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[Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 3. Berlin, 1873.

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Antwort der Chinesen.
sandte, dass er über Pe-tan gehen müsse, wollte er nichts annehmen,
sondern führte plötzlich seine Schiffe nach Ta-ku und begann die
dortigen Anstalten der Schutzwehr zu zerstören. Wie kann er nun
behaupten, dass er niemals die geringste Andeutung erhielt, über Pe-
tan
zu gehen? Da er zum Austausch von Verträgen kam, warum
brachte er Kriegsschiffe mit? Offenbar bezweckte er, Streit zu machen.
Wie kann er nun China vorwerfen, ihm zu nahe getreten zu sein?

Die Vertheidigungsanstalten sind auch gar nicht hergestellt
worden, um die Engländer abzuwehren. Gesetzt, die Kriegsschiffe
einer anderen Nation kämen so weit her unter britischer Flagge; sollte
man ihnen gestatten, nach Gefallen den Anstand zu verletzen? Wohl
denn, die Vertheidigungswerke bei Ta-ku können nicht entfernt wer-
den, auch nachdem die Verträge ausgetauscht sind.

Noch viel unschicklicher ist die unter verschiedenen Benennun-
gen gestellte Forderung der Zurückerstattung von Kanonen, Waffen
und Schiffen. China's Kriegskosten waren ungeheuere. Die Kosten
des Küstenschutzes von Kuan-tun und Fu-kian bis Tien-tsin hin-
auf belaufen sich vom ersten bis zum letzten auf mehrere Millionen.
Wollte es Ersatz von England fordern, so würde England finden, dass
seine Ausgaben nicht die Hälfte von denen China's betragen.

Was die Erstattung von Geschützen betrifft, so zerstörte Eng-
land
im vorletzten Jahr die Ta-ku-Forts und nahm Besitz von einer
Anzahl Kanonen, welche China gehörten. Müsste es denn nicht seiner-
seits bedenken, wie es für diese Ersatz leisten sollte? Nebenbei aber
wurde die Hälfte der britischen Schiffe und Kanonen in das Meer
versenkt; sie sind garnicht in Besitz von China. So kann man denn
von beiden Seiten gleichmässig die Frage fallen lassen.

Dann ist da noch (die Meldung dass) die Abrede, laut welcher
nach Auswechselung der Verträge der britische Gesandte anderswo
wohnen sollte, aufgehoben sei. Das Abkommen, laut welchem der
britische Gesandte nach Austauschung der Verträge entweder einen an-
deren Wohnsitz wählen oder (die Hauptstadt) nur besuchen sollte,
wenn wichtige Geschäfte abzuthun wären, war deutlich abgeschlossen
von Lord Elgin in Verhandlung mit den Commissaren Kwei-lian und
seinen Collegen. Die (jetzt angekündete) Widerrufung dieses Ueber-
einkommens ist noch unvernünftiger (als alle anderen Anträge).

Als im vorigen Jahre nach Ratificirung des americanischen Ver-
trages eine Aenderung in der Höhe der Tonnengelder eintrat und die
Häfen von Tai-wan und Tsan-tsau (Swa-tau) dem Handel geöffnet
wurden, bat der britische Gesandte dringend um die gleiche Vergün-

Antwort der Chinesen.
sandte, dass er über Pe-taṅ gehen müsse, wollte er nichts annehmen,
sondern führte plötzlich seine Schiffe nach Ta-ku und begann die
dortigen Anstalten der Schutzwehr zu zerstören. Wie kann er nun
behaupten, dass er niemals die geringste Andeutung erhielt, über Pe-
taṅ
zu gehen? Da er zum Austausch von Verträgen kam, warum
brachte er Kriegsschiffe mit? Offenbar bezweckte er, Streit zu machen.
Wie kann er nun China vorwerfen, ihm zu nahe getreten zu sein?

Die Vertheidigungsanstalten sind auch gar nicht hergestellt
worden, um die Engländer abzuwehren. Gesetzt, die Kriegsschiffe
einer anderen Nation kämen so weit her unter britischer Flagge; sollte
man ihnen gestatten, nach Gefallen den Anstand zu verletzen? Wohl
denn, die Vertheidigungswerke bei Ta-ku können nicht entfernt wer-
den, auch nachdem die Verträge ausgetauscht sind.

Noch viel unschicklicher ist die unter verschiedenen Benennun-
gen gestellte Forderung der Zurückerstattung von Kanonen, Waffen
und Schiffen. China’s Kriegskosten waren ungeheuere. Die Kosten
des Küstenschutzes von Kuaṅ-tuṅ und Fu-kian bis Tien-tsin hin-
auf belaufen sich vom ersten bis zum letzten auf mehrere Millionen.
Wollte es Ersatz von England fordern, so würde England finden, dass
seine Ausgaben nicht die Hälfte von denen China’s betragen.

