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[Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 3. Berlin, 1873.

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Manifest des Tsun-wan.
Kwun-san zu sehen, wie das Landvolk sich ohne Furcht unter sie
mischte und ihnen verkaufte, und wie Alles nach dem vollen Werth
bezahlt wurde .... Am 2. August in der Frühe gelangten wir
nach Su-tsau und hatten an demselben Tage eine Zusammenkunft
mit dem Kan-wan. Er erschien in reichem Gewande und gold-
gestickter Krone, umgeben von vielen Officieren, welche sämmtlich
Gewänder und Mützen von gelber und rother Seide trugen .....
Am folgenden Tage besuchten wir ihn wieder. Ein fremder Kauf-
mann war da, als wir eintraten, und der Kan-wan schien erregt.
Bald erfuhren wir den Grund: eben war ihm gemeldet worden,
dass seine Schreiben an die Vertreter der fremden Mächte in
Shang-hae nicht geöffnet wurden, da die Stadt von englischen und
französischen Soldaten besetzt sei. Ersteres erklärte er für eine
persönliche Beschimpfung, letzteres für offene Verletzung des Neu-
tralitäts-Principes, das die Fremden den beiden kämpfenden Par-
theien gegenüber befolgen sollten." Hun-dzin verbreitete sich im
Laufe des Gespräches über religiöse Gegenstände und schilderte
den Tien-wan als einen frommen Mann, der am liebsten die Bibel
und The Pilgrims Progress läse. Sehr erbaut und hoffnungsvoll
kehrten die Missionare am 5. August nach Shang-hae zurück.

Am 16. August rückte der Tsun-wan gegen Shang-hae vor;
Sun-kian blieb eingeschlossen in seinem Rücken. Er schickte fol-
gendes Manifest an die Vertreter von England, Frankreich und
America.

"Li, der Treue König des Himmlischen Reiches u. s. w., an die
ehrenwerthen Gesandten u. s. w.

Ehe ich mein Heer von Su-tsau ausrücken liess, schrieb ich
euch, dass es bald nach Shang-hae kommen werde, und dass, wenn
die Wohnungen euerer ehrenwerthen Nationen und die Handlungs-
häuser gelbe Flaggen als unterscheidendes Zeichen aufzögen, ich sofort
meinen Officieren und Soldaten Befehl geben wollte, diese auf keine
Weise zu betreten oder zu behelligen. Da ihr nun mein Schreiben
empfangen und gelesen hattet, so glaubte ich, ihr würdet nach seinem
Inhalt gehandelt haben. Mir war jedoch unbekannt, dass euere ehren-
werthen Nationen an anderen Plätzen der Präfectur Sun-kian Kirchen
gebaut hätten, wo sie das Evangelium predigten, bis gestern, da meine
Armee auf eine Abtheilung Kobolde (Tartaren) stiess, welche ihrem
Vordringen entgegentrat; meine Soldaten griffen sie an und vernichte-
ten viele. Bei diesen Kobolden waren vier Fremde; Einen davon
erschlugen meine Soldaten, nicht wissend, aus welchem Lande er

Manifest des Tšun-waṅ.
Kwun-šan zu sehen, wie das Landvolk sich ohne Furcht unter sie
mischte und ihnen verkaufte, und wie Alles nach dem vollen Werth
bezahlt wurde .... Am 2. August in der Frühe gelangten wir
nach Su-tšau und hatten an demselben Tage eine Zusammenkunft
mit dem Kan-waṅ. Er erschien in reichem Gewande und gold-
gestickter Krone, umgeben von vielen Officieren, welche sämmtlich
Gewänder und Mützen von gelber und rother Seide trugen .....
Am folgenden Tage besuchten wir ihn wieder. Ein fremder Kauf-
mann war da, als wir eintraten, und der Kan-waṅ schien erregt.
Bald erfuhren wir den Grund: eben war ihm gemeldet worden,
dass seine Schreiben an die Vertreter der fremden Mächte in
Shang-hae nicht geöffnet wurden, da die Stadt von englischen und
französischen Soldaten besetzt sei. Ersteres erklärte er für eine
persönliche Beschimpfung, letzteres für offene Verletzung des Neu-
tralitäts-Principes, das die Fremden den beiden kämpfenden Par-
theien gegenüber befolgen sollten.« Huṅ-džin verbreitete sich im
Laufe des Gespräches über religiöse Gegenstände und schilderte
den Tien-waṅ als einen frommen Mann, der am liebsten die Bibel
und The Pilgrims Progress läse. Sehr erbaut und hoffnungsvoll
kehrten die Missionare am 5. August nach Shang-hae zurück.

