[Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 3. Berlin, 1873.Rückzug der Rebellen. Rebellen, unter welchen man einige Fremde sah, sich ausserSchussweite zurück. Am folgenden Morgen erneute der Tsun-wan den Angriff. Im Dunkel der Nacht hatte sich eine Tae-pin-Schaar in die zwischen der Stadt und der fremden Ansiedlung gelegene Vorstadt geschlichen; mit ihr stürzte sich der Pöbel raubend und mordend auf dieses reiche Viertel. Die Franzosen, an deren Colonie dasselbe grenzte, glaubten es zur eigenen Sicherheit anzünden zu müssen. Der Tag verging damit, die Rebellen durch Geschützfeuer aus den brennenden Strassen auf das Feld zu treiben, wo sie auf den schmalen zwischen bewässerten Aeckern laufenden Pfaden meist von Büchsenkugeln ereilt wurden. Auf diesen Pfaden rück- ten die Tae-pin am 20. August abermals im Gänsemarsch Fahnen schwenkend gegen die Stadt vor, prallten aber vor dem mörderi- schen Haubitzfeuer der Wälle zurück und schlugen die Richtung gegen die englische Niederlassung ein, wo eine Raketensalve ihnen den Rest gab. In der Nacht ging das Kanonenboot Pioneer den Fluss hinauf und warf Granaten in das Lager der Insurgenten, worauf sie dasselbe abbrachen und fortmarschirten. -- Die Schwäch- lichkeit des Angriffs und die geringe Truppenzahl der Tae-pin lässt sich nur aus der Voraussetzung erklären, dass sie auf eine Erhebung in der Stadt rechneten und an Betheiligung der Fremden nicht glaubten. Ihr militärisches Auftreten machte den kläglichsten Eindruck. Am 21. August sandte der Tsun-wan folgendes Schreiben an "Li, der Treue König des himmlischen Reiches u. s. w. Dass Wort gehalten werde, ist der Grundsatz, welcher unser Rückzug der Rebellen. Rebellen, unter welchen man einige Fremde sah, sich ausserSchussweite zurück. Am folgenden Morgen erneute der Tšun-waṅ den Angriff. Im Dunkel der Nacht hatte sich eine Tae-piṅ-Schaar in die zwischen der Stadt und der fremden Ansiedlung gelegene Vorstadt geschlichen; mit ihr stürzte sich der Pöbel raubend und mordend auf dieses reiche Viertel. Die Franzosen, an deren Colonie dasselbe grenzte, glaubten es zur eigenen Sicherheit anzünden zu müssen. Der Tag verging damit, die Rebellen durch Geschützfeuer aus den brennenden Strassen auf das Feld zu treiben, wo sie auf den schmalen zwischen bewässerten Aeckern laufenden Pfaden meist von Büchsenkugeln ereilt wurden. Auf diesen Pfaden rück- ten die Tae-piṅ am 20. August abermals im Gänsemarsch Fahnen schwenkend gegen die Stadt vor, prallten aber vor dem mörderi- schen Haubitzfeuer der Wälle zurück und schlugen die Richtung gegen die englische Niederlassung ein, wo eine Raketensalve ihnen den Rest gab. In der Nacht ging das Kanonenboot Pioneer den Fluss hinauf und warf Granaten in das Lager der Insurgenten, worauf sie dasselbe abbrachen und fortmarschirten. — Die Schwäch- lichkeit des Angriffs und die geringe Truppenzahl der Tae-piṅ lässt sich nur aus der Voraussetzung erklären, dass sie auf eine Erhebung in der Stadt rechneten und an Betheiligung der Fremden nicht glaubten. Ihr militärisches Auftreten machte den kläglichsten Eindruck. Am 21. August sandte der Tšun-waṅ folgendes Schreiben an »Li, der Treue König des himmlischen Reiches u. s. w. Dass Wort gehalten werde, ist der Grundsatz, welcher unser <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0302" n="280"/><fw place="top" type="header">Rückzug der Rebellen.</fw><lb/> Rebellen, unter welchen man einige Fremde sah, sich ausser<lb/> Schussweite zurück. Am folgenden Morgen erneute der <hi rendition="#k"><persName ref="http://d-nb.info/gnd/119035375">Tšun-waṅ</persName></hi><lb/> den Angriff. 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Rückzug der Rebellen.
Rebellen, unter welchen man einige Fremde sah, sich ausser
Schussweite zurück. Am folgenden Morgen erneute der Tšun-waṅ
den Angriff. Im Dunkel der Nacht hatte sich eine Tae-piṅ-Schaar
in die zwischen der Stadt und der fremden Ansiedlung gelegene
Vorstadt geschlichen; mit ihr stürzte sich der Pöbel raubend und
mordend auf dieses reiche Viertel. Die Franzosen, an deren Colonie
dasselbe grenzte, glaubten es zur eigenen Sicherheit anzünden zu
müssen. Der Tag verging damit, die Rebellen durch Geschützfeuer
aus den brennenden Strassen auf das Feld zu treiben, wo sie auf
den schmalen zwischen bewässerten Aeckern laufenden Pfaden
meist von Büchsenkugeln ereilt wurden. Auf diesen Pfaden rück-
ten die Tae-piṅ am 20. August abermals im Gänsemarsch Fahnen
schwenkend gegen die Stadt vor, prallten aber vor dem mörderi-
schen Haubitzfeuer der Wälle zurück und schlugen die Richtung
gegen die englische Niederlassung ein, wo eine Raketensalve ihnen
den Rest gab. In der Nacht ging das Kanonenboot Pioneer den
Fluss hinauf und warf Granaten in das Lager der Insurgenten,
worauf sie dasselbe abbrachen und fortmarschirten. — Die Schwäch-
lichkeit des Angriffs und die geringe Truppenzahl der Tae-piṅ
lässt sich nur aus der Voraussetzung erklären, dass sie auf eine
Erhebung in der Stadt rechneten und an Betheiligung der Fremden
nicht glaubten. Ihr militärisches Auftreten machte den kläglichsten
Eindruck.
Am 21. August sandte der Tšun-waṅ folgendes Schreiben an
die fremden Consuln:
»Li, der Treue König des himmlischen Reiches u. s. w.
richtet folgende Mittheilung an euch, die ehrenwerthen Consuln von
Grossbritannien, America, Portugal und anderen Staaten.
Dass Wort gehalten werde, ist der Grundsatz, welcher unser
Reich in seinen freundschaftlichen Beziehungen zu anderen Staaten
leitet; aber betrügerische Vergessenheit früherer Verabredungen ist die
wahre Ursache, dass die fremden Nationen ein Unrecht begingen. Als
meine Armee nach Su-tšau gelangte, kamen Franzosen begleitet von
Männern anderer Nationen dahin, um Handel zu treiben. Sie warteten
mir persönlich auf und luden mich ein, nach Shang-hae zu kommen,
um über künftige Freundschaftsbeziehungen zwischen uns Rath zu
pflegen. Wissend, dass euere Nationen gleich uns Gott den himm-
lischen Vater und Jesus den himmlischen älteren Bruder anbeten, dass
sie gleiche Religion und gleichen Ursprung mit uns haben, setzte ich
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