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[Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 3. Berlin, 1873.

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Lord Amherst.
schuss-Comite alle britischen Unterthanen auf, Kan-ton zu verlassen,
und das ganze Handels-Geschwader fuhr den Fluss hinab.

Diese Maassregel brach die Hartnäckigkeit des Vice-Königs.
Er schickte den Engländern eine Deputation von Hon-Kaufleuten
nach und versprach Erörterung aller Beschwerden, wenn Staunton
zurückkehren wolle. Als dieser in Kan-ton erschien, suchten die
Chinesen ihr Versprechen zu umgehen, scheiterten aber an seiner
Entschlossenheit. Nach langem Streit wurden die Hauptforderun-
gen bewilligt und eine amtliche Urkunde darüber aufgenommen, die
der Vice-König unterschrieb. Zum ersten Male gestand man darin
den Engländern das Recht zu, unter Siegel und in chinesischer
Sprache mit der Provinzial-Regierung zu correspondiren; kein
chinesischer Beamte sollte ohne Erlaubniss des Handelsvorstehers
die Factorei betreten, kein Chinese gehindert werden, bei den Eng-
ländern Dienste zu nehmen u. s. w. Das war ein grosser Erfolg.

In England fand das Auftreten des Ausschusses grosse An-
erkennung sowohl im Parlament als bei den Directoren der ostin-
dischen Compagnie. Die schriftlichen Versprechen des Vice-Königs
erweckten die Hoffnung, dass im Wege der Verhandlung ein
Weiteres zu erreichen wäre, und den Wunsch, noch einmal mit
dem Kaiserhofe in Verbindung zu treten. Man hoffte noch immer
Verträge zu erzielen, durch welche der Handel auf fester Grund-
lage aufgebaut, den englischen Unterthanen voller Rechtsschutz
und eine geachtete Stellung gesichert würde. Die Sendung des
Lord Amherst 1816 bezweckte, bleibende Beziehungen zu den1816.
kaiserlichen Behörden in Pe-kin anzubahnen; denn seit einer Reihe
von Jahren hatte sich gezeigt, dass die Willkür und Doppelzüngig-
keit der Provinzial-Beamten eine Hauptquelle der Widerwärtigkeiten
waren, dass von der kaiserlichen Regierung eine billigere Beurthei-
lung der Verhältnisse zu erwarten sei. In England träumte man
damals sogar von Einrichtung einer stehenden Gesandtschaft in
Pe-kin; doch erreichte Lord Amherst eben so wenig als Lord
Macartney.

Die Gesandtschaft verliess England am 10. Februar 1816 an
Bord der Fregatte Alceste, in Begleitung der Kriegs-Brig Lyra und
des Indienfahrers General Hewett. Am 12. Juli ankerten sie vor
Macao; dort schifften sich Sir George Staunton und die chinesi-
schen Secretäre der englischen Factorei ein. Am 28. Juli erreichten
sie die Pei-ho-Mündung; die Gesandtschaft durfte am 9. August

Lord Amherst.
schuss-Comité alle britischen Unterthanen auf, Kan-ton zu verlassen,
und das ganze Handels-Geschwader fuhr den Fluss hinab.

Diese Maassregel brach die Hartnäckigkeit des Vice-Königs.
Er schickte den Engländern eine Deputation von Hoṅ-Kaufleuten
nach und versprach Erörterung aller Beschwerden, wenn Staunton
zurückkehren wolle. Als dieser in Kan-ton erschien, suchten die
Chinesen ihr Versprechen zu umgehen, scheiterten aber an seiner
Entschlossenheit. Nach langem Streit wurden die Hauptforderun-
gen bewilligt und eine amtliche Urkunde darüber aufgenommen, die
der Vice-König unterschrieb. Zum ersten Male gestand man darin
den Engländern das Recht zu, unter Siegel und in chinesischer
Sprache mit der Provinzial-Regierung zu correspondiren; kein
chinesischer Beamte sollte ohne Erlaubniss des Handelsvorstehers
die Factorei betreten, kein Chinese gehindert werden, bei den Eng-
ländern Dienste zu nehmen u. s. w. Das war ein grosser Erfolg.

