[Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 3. Berlin, 1873.Besetzung von Yun-nan. der Rückzug wird ihnen leicht, der Vormarsch schwer, und, nochso sehr ermahnt, bleiben sie schwach und furchtsam wie zuvor. Persönlich commandirend in jenen Schlachten fand ich die Truppen, welche aus den verschiedensten Gegenden stammten, alle gleich unbrauchbar u. s. w." Eine etwas später verfasste Denkschrift des Tartarengenerals Die amtliche Zeitung von Pe-kin brachte den Sommer 1851 "Unser himmlischer Vater, der grosse Gott und höchste Herr Deshalb möget ihr Soldaten und Officiere uns von nun an als III. 12
Besetzung von Yuṅ-nan. der Rückzug wird ihnen leicht, der Vormarsch schwer, und, nochso sehr ermahnt, bleiben sie schwach und furchtsam wie zuvor. Persönlich commandirend in jenen Schlachten fand ich die Truppen, welche aus den verschiedensten Gegenden stammten, alle gleich unbrauchbar u. s. w.« Eine etwas später verfasste Denkschrift des Tartarengenerals Die amtliche Zeitung von Pe-kiṅ brachte den Sommer 1851 »Unser himmlischer Vater, der grosse Gott und höchste Herr Deshalb möget ihr Soldaten und Officiere uns von nun an als III. 12
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Besetzung von Yuṅ-nan.
der Rückzug wird ihnen leicht, der Vormarsch schwer, und, noch
so sehr ermahnt, bleiben sie schwach und furchtsam wie zuvor.
Persönlich commandirend in jenen Schlachten fand ich die Truppen,
welche aus den verschiedensten Gegenden stammten, alle gleich
unbrauchbar u. s. w.«
Eine etwas später verfasste Denkschrift des Tartarengenerals
Wu-lan-tae schreibt den Verfall des Heeres seinen Niederlagen
im Kriege mit den Barbaren zu. Die Truppen sehen Flucht am
Vorabend der Schlacht als »alte Gewohnheit«, das Aufgeben einer
Stellung als »gewöhnlichen Hergang« an. Sie handeln ohne und
gegen den Befehl ihrer Officiere. Die grosse Zahl der Banditen und
Anhänger verbrecherischer Genossenschaften sind der Ohnmacht
des Heeres im Kriege mit den Barbaren inne geworden und fürch-
ten es nicht mehr.
Die amtliche Zeitung von Pe-kiṅ brachte den Sommer 1851
hindurch viele Siegesnachrichten, daneben aber auch Denkschriften
wie die erwähnte, und kaiserliche Decrete voll scharfen Tadels
gegen die Truppenführer und Beamten in Kuaṅ-si, deren mehrere
degradirt wurden. Im Mai durchbrachen die Tae-piṅ die Stellung
der Kaiserlichen an ihrem stärksten Punkt und rückten in den bis
dahin unberührten Siaṅ-Bezirk. Ueber ihre nächsten Bewegungen
ist man im Unklaren. Am 27. August aber besetzten sie die Be-
zirksstadt Yuṅ-nan, wo sie den ganzen Winter blieben. Sie rich-
teten hier zuerst eine Hofhaltung ein und gaben ihrer politischen
Verfassung festere Gestalt. Huṅ-siu-tsuen hielt einen pomphaften
Umzug und liess sich als ersten Kaiser der neuen Dynastie ausrufen.
Ende November erliess er folgendes Manifest:
»Unser himmlischer Vater, der grosse Gott und höchste Herr
ist ein einiger wahrer Geist. Neben unserem himmlischen Vater dem
grossen Gott und höchsten Herrn giebt es keinen Gott. Der grosse
Gott unser himmlischer Vater und höchster Herr ist allwissend, all-
mächtig und allgegenwärtig, der Höchste über Alles. Es giebt kein
Wesen, das nicht von ihm geschaffen und erhalten wird. Er ist Šaṅ
(der Höchste); er ist Ti (der Herr). Ausser dem grossen Gott unserem
himmlischen Vater und höchsten Herrn giebt es Niemand der Šaṅ und
Niemand der Ti genannt werden kann.
Deshalb möget ihr Soldaten und Officiere uns von nun an als
eueren Herrn bezeichnen; und das ist Alles. Ihr dürft mich nicht den
höchsten nennen, sonst fehlt ihr gegen den Namen unseres himmlischen
III. 12
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