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[Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 3. Berlin, 1873.

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Hoglane vermauert.
Händel veranlassten Vagabonden aus der Hefe des Volkes, die sich,
auf das Recht des Durchganges fussend, haufenweise im Fremden-
quartier herumtrieben. Aus Furcht vor dem Pöbel lehnte die Obrig-
keit bis dahin die Beseitigung dieses Rechtes immer ab. Jetzt be-
schloss man die auf der einen Seite mündende, von den Engländern
"Hoglane" getaufte Gasse abzusperren und in der Lücke eine pro-
testantische Capelle zu bauen. Die winkligen Gässchen um die Fac-
toreien waren immer ein Abgrund für die fremden Seeleute gewesen,
welche dort zum Trinken verleitet, oft durch narkotische Mittel
betäubt, dann ausgeplündert oder misshandelt wurden. -- Bis zur
Vollendung der Hoglane absperrenden Mauer blieben englische
Truppen in Kan-ton, nachher bezogen auf den Wunsch der Frem-
den chinesische Wachtmannschaften die bei den Factoreien gelegene
Kaufhalle. Die Vermauerung des Gässchens, aus welchem 1843
die Brandstiftung erfolgte, erwies sich äusserst segensreich.

Nachdem alles Andere zur Genugthuung der Engländer er-
ledigt, auch für die Zulassung der Fremden in die Stadt Kan-ton
ein fester Termin bestimmt war, verlangte Davis, dass die ver-
sprochene Bestrafung der an dem letzten Angriff auf seine Lands-
leute betheiligten Chinesen vor seiner Abreise stattfände. Ki-yin
weigerte sich. Darauf schrieb ihm Jener: "Ich benachrichtige Ew.
Excellenz, dass ich morgen nach Hong-kong zurückkehren wollte.
Da Sie aber, treulos ihren Verpflichtungen ausweichend, die Strafe
an den Schuldigen in Gegenwart der dazu bestellten Beamten nicht
vollziehen wollen, so lasse ich die Truppen in Kan-ton bleiben
und werde morgen auf einem Dampfer nach Fo-san (dem Schau-
platz des Angriffs) gehn, und, wenn ich insultirt werde, die Stadt
niederbrennen." Um Mitternacht kam die Antwort. Um fünf am
folgenden Morgen brachten chinesische Schergen drei der Schul-
digen nach dem Wachthause vor dem Fremdenquartier und trac-
tirten sie mit dem Bambus; dann theilte ein Mandarin dem dicht-
gedrängten Zuschauerhaufen den Grund der Bestrafung mit und
drohte mit gleicher Busse für ähnliche Vergehen. Ausser den eng-
lischen Consular-Beamten wohnte ein Mandarin von hohem Range
mit ansehnlichem Gefolge der Procedur bei. -- Am 8. April 1847,
gerade eine Woche nach ihrer Ankunft, schiffte die englische Streit-
macht -- eine Compagnie Infanterie -- unter Zurücklassung eines
kleinen Detachements sich wieder ein.

Von da an zeigten Ki-yin und seine Untergebenen den festen

Hoglane vermauert.
Händel veranlassten Vagabonden aus der Hefe des Volkes, die sich,
auf das Recht des Durchganges fussend, haufenweise im Fremden-
quartier herumtrieben. Aus Furcht vor dem Pöbel lehnte die Obrig-
keit bis dahin die Beseitigung dieses Rechtes immer ab. Jetzt be-
schloss man die auf der einen Seite mündende, von den Engländern
»Hoglane« getaufte Gasse abzusperren und in der Lücke eine pro-
testantische Capelle zu bauen. Die winkligen Gässchen um die Fac-
toreien waren immer ein Abgrund für die fremden Seeleute gewesen,
welche dort zum Trinken verleitet, oft durch narkotische Mittel
betäubt, dann ausgeplündert oder misshandelt wurden. — Bis zur
Vollendung der Hoglane absperrenden Mauer blieben englische
Truppen in Kan-ton, nachher bezogen auf den Wunsch der Frem-
den chinesische Wachtmannschaften die bei den Factoreien gelegene
Kaufhalle. Die Vermauerung des Gässchens, aus welchem 1843
die Brandstiftung erfolgte, erwies sich äusserst segensreich.