In England fand das Auftreten des Ausschusses grosse An-
erkennung sowohl im Parlament als bei den Directoren der ostin-
dischen Compagnie. Die schriftlichen Versprechen des Vice-Königs
erweckten die Hoffnung, dass im Wege der Verhandlung ein
Weiteres zu erreichen wäre, und den Wunsch, noch einmal mit
dem Kaiserhofe in Verbindung zu treten. Man hoffte noch immer
Verträge zu erzielen, durch welche der Handel auf fester Grund-
lage aufgebaut, den englischen Unterthanen voller Rechtsschutz
und eine geachtete Stellung gesichert würde. Die Sendung des
Lord Amherst 1816 bezweckte, bleibende Beziehungen zu den1816.
kaiserlichen Behörden in Pe-kiṅ anzubahnen; denn seit einer Reihe
von Jahren hatte sich gezeigt, dass die Willkür und Doppelzüngig-
keit der Provinzial-Beamten eine Hauptquelle der Widerwärtigkeiten
waren, dass von der kaiserlichen Regierung eine billigere Beurthei-
lung der Verhältnisse zu erwarten sei. In England träumte man
damals sogar von Einrichtung einer stehenden Gesandtschaft in
Pe-kiṅ; doch erreichte Lord Amherst eben so wenig als Lord
Macartney.

Die Gesandtschaft verliess England am 10. Februar 1816 an
Bord der Fregatte Alceste, in Begleitung der Kriegs-Brig Lyra und
des Indienfahrers General Hewett. Am 12. Juli ankerten sie vor
Macao; dort schifften sich Sir George Staunton und die chinesi-
schen Secretäre der englischen Factorei ein. Am 28. Juli erreichten
sie die Pei-ho-Mündung; die Gesandtschaft durfte am 9. August

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[45/0067] Lord Amherst. schuss-Comité alle britischen Unterthanen auf, Kan-ton zu verlassen, und das ganze Handels-Geschwader fuhr den Fluss hinab. Diese Maassregel brach die Hartnäckigkeit des Vice-Königs. Er schickte den Engländern eine Deputation von Hoṅ-Kaufleuten nach und versprach Erörterung aller Beschwerden, wenn Staunton zurückkehren wolle. Als dieser in Kan-ton erschien, suchten die Chinesen ihr Versprechen zu umgehen, scheiterten aber an seiner Entschlossenheit. Nach langem Streit wurden die Hauptforderun- gen bewilligt und eine amtliche Urkunde darüber aufgenommen, die der Vice-König unterschrieb. Zum ersten Male gestand man darin den Engländern das Recht zu, unter Siegel und in chinesischer Sprache mit der Provinzial-Regierung zu correspondiren; kein chinesischer Beamte sollte ohne Erlaubniss des Handelsvorstehers die Factorei betreten, kein Chinese gehindert werden, bei den Eng- ländern Dienste zu nehmen u. s. w. Das war ein grosser Erfolg. In England fand das Auftreten des Ausschusses grosse An- erkennung sowohl im Parlament als bei den Directoren der ostin- dischen Compagnie. Die schriftlichen Versprechen des Vice-Königs erweckten die Hoffnung, dass im Wege der Verhandlung ein Weiteres zu erreichen wäre, und den Wunsch, noch einmal mit dem Kaiserhofe in Verbindung zu treten. Man hoffte noch immer Verträge zu erzielen, durch welche der Handel auf fester Grund- lage aufgebaut, den englischen Unterthanen voller Rechtsschutz und eine geachtete Stellung gesichert würde. Die Sendung des Lord Amherst 1816 bezweckte, bleibende Beziehungen zu den kaiserlichen Behörden in Pe-kiṅ anzubahnen; denn seit einer Reihe von Jahren hatte sich gezeigt, dass die Willkür und Doppelzüngig- keit der Provinzial-Beamten eine Hauptquelle der Widerwärtigkeiten waren, dass von der kaiserlichen Regierung eine billigere Beurthei- lung der Verhältnisse zu erwarten sei. In England träumte man damals sogar von Einrichtung einer stehenden Gesandtschaft in Pe-kiṅ; doch erreichte Lord Amherst eben so wenig als Lord Macartney. 1816. Die Gesandtschaft verliess England am 10. Februar 1816 an Bord der Fregatte Alceste, in Begleitung der Kriegs-Brig Lyra und des Indienfahrers General Hewett. Am 12. Juli ankerten sie vor Macao; dort schifften sich Sir George Staunton und die chinesi- schen Secretäre der englischen Factorei ein. Am 28. Juli erreichten sie die Pei-ho-Mündung; die Gesandtschaft durfte am 9. August

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Zitationshilfe: [Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 3. Berlin, 1873, S. 45. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasien03_1873/67>, abgerufen am 25.11.2024.