[Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 3. Berlin, 1873.Araber in China. Erst die Araber brachten einige Kenntniss von China nach Aus diesen und anderen Berichten geht deutlich hervor, dass Synagoge verfallen fanden. Die auf Schafhaut geschriebenen Gesetzesrollen und
andere alte Schriften existirten noch; einige wurden erworben und nach London geschickt. Seitdem sind wiederholt Israeliten aus Kae-fun-fu nach Shang-hae gekommen. Nachdem die Stadt wiederholt von den Rebellen heimgesucht worden, soll die Gemeinde sich zerstreut und ihre Heiligen Schriften mitgenommen haben. S. Recherches sur l'existence des Juifs en Chine. Par A. Wylie. Paris 1864. Dasselbe auch in den Annales de Philosophie chretienne. N. 50 u. 51. 1864. Araber in China. Erst die Araber brachten einige Kenntniss von China nach Aus diesen und anderen Berichten geht deutlich hervor, dass Synagoge verfallen fanden. Die auf Schafhaut geschriebenen Gesetzesrollen und
andere alte Schriften existirten noch; einige wurden erworben und nach London geschickt. Seitdem sind wiederholt Israeliten aus Kae-fuṅ-fu nach Shang-hae gekommen. Nachdem die Stadt wiederholt von den Rebellen heimgesucht worden, soll die Gemeinde sich zerstreut und ihre Heiligen Schriften mitgenommen haben. S. Recherches sur l’existence des Juifs en Chine. Par A. Wylie. Paris 1864. Dasselbe auch in den Annales de Philosophie chrétienne. N. 50 u. 51. 1864. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0026" n="4"/> <fw place="top" type="header">Araber in <placeName>China</placeName>.</fw><lb/> <p>Erst die Araber brachten einige Kenntniss von <placeName>China</placeName> nach<lb/> dem Westen. <persName ref="http://d-nb.info/gnd/11908760X">Renaudot</persName> hat die Berichte zweier arabischen Reisen-<lb/> den aus den Jahren 850 und 877 übersetzt, welche nicht nur zu<lb/> denen des <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118595563">Marco Polo</persName>, sondern in vielen Stücken auch auf die<lb/> heutigen Zustände passen. Ihr »<hi rendition="#k">Kan-fu</hi>« ist wahrscheinlich <hi rendition="#k"><placeName>Kan-ton</placeName></hi>,<lb/> wo noch jetzt eine sehr alte Moschee steht. »Die Stadt liegt an<lb/> einem grossen Flusse, einige Tagereisen von seiner Mündung, so<lb/> dass das Wasser dort süss ist.« Die Erzählungen von häufigen<lb/> Feuersbrünsten, von Verzögerungen im Schiffsverkehr, von der un-<lb/> redlichen Behandlung der fremden Kaufleute und Schiffseigner, die,<lb/> weil das Uebel einmal eingerissen ist, jede Unbilde und Bedrückung<lb/> leiden müssen, erinnern lebhaft an jüngst vergangene Zeiten. Die<lb/> Mündung des <placeName>Perl-Flusses</placeName> nennen die Araber das »Thor von <placeName>China</placeName>«,<lb/> wahrscheinlich eine Uebersetzung von <hi rendition="#k">Hu-men</hi>, das die Portugiesen<lb/> mit <placeName>Bocca Tigris</placeName> wiedergaben. — Die Reisenden erwähnen auch<lb/> die Ernährung des Volkes aus öffentlichen Speichern bei Hungers-<lb/> noth, die Salzsteuer, welche noch heute besteht, den Bambus als<lb/> Prügelwerkzeug; sie beschreiben den Gebrauch des Thees, das chi-<lb/> nesische Kupfergeld, Porcelan, den Reisbranntwein, die Anstellung<lb/> öffentlicher Lehrer, den buddistischen Götzendienst und die Un-<lb/> wissenheit der Chinesen in der Astronomie, in welcher die Araber<lb/> ihre ersten Lehrer wurden.