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[Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 3. Berlin, 1873.

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Zustände in Nan-kin 1853.
nition und anderen Arbeiten beschäftigt. Die Kinder wurden gut
gekleidet und gepflegt, die Knaben unter streng militärischer Auf-
sicht in den Waffen geübt und in den Lehren der Tae-pin unter-
richtet. Die neue Ordnung der Dinge schien niemand zu drücken,
überall herrschten Frohsinn und gute Laune. Die Disciplin soll
damals so streng gewesen sein, dass nicht nur schwere Vergehen
und Ungehorsam, sondern sogar Nachlässigkeiten mit dem Tode
bestraft wurden. Auch auf den Opiumgebrauch stand Todesstrafe,
während man Tabakraucher nur mit dem Bambus züchtigte. Die
Obrigkeit führte die strengste Gütergemeinschaft durch; sie nahm
Alles, nährte, kleidete und beschäftigte Alle. Natürlich hörte der
Handel auf; Kaufläden gab es damals in Nan-kin nicht. Die Obrig-
keit bezahlte reichlich alle Vorräthe, welche Landleute aus nicht
besetzten Gegenden nach den Tae-pin-Städten brachten. Inner-
halb derselben gab es aber kein Privateigenthum. In Nan-kin
konnten die Fremden keine Boote miethen; sie gehörten niemand,
standen aber zur Verfügung Derjenigen, welche sie brauchten.

Unter den früh bekehrten Tae-pin, den Schülern des Hun-
siu-tsuen
und des Fun-yun-san fand Meadows ernste, von der
tiefen Ueberzeugung beseligte Männer, dass sie unter Gottes un-
mittelbarem Schutze ständen. Die überwundenen Mühsale und
Gefahren, ihre oft wunderbare Rettung, die beispiellosen Erfolge
gegen weit überlegene Massen und Mittel waren ihnen Prüfungen
Gottes und Offenbarungen seiner besonderen Gnade. Sie redeten
beständig davon und bezogen sich in puritanischer Weise
bei jedem Anlass auf den Allmächtigen. Mit stolzer Demuth
und dankbar glänzenden Augen erinnerten sie daran, dass sie zu
Anfang ihrer Unternehmung, vier Jahre zuvor, nur wenige Hun-
dert stark waren und dass sie ohne des himmlischen Vaters un-
mittelbaren Beistand niemals hätten vollbringen können, was ihnen
gelang. "In Yun-nan bedrängten uns ringsum grosse Massen. Wir
hatten kein Pulver mehr; unsere Vorräthe waren aufgezehrt. Aber
unser himmlischer Vater stieg herab und zeigte uns den Weg. So
nahmen wir unsere Weiber und Kinder in die Mitte und erzwangen
nicht nur den Durchgang, sondern schlugen völlig unsere Feinde.
Ist es Gottes Willen, dass unser Tae-pin-Fürst Herrscher von
China werde, so wird er Herrscher von China. Wo nicht,
so wollen wir alle hier sterben." So dachte der Kern des
Heeres.

Zustände in Nan-kiṅ 1853.
nition und anderen Arbeiten beschäftigt. Die Kinder wurden gut
gekleidet und gepflegt, die Knaben unter streng militärischer Auf-
sicht in den Waffen geübt und in den Lehren der Tae-piṅ unter-
richtet. Die neue Ordnung der Dinge schien niemand zu drücken,
überall herrschten Frohsinn und gute Laune. Die Disciplin soll
damals so streng gewesen sein, dass nicht nur schwere Vergehen
und Ungehorsam, sondern sogar Nachlässigkeiten mit dem Tode
bestraft wurden. Auch auf den Opiumgebrauch stand Todesstrafe,
während man Tabakraucher nur mit dem Bambus züchtigte. Die
Obrigkeit führte die strengste Gütergemeinschaft durch; sie nahm
Alles, nährte, kleidete und beschäftigte Alle. Natürlich hörte der
Handel auf; Kaufläden gab es damals in Nan-kiṅ nicht. Die Obrig-
keit bezahlte reichlich alle Vorräthe, welche Landleute aus nicht
besetzten Gegenden nach den Tae-piṅ-Städten brachten. Inner-
halb derselben gab es aber kein Privateigenthum. In Nan-kiṅ
konnten die Fremden keine Boote miethen; sie gehörten niemand,
standen aber zur Verfügung Derjenigen, welche sie brauchten.

