die Stelle des broncenen Esels, welche ihrem eigenen kranken Gliede entspricht, und hoffen dadurch zu genesen. Den Bonzen bringt der wohlfeile Aberglauben reiche Beute.
Nordwestlich vor der Tartarenstadt liegt der katholische Kirchhof, nach der Nationalität der frühesten Missionare gewöhn- lich der portugiesische genannt. Der letzte Jesuit übergab ihn bei seinem Scheiden den russischen Missionaren und diese lieferten ihn nach dem Friedensschluss 1860 den Franzosen aus. — Das Haus des chinesischen Wächters liegt am Eingang eines Hofes, aus dem
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XVII. Die Vorstädte.
Mauerlinien mit je einem Thor nah den südlichen Ecken. Das
dreifache Hauptportal liegt auf der Südseite: die östliche Thür soll
hohen Beamten, die westliche den Prinzen, die Mittelthür nur dem
Kaiser erlaubt sein.
Pe-kiṅ’s Vorstädte bieten wenig Merkwürdiges. Eine der
grössten erstreckt sich vor dem Thore Tšao-yaṅ-men zu beiden
Seiten der Strasse nach Tuṅ-Tšau. Dort steht etwa tausend Schritt
vom Thore der Tempel Tuṅ-yo-miao, dem heiligen Berge im Osten
geweiht. Die chinesischen Kaiser der Vorzeit hatten nämlich auf
fünf heiligen Bergen Opfer zu verrichten; das wurde aber unbe-
quem, und man baute jedem Berg bei der Hauptstadt einen Tempel.
Tuṅ-yo-miao soll 1317, also unter Mongolenherrschaft gegründet
sein; die Gebäude sind gut erhalten. Jede Seite des ersten Hofes
bildet eine Reihe von Zellen, an deren Hinterwänden colossale
Götter sitzen, mit je zehn bis zwölf kleineren Götzen in zwei Reihen
vor sich. In der Mitte jeder Seite liegt ein weiteres Gemach mit
ähnlichem Inventar von grösserem Maassstabe; zusammen enthält
allein dieser Hof über siebzig solcher Zellen. Ein Tempel, mit
Goldgötzen von funfzehn bis zwanzig Fuss Höhe, colossalen Bronce-
Leuchtern, Weihrauchbecken, Fahnen, Pauken, Bogen, Pfeilen
und anderen Waffen geschmückt, umgeben von inscribirten Stein-
platten, füllt die Mitte des Hofraumes. Solcher Höfe mit götzen-
gespickten Zellen und Tempelhallen hat Tuṅ-yo-miao drei; im
dritten liegen die Zellen gar zwei Stockwerke hoch, so dass eine
leidliche Zahl herauskommt. Im Tempel dieses Hofes stehn rechts
und links vom Hauptgötzen ein broncener und ein hölzerner ge-
sattelter Maulesel; ersterer gilt am 1., 2., 15. und 16. jeden Mondes
für wunderthätig: dann reiben Kranke nach Verrichtung vorgeschrie-
bener Gebete mit der Hand die Stelle des broncenen Esels, welche
ihrem eigenen kranken Gliede entspricht, und hoffen dadurch zu
genesen. Den Bonzen bringt der wohlfeile Aberglauben reiche
Beute.
Nordwestlich vor der Tartarenstadt liegt der katholische
Kirchhof, nach der Nationalität der frühesten Missionare gewöhn-
lich der portugiesische genannt. Der letzte Jesuit übergab ihn bei
seinem Scheiden den russischen Missionaren und diese lieferten ihn
nach dem Friedensschluss 1860 den Franzosen aus. — Das Haus
des chinesischen Wächters liegt am Eingang eines Hofes, aus dem
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Martens, Georg von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Vierter Band. Berlin, 1873, S. 133. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasien04_1873/147>, abgerufen am 25.11.2024.
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