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[Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 2. Berlin, 1866.

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Zerstörung der Batterieen. Anh. II.
auf der in geringer Höhe über dem Strand hinlaufenden Strasse,
die englischen Seesoldaten parallel mit ihnen auf dem waldbe-
deckten Abhange oberhalb; die gefechtsklaren Boote folgen. Auf
Hindernisse stossen die Truppen nirgends. Um halb elf kommt die
Colonne bei dem grösseren Werke an, das seit dem vorigen Jahre
nach den Regeln der modernsten Befestigungskunst neu gebaut
war. Die Japaner haben noch wenige Minuten vorher von da einen
Schuss nach dem Ankerplatz der Schiffe gerichtet und sich dann
schnell in den Wald geworfen, von wo sie mit Gewehrfeuer fort-
fahren. Die Truppen halten sie tiraillirend in der Defensive und
dringen in die Verschanzung, welche nach dem Abhang der Höhe
durch starke Palisadenzäune geschlossen ist. Im Innern findet
man mehrere Brunnen, ein Pulvermagazin und vierzehn bronzene
Wallgeschütze. Etwa hundert Schritt vom Ufer liegt in einer
Terrainfalte ein grösseres Magazin, angefüllt mit Munition und
Waffen, besonders Bogen und Pfeilen.

Dieses Werk ist das letzte vor Simonoseki; die Küste biegt
hier aber in convexer Linie ein, so dass die Stadt nicht sichtbar
ist. Man gewahrt nur ein Stück der Insel Hikusima, welche, durch
einen schmalen Meeresarm von Simonoseki getrennt, das Nordufer
der westlichen Einfahrt bildet. An ihrer südöstlichen Spitze liegen
Strandbatterieen, die, obgleich ausser Schussweite, jetzt Feuer
geben. Die Recognoscirung wird weiter östlich nach dem Uferhang
vorgeschoben, unter welchem die lange Häuserreihe einer Vorstadt
das Gestade säumt. Höher den Berg hinauf stehen im dichten Ge-
büsch mehrere Tempel, von wo der versteckte Feind ein unregel-
mässiges Gewehrfeuer auf die Truppen richtet. Diese machen jetzt auf
Commando Halt und kochen an der Stelle ab, wo sie sich befinden,
während eine Tirailleurlinie den Feind in passender Entfernung hält. --
Man schreitet dann zur Zerstörung der in den Schanzen gefundenen
Vorräthe: das Pulver wird in das Wasser versenkt, die Lafetten ver-
brannt, das grosse Magazin des Hauptwerkes in die Luft gesprengt.
Gegen zwei Uhr Nachmittags dehnen die Franzosen und Holländer
mit Unterstützung der Boote ihre Recognoscirung bis zum Eingange
der Vorstadt aus, welche von den Bewohnern verlassen ist; nur
wenige Flintenschüsse antworten aus den entferntesten Häusern
den Granaten, welche die Bootsgeschütze auf die Strasse werfen.
Die Colonne concentrirt sich darauf rückwärts auf die Batterieen;
die Franzosen und Holländer besteigen zwischen drei und vier Uhr

Zerstörung der Batterieen. Anh. II.
auf der in geringer Höhe über dem Strand hinlaufenden Strasse,
die englischen Seesoldaten parallel mit ihnen auf dem waldbe-
deckten Abhange oberhalb; die gefechtsklaren Boote folgen. Auf
Hindernisse stossen die Truppen nirgends. Um halb elf kommt die
Colonne bei dem grösseren Werke an, das seit dem vorigen Jahre
nach den Regeln der modernsten Befestigungskunst neu gebaut
war. Die Japaner haben noch wenige Minuten vorher von da einen
Schuss nach dem Ankerplatz der Schiffe gerichtet und sich dann
schnell in den Wald geworfen, von wo sie mit Gewehrfeuer fort-
fahren. Die Truppen halten sie tiraillirend in der Defensive und
dringen in die Verschanzung, welche nach dem Abhang der Höhe
durch starke Palisadenzäune geschlossen ist. Im Innern findet
man mehrere Brunnen, ein Pulvermagazin und vierzehn bronzene
Wallgeschütze. Etwa hundert Schritt vom Ufer liegt in einer
Terrainfalte ein grösseres Magazin, angefüllt mit Munition und
Waffen, besonders Bogen und Pfeilen.