Unter den früh bekehrten Tae-piṅ, den Schülern des Huṅ-
siu-tsuen
und des Fuṅ-yuṅ-san fand Meadows ernste, von der
tiefen Ueberzeugung beseligte Männer, dass sie unter Gottes un-
mittelbarem Schutze ständen. Die überwundenen Mühsale und
Gefahren, ihre oft wunderbare Rettung, die beispiellosen Erfolge
gegen weit überlegene Massen und Mittel waren ihnen Prüfungen
Gottes und Offenbarungen seiner besonderen Gnade. Sie redeten
beständig davon und bezogen sich in puritanischer Weise
bei jedem Anlass auf den Allmächtigen. Mit stolzer Demuth
und dankbar glänzenden Augen erinnerten sie daran, dass sie zu
Anfang ihrer Unternehmung, vier Jahre zuvor, nur wenige Hun-
dert stark waren und dass sie ohne des himmlischen Vaters un-
mittelbaren Beistand niemals hätten vollbringen können, was ihnen
gelang. »In Yuṅ-nan bedrängten uns ringsum grosse Massen. Wir
hatten kein Pulver mehr; unsere Vorräthe waren aufgezehrt. Aber
unser himmlischer Vater stieg herab und zeigte uns den Weg. So
nahmen wir unsere Weiber und Kinder in die Mitte und erzwangen
nicht nur den Durchgang, sondern schlugen völlig unsere Feinde.
Ist es Gottes Willen, dass unser Tae-piṅ-Fürst Herrscher von
China werde, so wird er Herrscher von China. Wo nicht,
so wollen wir alle hier sterben.« So dachte der Kern des
Heeres.

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[203/0225] Zustände in Nan-kiṅ 1853. nition und anderen Arbeiten beschäftigt. Die Kinder wurden gut gekleidet und gepflegt, die Knaben unter streng militärischer Auf- sicht in den Waffen geübt und in den Lehren der Tae-piṅ unter- richtet. Die neue Ordnung der Dinge schien niemand zu drücken, überall herrschten Frohsinn und gute Laune. Die Disciplin soll damals so streng gewesen sein, dass nicht nur schwere Vergehen und Ungehorsam, sondern sogar Nachlässigkeiten mit dem Tode bestraft wurden. Auch auf den Opiumgebrauch stand Todesstrafe, während man Tabakraucher nur mit dem Bambus züchtigte. Die Obrigkeit führte die strengste Gütergemeinschaft durch; sie nahm Alles, nährte, kleidete und beschäftigte Alle. Natürlich hörte der Handel auf; Kaufläden gab es damals in Nan-kiṅ nicht. Die Obrig- keit bezahlte reichlich alle Vorräthe, welche Landleute aus nicht besetzten Gegenden nach den Tae-piṅ-Städten brachten. Inner- halb derselben gab es aber kein Privateigenthum. In Nan-kiṅ konnten die Fremden keine Boote miethen; sie gehörten niemand, standen aber zur Verfügung Derjenigen, welche sie brauchten. Unter den früh bekehrten Tae-piṅ, den Schülern des Huṅ- siu-tsuen und des Fuṅ-yuṅ-san fand Meadows ernste, von der tiefen Ueberzeugung beseligte Männer, dass sie unter Gottes un- mittelbarem Schutze ständen. Die überwundenen Mühsale und Gefahren, ihre oft wunderbare Rettung, die beispiellosen Erfolge gegen weit überlegene Massen und Mittel waren ihnen Prüfungen Gottes und Offenbarungen seiner besonderen Gnade. Sie redeten beständig davon und bezogen sich in puritanischer Weise bei jedem Anlass auf den Allmächtigen. Mit stolzer Demuth und dankbar glänzenden Augen erinnerten sie daran, dass sie zu Anfang ihrer Unternehmung, vier Jahre zuvor, nur wenige Hun- dert stark waren und dass sie ohne des himmlischen Vaters un- mittelbaren Beistand niemals hätten vollbringen können, was ihnen gelang. »In Yuṅ-nan bedrängten uns ringsum grosse Massen. Wir hatten kein Pulver mehr; unsere Vorräthe waren aufgezehrt. Aber unser himmlischer Vater stieg herab und zeigte uns den Weg. So nahmen wir unsere Weiber und Kinder in die Mitte und erzwangen nicht nur den Durchgang, sondern schlugen völlig unsere Feinde. Ist es Gottes Willen, dass unser Tae-piṅ-Fürst Herrscher von China werde, so wird er Herrscher von China. Wo nicht, so wollen wir alle hier sterben.« So dachte der Kern des Heeres.

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Zitationshilfe: [Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 3. Berlin, 1873, S. 203. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasien03_1873/225>, abgerufen am 22.11.2024.