lich die britischen Unterthanen zurückschicken." Der Prinz habe das chinesische Heer aufgefordert, sich eine Meile zurückzuziehen und die britische Streitmacht müsse ohne Frage ein Gleiches thun. Rückten die Truppen vor, so würden die Verhandlungen wieder unter dem Druck der Waffen stattfinden und sich wahrscheinlich zerschlagen; dann möchten die britischen Unterthanen in Pe-kin zu Schaden kommen. Der Prinz hat deutlich gesprochen und hofft, dass der Dolmetscher genau übersetzt.
2. Parkes und Loch haben vier Briefe eingesandt; deshalb muss der Prinz einen besonderen Boten schicken. Er hofft, dass die Zweckmässigkeit seines Vorschlages erwogen wird, dass sich beide Armeen zurückziehen und dass an einem zwischen den beiden Stellungen gelegenen Orte durch Parkes und einen Abgeordneten des Prinzen der Frieden auf dauerhafter Grundlage geschlossen wird.
Mit diesem Schreiben kam ein Brief vom Consul Parkes an Lord Elgin in chinesischen Schriftzeichen: die kaiserlichen Behör- den ersuchten ihn, seine Bereitwilligkeit zum Unterhandeln u. s. w. auszudrücken; ferner ein Privatbrief, um Kleider für ihn selbst und Herrn Loch bittend. Am Rande stand hindostanisch von des Letzteren Hand "Auf Befehl". -- Das Englische war den Chinesen nicht geheim; einzelne hatten es in den Hafenplätzen gelernt.
Lord Elgin antwortete am 4. October, er billige durchaus des Herrn Parkes Bemühungen um Herstellung des Friedens, finde aber in keinem Schreiben des Prinzen eine befriedigende Antwort auf seine wiederholt gestellte Forderung, dass die unrechtmässig festgehaltenen Engländer ausgeliefert würden. Die unveränderlichen Friedensbedingungen finde der Prinz in seinem Schreiben vom 25. September. -- In einem Kleiderbündel erhielten Parkes und Loch die hindostanisch geschriebene Nachricht vom Vorrücken der Verbündeten; zugleich wurde angefragt, wo sie sich aufhielten; worauf mit dem nächsten Schreiben des Prinzen die Auskunft kam, dass sie im Kao-miao-Tempel wohnten.
Erst am 5. October marschirten die Verbündeten etwa pa- rallel mit der östlichen Mauer von Pe-kin weiter nach Norden. Am 6. ging das Gros der englischen Truppen auf die den Exer- cierplatz der Garnison begrenzenden alten Erdwälle vor der nord- östlichen Ecke der Tartarenstadt los, wo die chinesische Streit- macht lagern sollte. Den ganzen Tag zeigten sich kleine Schaaren
Vormarsch der Truppen gegen Pe-kiṅ.
lich die britischen Unterthanen zurückschicken.« Der Prinz habe das chinesische Heer aufgefordert, sich eine Meile zurückzuziehen und die britische Streitmacht müsse ohne Frage ein Gleiches thun. Rückten die Truppen vor, so würden die Verhandlungen wieder unter dem Druck der Waffen stattfinden und sich wahrscheinlich zerschlagen; dann möchten die britischen Unterthanen in Pe-kiṅ zu Schaden kommen. Der Prinz hat deutlich gesprochen und hofft, dass der Dolmetscher genau übersetzt.
2. Parkes und Loch haben vier Briefe eingesandt; deshalb muss der Prinz einen besonderen Boten schicken. Er hofft, dass die Zweckmässigkeit seines Vorschlages erwogen wird, dass sich beide Armeen zurückziehen und dass an einem zwischen den beiden Stellungen gelegenen Orte durch Parkes und einen Abgeordneten des Prinzen der Frieden auf dauerhafter Grundlage geschlossen wird.
Mit diesem Schreiben kam ein Brief vom Consul Parkes an Lord Elgin in chinesischen Schriftzeichen: die kaiserlichen Behör- den ersuchten ihn, seine Bereitwilligkeit zum Unterhandeln u. s. w. auszudrücken; ferner ein Privatbrief, um Kleider für ihn selbst und Herrn Loch bittend. Am Rande stand hindostanisch von des Letzteren Hand »Auf Befehl«. — Das Englische war den Chinesen nicht geheim; einzelne hatten es in den Hafenplätzen gelernt.
