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[Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 3. Berlin, 1873.

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Erbeutete Documente.
Dschunken und einer Batterie auf dem südlichen Ufer, brach-
ten es aber mit ihrem Feldgeschütz bald zum Schweigen; einige
Matrosen setzten über, vernagelten die chinesischen Kanonen und
verbrannten die Dschunken. Nach einstündigem Bombardement
war auch das Feuer der Umwallung auf der ganzen Linie beruhigt;
die Engländer erstiegen dieselbe bei Tan-ko; gleich darauf wehte
auf dem linken Flügel die Tricolore von den Schanzen. Die Tar-
taren flohen theils über die Schiffbrücke auf das Südufer, theils in
das innere Fort des Nordufers, zu welchem der Weg jetzt auf
allen Seiten freilag. -- Von Pe-tan schafften die Verbündeten in
den folgenden Tagen ihr schweres Geschütz herbei und speicherten
bei Sin-ho den mitgeführten Proviant. Hier fand man eine Anzahl
chinesischer Documente: eine aus den letzten Tagen datirende
Correspondenz zwischen dem General-Gouverneur Han und dem
Tartarenführer Te, welcher Sin-ho als wichtigsten Punct zu seinem
Hauptquartier gemacht hatte; dann eine Denkschrift des Ho-kwei-
tsin
, eingereicht mit dem englischen und dem französischen Ulti-
matum; ein nach Empfang der letzteren erlassenes vertrauliches
Schreiben des Grossen Staatsraths an den Kor-tsin-Fürsten San-
ko-lin-sin
und den General-Gouverneur Han und die als Antwort
eingereichte Denkschrift der letzteren.

In der Correspondenz zwischen Han und Te ist deutlich
ausgesprochen, dass ersterer vom Kaiser gemessenen Befehl hatte,
Frieden zu machen. Von Erfüllung der englischen Forderungen
oder anderen Bedingungen ist keine Rede. Te beschreibt die Re-
cognoscirungen vom 3. und 9. August; er konnte den Feind ver-
nichten, beschränkte sich aber auf Behauptung seiner Position,
weil der Kaiser in seiner Milde die Barbaren zu versöhnen wünscht.
Han dankt dafür, ermahnt ihn aber, sich durch die Mitthei-
lung der kaiserlichen Decrete nicht in seinen Operationen stören zu
lassen. "Die Natur der Barbaren ist wie die der Hunde oder
Schaafe. Erst schicken sie eine Friedensflagge und nun wollen sie
nicht zugeben, dass sie das in der Absicht thaten, Frieden zu
schliessen." Te möge auf wirksame Abwehr bedacht sein; griffen
die Barbaren an, so müsse ihre Frechheit gestraft werden. Der
Statthalter und der Feldherr suchen sich in diesen Schreiben
gegenseitig die Verantwortlichkeit zuzuschieben: "Ich weiss", sagt
letzterer, "dass der Kaiser den Frieden wünscht; deshalb werde
ich ernstlich bedacht sein, Feindseligkeiten zu vermeiden, welche

Erbeutete Documente.
Dschunken und einer Batterie auf dem südlichen Ufer, brach-
ten es aber mit ihrem Feldgeschütz bald zum Schweigen; einige
Matrosen setzten über, vernagelten die chinesischen Kanonen und
verbrannten die Dschunken. Nach einstündigem Bombardement
war auch das Feuer der Umwallung auf der ganzen Linie beruhigt;
die Engländer erstiegen dieselbe bei Taṅ-ko; gleich darauf wehte
auf dem linken Flügel die Tricolore von den Schanzen. Die Tar-
taren flohen theils über die Schiffbrücke auf das Südufer, theils in
das innere Fort des Nordufers, zu welchem der Weg jetzt auf
allen Seiten freilag. — Von Pe-taṅ schafften die Verbündeten in
den folgenden Tagen ihr schweres Geschütz herbei und speicherten
bei Sin-ho den mitgeführten Proviant. Hier fand man eine Anzahl
chinesischer Documente: eine aus den letzten Tagen datirende
Correspondenz zwischen dem General-Gouverneur Haṅ und dem
Tartarenführer Te, welcher Sin-ho als wichtigsten Punct zu seinem
Hauptquartier gemacht hatte; dann eine Denkschrift des Ho-kwei-
tsiṅ
, eingereicht mit dem englischen und dem französischen Ulti-
matum; ein nach Empfang der letzteren erlassenes vertrauliches
Schreiben des Grossen Staatsraths an den Kor-tšin-Fürsten Saṅ-
ko-lin-sin
und den General-Gouverneur Haṅ und die als Antwort
eingereichte Denkschrift der letzteren.