Nachdem alles Andere zur Genugthuung der Engländer er-
ledigt, auch für die Zulassung der Fremden in die Stadt Kan-ton
ein fester Termin bestimmt war, verlangte Davis, dass die ver-
sprochene Bestrafung der an dem letzten Angriff auf seine Lands-
leute betheiligten Chinesen vor seiner Abreise stattfände. Ki-yiṅ
weigerte sich. Darauf schrieb ihm Jener: »Ich benachrichtige Ew.
Excellenz, dass ich morgen nach Hong-kong zurückkehren wollte.
Da Sie aber, treulos ihren Verpflichtungen ausweichend, die Strafe
an den Schuldigen in Gegenwart der dazu bestellten Beamten nicht
vollziehen wollen, so lasse ich die Truppen in Kan-ton bleiben
und werde morgen auf einem Dampfer nach Fo-šan (dem Schau-
platz des Angriffs) gehn, und, wenn ich insultirt werde, die Stadt
niederbrennen.« Um Mitternacht kam die Antwort. Um fünf am
folgenden Morgen brachten chinesische Schergen drei der Schul-
digen nach dem Wachthause vor dem Fremdenquartier und trac-
tirten sie mit dem Bambus; dann theilte ein Mandarin dem dicht-
gedrängten Zuschauerhaufen den Grund der Bestrafung mit und
drohte mit gleicher Busse für ähnliche Vergehen. Ausser den eng-
lischen Consular-Beamten wohnte ein Mandarin von hohem Range
mit ansehnlichem Gefolge der Procedur bei. — Am 8. April 1847,
gerade eine Woche nach ihrer Ankunft, schiffte die englische Streit-
macht — eine Compagnie Infanterie — unter Zurücklassung eines
kleinen Detachements sich wieder ein.

Von da an zeigten Ki-yiṅ und seine Untergebenen den festen

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[149/0171] Hoglane vermauert. Händel veranlassten Vagabonden aus der Hefe des Volkes, die sich, auf das Recht des Durchganges fussend, haufenweise im Fremden- quartier herumtrieben. Aus Furcht vor dem Pöbel lehnte die Obrig- keit bis dahin die Beseitigung dieses Rechtes immer ab. Jetzt be- schloss man die auf der einen Seite mündende, von den Engländern »Hoglane« getaufte Gasse abzusperren und in der Lücke eine pro- testantische Capelle zu bauen. Die winkligen Gässchen um die Fac- toreien waren immer ein Abgrund für die fremden Seeleute gewesen, welche dort zum Trinken verleitet, oft durch narkotische Mittel betäubt, dann ausgeplündert oder misshandelt wurden. — Bis zur Vollendung der Hoglane absperrenden Mauer blieben englische Truppen in Kan-ton, nachher bezogen auf den Wunsch der Frem- den chinesische Wachtmannschaften die bei den Factoreien gelegene Kaufhalle. Die Vermauerung des Gässchens, aus welchem 1843 die Brandstiftung erfolgte, erwies sich äusserst segensreich. Nachdem alles Andere zur Genugthuung der Engländer er- ledigt, auch für die Zulassung der Fremden in die Stadt Kan-ton ein fester Termin bestimmt war, verlangte Davis, dass die ver- sprochene Bestrafung der an dem letzten Angriff auf seine Lands- leute betheiligten Chinesen vor seiner Abreise stattfände. Ki-yiṅ weigerte sich. Darauf schrieb ihm Jener: »Ich benachrichtige Ew. Excellenz, dass ich morgen nach Hong-kong zurückkehren wollte. Da Sie aber, treulos ihren Verpflichtungen ausweichend, die Strafe an den Schuldigen in Gegenwart der dazu bestellten Beamten nicht vollziehen wollen, so lasse ich die Truppen in Kan-ton bleiben und werde morgen auf einem Dampfer nach Fo-šan (dem Schau- platz des Angriffs) gehn, und, wenn ich insultirt werde, die Stadt niederbrennen.« Um Mitternacht kam die Antwort. Um fünf am folgenden Morgen brachten chinesische Schergen drei der Schul- digen nach dem Wachthause vor dem Fremdenquartier und trac- tirten sie mit dem Bambus; dann theilte ein Mandarin dem dicht- gedrängten Zuschauerhaufen den Grund der Bestrafung mit und drohte mit gleicher Busse für ähnliche Vergehen. Ausser den eng- lischen Consular-Beamten wohnte ein Mandarin von hohem Range mit ansehnlichem Gefolge der Procedur bei. — Am 8. April 1847, gerade eine Woche nach ihrer Ankunft, schiffte die englische Streit- macht — eine Compagnie Infanterie — unter Zurücklassung eines kleinen Detachements sich wieder ein. Von da an zeigten Ki-yiṅ und seine Untergebenen den festen

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Zitationshilfe: [Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 3. Berlin, 1873, S. 149. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasien03_1873/171>, abgerufen am 09.11.2024.