Was die Erstattung von Geschützen betrifft, so zerstörte Eng-
land
im vorletzten Jahr die Ta-ku-Forts und nahm Besitz von einer
Anzahl Kanonen, welche China gehörten. Müsste es denn nicht seiner-
seits bedenken, wie es für diese Ersatz leisten sollte? Nebenbei aber
wurde die Hälfte der britischen Schiffe und Kanonen in das Meer
versenkt; sie sind garnicht in Besitz von China. So kann man denn
von beiden Seiten gleichmässig die Frage fallen lassen.

Dann ist da noch (die Meldung dass) die Abrede, laut welcher
nach Auswechselung der Verträge der britische Gesandte anderswo
wohnen sollte, aufgehoben sei. Das Abkommen, laut welchem der
britische Gesandte nach Austauschung der Verträge entweder einen an-
deren Wohnsitz wählen oder (die Hauptstadt) nur besuchen sollte,
wenn wichtige Geschäfte abzuthun wären, war deutlich abgeschlossen
von Lord Elgin in Verhandlung mit den Commissaren Kwei-liaṅ und
seinen Collegen. Die (jetzt angekündete) Widerrufung dieses Ueber-
einkommens ist noch unvernünftiger (als alle anderen Anträge).

Als im vorigen Jahre nach Ratificirung des americanischen Ver-
trages eine Aenderung in der Höhe der Tonnengelder eintrat und die
Häfen von Tai-waṅ und Tšaṅ-tšau (Swa-tau) dem Handel geöffnet
wurden, bat der britische Gesandte dringend um die gleiche Vergün-

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[303/0325] Antwort der Chinesen. sandte, dass er über Pe-taṅ gehen müsse, wollte er nichts annehmen, sondern führte plötzlich seine Schiffe nach Ta-ku und begann die dortigen Anstalten der Schutzwehr zu zerstören. Wie kann er nun behaupten, dass er niemals die geringste Andeutung erhielt, über Pe- taṅ zu gehen? Da er zum Austausch von Verträgen kam, warum brachte er Kriegsschiffe mit? Offenbar bezweckte er, Streit zu machen. Wie kann er nun China vorwerfen, ihm zu nahe getreten zu sein? Die Vertheidigungsanstalten sind auch gar nicht hergestellt worden, um die Engländer abzuwehren. Gesetzt, die Kriegsschiffe einer anderen Nation kämen so weit her unter britischer Flagge; sollte man ihnen gestatten, nach Gefallen den Anstand zu verletzen? Wohl denn, die Vertheidigungswerke bei Ta-ku können nicht entfernt wer- den, auch nachdem die Verträge ausgetauscht sind. Noch viel unschicklicher ist die unter verschiedenen Benennun- gen gestellte Forderung der Zurückerstattung von Kanonen, Waffen und Schiffen. China’s Kriegskosten waren ungeheuere. Die Kosten des Küstenschutzes von Kuaṅ-tuṅ und Fu-kian bis Tien-tsin hin- auf belaufen sich vom ersten bis zum letzten auf mehrere Millionen. Wollte es Ersatz von England fordern, so würde England finden, dass seine Ausgaben nicht die Hälfte von denen China’s betragen. Was die Erstattung von Geschützen betrifft, so zerstörte Eng- land im vorletzten Jahr die Ta-ku-Forts und nahm Besitz von einer Anzahl Kanonen, welche China gehörten. Müsste es denn nicht seiner- seits bedenken, wie es für diese Ersatz leisten sollte? Nebenbei aber wurde die Hälfte der britischen Schiffe und Kanonen in das Meer versenkt; sie sind garnicht in Besitz von China. So kann man denn von beiden Seiten gleichmässig die Frage fallen lassen. Dann ist da noch (die Meldung dass) die Abrede, laut welcher nach Auswechselung der Verträge der britische Gesandte anderswo wohnen sollte, aufgehoben sei. Das Abkommen, laut welchem der britische Gesandte nach Austauschung der Verträge entweder einen an- deren Wohnsitz wählen oder (die Hauptstadt) nur besuchen sollte, wenn wichtige Geschäfte abzuthun wären, war deutlich abgeschlossen von Lord Elgin in Verhandlung mit den Commissaren Kwei-liaṅ und seinen Collegen. Die (jetzt angekündete) Widerrufung dieses Ueber- einkommens ist noch unvernünftiger (als alle anderen Anträge). Als im vorigen Jahre nach Ratificirung des americanischen Ver- trages eine Aenderung in der Höhe der Tonnengelder eintrat und die Häfen von Tai-waṅ und Tšaṅ-tšau (Swa-tau) dem Handel geöffnet wurden, bat der britische Gesandte dringend um die gleiche Vergün-

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Zitationshilfe: [Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 3. Berlin, 1873, S. 303. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasien03_1873/325>, abgerufen am 25.11.2024.