Lord Elgin antwortete am 4. October, er billige durchaus des Herrn Parkes Bemühungen um Herstellung des Friedens, finde aber in keinem Schreiben des Prinzen eine befriedigende Antwort auf seine wiederholt gestellte Forderung, dass die unrechtmässig festgehaltenen Engländer ausgeliefert würden. Die unveränderlichen Friedensbedingungen finde der Prinz in seinem Schreiben vom 25. September. — In einem Kleiderbündel erhielten Parkes und Loch die hindostanisch geschriebene Nachricht vom Vorrücken der Verbündeten; zugleich wurde angefragt, wo sie sich aufhielten; worauf mit dem nächsten Schreiben des Prinzen die Auskunft kam, dass sie im Kao-miao-Tempel wohnten.
Erst am 5. October marschirten die Verbündeten etwa pa- rallel mit der östlichen Mauer von Pe-kiṅ weiter nach Norden. Am 6. ging das Gros der englischen Truppen auf die den Exer- cierplatz der Garnison begrenzenden alten Erdwälle vor der nord- östlichen Ecke der Tartarenstadt los, wo die chinesische Streit- macht lagern sollte. Den ganzen Tag zeigten sich kleine Schaaren
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[342/0364]
Vormarsch der Truppen gegen Pe-kiṅ.
lich die britischen Unterthanen zurückschicken.« Der Prinz habe
das chinesische Heer aufgefordert, sich eine Meile zurückzuziehen
und die britische Streitmacht müsse ohne Frage ein Gleiches thun.
Rückten die Truppen vor, so würden die Verhandlungen wieder
unter dem Druck der Waffen stattfinden und sich wahrscheinlich
zerschlagen; dann möchten die britischen Unterthanen in Pe-kiṅ
zu Schaden kommen. Der Prinz hat deutlich gesprochen und hofft,
dass der Dolmetscher genau übersetzt.
2. Parkes und Loch haben vier Briefe eingesandt; deshalb
muss der Prinz einen besonderen Boten schicken. Er hofft, dass
die Zweckmässigkeit seines Vorschlages erwogen wird, dass sich
beide Armeen zurückziehen und dass an einem zwischen den beiden
Stellungen gelegenen Orte durch Parkes und einen Abgeordneten
des Prinzen der Frieden auf dauerhafter Grundlage geschlossen
wird.
Mit diesem Schreiben kam ein Brief vom Consul Parkes an
Lord Elgin in chinesischen Schriftzeichen: die kaiserlichen Behör-
den ersuchten ihn, seine Bereitwilligkeit zum Unterhandeln u. s. w.
auszudrücken; ferner ein Privatbrief, um Kleider für ihn selbst und
Herrn Loch bittend. Am Rande stand hindostanisch von des
Letzteren Hand »Auf Befehl«. — Das Englische war den Chinesen
nicht geheim; einzelne hatten es in den Hafenplätzen gelernt.
Lord Elgin antwortete am 4. October, er billige durchaus
des Herrn Parkes Bemühungen um Herstellung des Friedens, finde
aber in keinem Schreiben des Prinzen eine befriedigende Antwort
auf seine wiederholt gestellte Forderung, dass die unrechtmässig
festgehaltenen Engländer ausgeliefert würden. Die unveränderlichen
Friedensbedingungen finde der Prinz in seinem Schreiben vom
25. September. — In einem Kleiderbündel erhielten Parkes und
Loch die hindostanisch geschriebene Nachricht vom Vorrücken der
Verbündeten; zugleich wurde angefragt, wo sie sich aufhielten;
worauf mit dem nächsten Schreiben des Prinzen die Auskunft kam,
dass sie im Kao-miao-Tempel wohnten.
Erst am 5. October marschirten die Verbündeten etwa pa-
rallel mit der östlichen Mauer von Pe-kiṅ weiter nach Norden.
Am 6. ging das Gros der englischen Truppen auf die den Exer-
cierplatz der Garnison begrenzenden alten Erdwälle vor der nord-
östlichen Ecke der Tartarenstadt los, wo die chinesische Streit-
macht lagern sollte. Den ganzen Tag zeigten sich kleine Schaaren
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[Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 3. Berlin, 1873, S. 342. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasien03_1873/364>, abgerufen am 16.07.2024.
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