</p><lb/> <p>Aus diesen und anderen Berichten geht deutlich hervor, dass<lb/> die Araber lange vor der mongolisch-tartarischen Eroberung See-<lb/> handel nach <placeName>China</placeName> trieben. <hi rendition="#k"><persName ref="http://d-nb.info/gnd/118639765">Ibn Batuta</persName></hi>, welcher bald nach der-<lb/> selben das Reich der Mitte besuchte, gedenkt u. a. des von den<lb/> Mongolen eingeführten Papiergeldes und seiner Entwerthung durch<lb/> übermässige Ausgabe, aus welcher die Regierung unredlichen Ge-<lb/> winn gezogen habe. Chinesische Dschunken segelten damals bis<lb/><placeName>Calcutta</placeName>. — Der Islam fand besonders im 13. Jahrhundert in <placeName>China</placeName><lb/> starke Verbreitung; seine Bekenner haben dort ohne wesentliche<lb/> Störung bis auf den heutigen Tag freie Religionsübung genossen,<lb/> und wurden häufig zu wichtigen Staatsämtern befördert; in den<lb/><note xml:id="note-0026" prev="#note-0025" place="foot" n="1)">Synagoge verfallen fanden. Die auf Schafhaut geschriebenen Gesetzesrollen und<lb/> andere alte Schriften existirten noch; einige wurden erworben und nach <placeName>London</placeName><lb/> geschickt. Seitdem sind wiederholt Israeliten aus <hi rendition="#k"><placeName>Kae-fuṅ-fu</placeName></hi> nach <hi rendition="#k"><placeName>Shang-hae</placeName></hi><lb/> gekommen. Nachdem die Stadt wiederholt von den Rebellen heimgesucht worden,<lb/> soll die Gemeinde sich zerstreut und ihre Heiligen Schriften mitgenommen haben.<lb/> S. Recherches sur l’existence des Juifs en <placeName>Chine</placeName>. Par <persName ref="http://d-nb.info/gnd/1034298682">A. Wylie</persName>. <placeName>Paris</placeName> 1864.<lb/> Dasselbe auch in den Annales de Philosophie chrétienne. N. 50 u. 51. 1864.</note><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [4/0026]
Araber in China.
Erst die Araber brachten einige Kenntniss von China nach
dem Westen. Renaudot hat die Berichte zweier arabischen Reisen-
den aus den Jahren 850 und 877 übersetzt, welche nicht nur zu
denen des Marco Polo, sondern in vielen Stücken auch auf die
heutigen Zustände passen. Ihr »Kan-fu« ist wahrscheinlich Kan-ton,
wo noch jetzt eine sehr alte Moschee steht. »Die Stadt liegt an
einem grossen Flusse, einige Tagereisen von seiner Mündung, so
dass das Wasser dort süss ist.« Die Erzählungen von häufigen
Feuersbrünsten, von Verzögerungen im Schiffsverkehr, von der un-
redlichen Behandlung der fremden Kaufleute und Schiffseigner, die,
weil das Uebel einmal eingerissen ist, jede Unbilde und Bedrückung
leiden müssen, erinnern lebhaft an jüngst vergangene Zeiten. Die
Mündung des Perl-Flusses nennen die Araber das »Thor von China«,
wahrscheinlich eine Uebersetzung von Hu-men, das die Portugiesen
mit Bocca Tigris wiedergaben. — Die Reisenden erwähnen auch
die Ernährung des Volkes aus öffentlichen Speichern bei Hungers-
noth, die Salzsteuer, welche noch heute besteht, den Bambus als
Prügelwerkzeug; sie beschreiben den Gebrauch des Thees, das chi-
nesische Kupfergeld, Porcelan, den Reisbranntwein, die Anstellung
öffentlicher Lehrer, den buddistischen Götzendienst und die Un-
wissenheit der Chinesen in der Astronomie, in welcher die Araber
ihre ersten Lehrer wurden.
Aus diesen und anderen Berichten geht deutlich hervor, dass
die Araber lange vor der mongolisch-tartarischen Eroberung See-
handel nach China trieben. Ibn Batuta, welcher bald nach der-
selben das Reich der Mitte besuchte, gedenkt u. a. des von den
Mongolen eingeführten Papiergeldes und seiner Entwerthung durch
übermässige Ausgabe, aus welcher die Regierung unredlichen Ge-
winn gezogen habe. Chinesische Dschunken segelten damals bis
Calcutta. — Der Islam fand besonders im 13. Jahrhundert in China
starke Verbreitung; seine Bekenner haben dort ohne wesentliche
Störung bis auf den heutigen Tag freie Religionsübung genossen,
und wurden häufig zu wichtigen Staatsämtern befördert; in den
1)
1) Synagoge verfallen fanden. Die auf Schafhaut geschriebenen Gesetzesrollen und
andere alte Schriften existirten noch; einige wurden erworben und nach London
geschickt. Seitdem sind wiederholt Israeliten aus Kae-fuṅ-fu nach Shang-hae
gekommen. Nachdem die Stadt wiederholt von den Rebellen heimgesucht worden,
soll die Gemeinde sich zerstreut und ihre Heiligen Schriften mitgenommen haben.
S. Recherches sur l’existence des Juifs en Chine. Par A. Wylie. Paris 1864.
Dasselbe auch in den Annales de Philosophie chrétienne. N. 50 u. 51. 1864.
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