Am 16. August rückte der Tšun-waṅ gegen Shang-hae vor;
Sun-kiaṅ blieb eingeschlossen in seinem Rücken. Er schickte fol-
gendes Manifest an die Vertreter von England, Frankreich und
America.

»Li, der Treue König des Himmlischen Reiches u. s. w., an die
ehrenwerthen Gesandten u. s. w.

Ehe ich mein Heer von Su-tšau ausrücken liess, schrieb ich
euch, dass es bald nach Shang-hae kommen werde, und dass, wenn
die Wohnungen euerer ehrenwerthen Nationen und die Handlungs-
häuser gelbe Flaggen als unterscheidendes Zeichen aufzögen, ich sofort
meinen Officieren und Soldaten Befehl geben wollte, diese auf keine
Weise zu betreten oder zu behelligen. Da ihr nun mein Schreiben
empfangen und gelesen hattet, so glaubte ich, ihr würdet nach seinem
Inhalt gehandelt haben. Mir war jedoch unbekannt, dass euere ehren-
werthen Nationen an anderen Plätzen der Präfectur Sun-kiaṅ Kirchen
gebaut hätten, wo sie das Evangelium predigten, bis gestern, da meine
Armee auf eine Abtheilung Kobolde (Tartaren) stiess, welche ihrem
Vordringen entgegentrat; meine Soldaten griffen sie an und vernichte-
ten viele. Bei diesen Kobolden waren vier Fremde; Einen davon
erschlugen meine Soldaten, nicht wissend, aus welchem Lande er

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[278/0300] Manifest des Tšun-waṅ. Kwun-šan zu sehen, wie das Landvolk sich ohne Furcht unter sie mischte und ihnen verkaufte, und wie Alles nach dem vollen Werth bezahlt wurde .... Am 2. August in der Frühe gelangten wir nach Su-tšau und hatten an demselben Tage eine Zusammenkunft mit dem Kan-waṅ. Er erschien in reichem Gewande und gold- gestickter Krone, umgeben von vielen Officieren, welche sämmtlich Gewänder und Mützen von gelber und rother Seide trugen ..... Am folgenden Tage besuchten wir ihn wieder. Ein fremder Kauf- mann war da, als wir eintraten, und der Kan-waṅ schien erregt. Bald erfuhren wir den Grund: eben war ihm gemeldet worden, dass seine Schreiben an die Vertreter der fremden Mächte in Shang-hae nicht geöffnet wurden, da die Stadt von englischen und französischen Soldaten besetzt sei. Ersteres erklärte er für eine persönliche Beschimpfung, letzteres für offene Verletzung des Neu- tralitäts-Principes, das die Fremden den beiden kämpfenden Par- theien gegenüber befolgen sollten.« Huṅ-džin verbreitete sich im Laufe des Gespräches über religiöse Gegenstände und schilderte den Tien-waṅ als einen frommen Mann, der am liebsten die Bibel und The Pilgrims Progress läse. Sehr erbaut und hoffnungsvoll kehrten die Missionare am 5. August nach Shang-hae zurück. Am 16. August rückte der Tšun-waṅ gegen Shang-hae vor; Sun-kiaṅ blieb eingeschlossen in seinem Rücken. Er schickte fol- gendes Manifest an die Vertreter von England, Frankreich und America. »Li, der Treue König des Himmlischen Reiches u. s. w., an die ehrenwerthen Gesandten u. s. w. Ehe ich mein Heer von Su-tšau ausrücken liess, schrieb ich euch, dass es bald nach Shang-hae kommen werde, und dass, wenn die Wohnungen euerer ehrenwerthen Nationen und die Handlungs- häuser gelbe Flaggen als unterscheidendes Zeichen aufzögen, ich sofort meinen Officieren und Soldaten Befehl geben wollte, diese auf keine Weise zu betreten oder zu behelligen. Da ihr nun mein Schreiben empfangen und gelesen hattet, so glaubte ich, ihr würdet nach seinem Inhalt gehandelt haben. Mir war jedoch unbekannt, dass euere ehren- werthen Nationen an anderen Plätzen der Präfectur Sun-kiaṅ Kirchen gebaut hätten, wo sie das Evangelium predigten, bis gestern, da meine Armee auf eine Abtheilung Kobolde (Tartaren) stiess, welche ihrem Vordringen entgegentrat; meine Soldaten griffen sie an und vernichte- ten viele. Bei diesen Kobolden waren vier Fremde; Einen davon erschlugen meine Soldaten, nicht wissend, aus welchem Lande er

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Zitationshilfe: [Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 3. Berlin, 1873, S. 278. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasien03_1873/300>, abgerufen am 24.11.2024.