In der Correspondenz zwischen Haṅ und Te ist deutlich
ausgesprochen, dass ersterer vom Kaiser gemessenen Befehl hatte,
Frieden zu machen. Von Erfüllung der englischen Forderungen
oder anderen Bedingungen ist keine Rede. Te beschreibt die Re-
cognoscirungen vom 3. und 9. August; er konnte den Feind ver-
nichten, beschränkte sich aber auf Behauptung seiner Position,
weil der Kaiser in seiner Milde die Barbaren zu versöhnen wünscht.
Haṅ dankt dafür, ermahnt ihn aber, sich durch die Mitthei-
lung der kaiserlichen Decrete nicht in seinen Operationen stören zu
lassen. »Die Natur der Barbaren ist wie die der Hunde oder
Schaafe. Erst schicken sie eine Friedensflagge und nun wollen sie
nicht zugeben, dass sie das in der Absicht thaten, Frieden zu
schliessen.« Te möge auf wirksame Abwehr bedacht sein; griffen
die Barbaren an, so müsse ihre Frechheit gestraft werden. Der
Statthalter und der Feldherr suchen sich in diesen Schreiben
gegenseitig die Verantwortlichkeit zuzuschieben: »Ich weiss«, sagt
letzterer, »dass der Kaiser den Frieden wünscht; deshalb werde
ich ernstlich bedacht sein, Feindseligkeiten zu vermeiden, welche

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[312/0334] Erbeutete Documente. Dschunken und einer Batterie auf dem südlichen Ufer, brach- ten es aber mit ihrem Feldgeschütz bald zum Schweigen; einige Matrosen setzten über, vernagelten die chinesischen Kanonen und verbrannten die Dschunken. Nach einstündigem Bombardement war auch das Feuer der Umwallung auf der ganzen Linie beruhigt; die Engländer erstiegen dieselbe bei Taṅ-ko; gleich darauf wehte auf dem linken Flügel die Tricolore von den Schanzen. Die Tar- taren flohen theils über die Schiffbrücke auf das Südufer, theils in das innere Fort des Nordufers, zu welchem der Weg jetzt auf allen Seiten freilag. — Von Pe-taṅ schafften die Verbündeten in den folgenden Tagen ihr schweres Geschütz herbei und speicherten bei Sin-ho den mitgeführten Proviant. Hier fand man eine Anzahl chinesischer Documente: eine aus den letzten Tagen datirende Correspondenz zwischen dem General-Gouverneur Haṅ und dem Tartarenführer Te, welcher Sin-ho als wichtigsten Punct zu seinem Hauptquartier gemacht hatte; dann eine Denkschrift des Ho-kwei- tsiṅ, eingereicht mit dem englischen und dem französischen Ulti- matum; ein nach Empfang der letzteren erlassenes vertrauliches Schreiben des Grossen Staatsraths an den Kor-tšin-Fürsten Saṅ- ko-lin-sin und den General-Gouverneur Haṅ und die als Antwort eingereichte Denkschrift der letzteren. In der Correspondenz zwischen Haṅ und Te ist deutlich ausgesprochen, dass ersterer vom Kaiser gemessenen Befehl hatte, Frieden zu machen. Von Erfüllung der englischen Forderungen oder anderen Bedingungen ist keine Rede. Te beschreibt die Re- cognoscirungen vom 3. und 9. August; er konnte den Feind ver- nichten, beschränkte sich aber auf Behauptung seiner Position, weil der Kaiser in seiner Milde die Barbaren zu versöhnen wünscht. Haṅ dankt dafür, ermahnt ihn aber, sich durch die Mitthei- lung der kaiserlichen Decrete nicht in seinen Operationen stören zu lassen. »Die Natur der Barbaren ist wie die der Hunde oder Schaafe. Erst schicken sie eine Friedensflagge und nun wollen sie nicht zugeben, dass sie das in der Absicht thaten, Frieden zu schliessen.« Te möge auf wirksame Abwehr bedacht sein; griffen die Barbaren an, so müsse ihre Frechheit gestraft werden. Der Statthalter und der Feldherr suchen sich in diesen Schreiben gegenseitig die Verantwortlichkeit zuzuschieben: »Ich weiss«, sagt letzterer, »dass der Kaiser den Frieden wünscht; deshalb werde ich ernstlich bedacht sein, Feindseligkeiten zu vermeiden, welche

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Zitationshilfe: [Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 3. Berlin, 1873, S. 312. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasien03_1873/334>, abgerufen am 22.11.2024.