Dieses Werk ist das letzte vor Simonoseki; die Küste biegt
hier aber in convexer Linie ein, so dass die Stadt nicht sichtbar
ist. Man gewahrt nur ein Stück der Insel Hikusima, welche, durch
einen schmalen Meeresarm von Simonoseki getrennt, das Nordufer
der westlichen Einfahrt bildet. An ihrer südöstlichen Spitze liegen
Strandbatterieen, die, obgleich ausser Schussweite, jetzt Feuer
geben. Die Recognoscirung wird weiter östlich nach dem Uferhang
vorgeschoben, unter welchem die lange Häuserreihe einer Vorstadt
das Gestade säumt. Höher den Berg hinauf stehen im dichten Ge-
büsch mehrere Tempel, von wo der versteckte Feind ein unregel-
mässiges Gewehrfeuer auf die Truppen richtet. Diese machen jetzt auf
Commando Halt und kochen an der Stelle ab, wo sie sich befinden,
während eine Tirailleurlinie den Feind in passender Entfernung hält. —
Man schreitet dann zur Zerstörung der in den Schanzen gefundenen
Vorräthe: das Pulver wird in das Wasser versenkt, die Lafetten ver-
brannt, das grosse Magazin des Hauptwerkes in die Luft gesprengt.
Gegen zwei Uhr Nachmittags dehnen die Franzosen und Holländer
mit Unterstützung der Boote ihre Recognoscirung bis zum Eingange
der Vorstadt aus, welche von den Bewohnern verlassen ist; nur
wenige Flintenschüsse antworten aus den entferntesten Häusern
den Granaten, welche die Bootsgeschütze auf die Strasse werfen.
Die Colonne concentrirt sich darauf rückwärts auf die Batterieen;
die Franzosen und Holländer besteigen zwischen drei und vier Uhr

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[340/0360] Zerstörung der Batterieen. Anh. II. auf der in geringer Höhe über dem Strand hinlaufenden Strasse, die englischen Seesoldaten parallel mit ihnen auf dem waldbe- deckten Abhange oberhalb; die gefechtsklaren Boote folgen. Auf Hindernisse stossen die Truppen nirgends. Um halb elf kommt die Colonne bei dem grösseren Werke an, das seit dem vorigen Jahre nach den Regeln der modernsten Befestigungskunst neu gebaut war. Die Japaner haben noch wenige Minuten vorher von da einen Schuss nach dem Ankerplatz der Schiffe gerichtet und sich dann schnell in den Wald geworfen, von wo sie mit Gewehrfeuer fort- fahren. Die Truppen halten sie tiraillirend in der Defensive und dringen in die Verschanzung, welche nach dem Abhang der Höhe durch starke Palisadenzäune geschlossen ist. Im Innern findet man mehrere Brunnen, ein Pulvermagazin und vierzehn bronzene Wallgeschütze. Etwa hundert Schritt vom Ufer liegt in einer Terrainfalte ein grösseres Magazin, angefüllt mit Munition und Waffen, besonders Bogen und Pfeilen. Dieses Werk ist das letzte vor Simonoseki; die Küste biegt hier aber in convexer Linie ein, so dass die Stadt nicht sichtbar ist. Man gewahrt nur ein Stück der Insel Hikusima, welche, durch einen schmalen Meeresarm von Simonoseki getrennt, das Nordufer der westlichen Einfahrt bildet. An ihrer südöstlichen Spitze liegen Strandbatterieen, die, obgleich ausser Schussweite, jetzt Feuer geben. Die Recognoscirung wird weiter östlich nach dem Uferhang vorgeschoben, unter welchem die lange Häuserreihe einer Vorstadt das Gestade säumt. Höher den Berg hinauf stehen im dichten Ge- büsch mehrere Tempel, von wo der versteckte Feind ein unregel- mässiges Gewehrfeuer auf die Truppen richtet. Diese machen jetzt auf Commando Halt und kochen an der Stelle ab, wo sie sich befinden, während eine Tirailleurlinie den Feind in passender Entfernung hält. — Man schreitet dann zur Zerstörung der in den Schanzen gefundenen Vorräthe: das Pulver wird in das Wasser versenkt, die Lafetten ver- brannt, das grosse Magazin des Hauptwerkes in die Luft gesprengt. Gegen zwei Uhr Nachmittags dehnen die Franzosen und Holländer mit Unterstützung der Boote ihre Recognoscirung bis zum Eingange der Vorstadt aus, welche von den Bewohnern verlassen ist; nur wenige Flintenschüsse antworten aus den entferntesten Häusern den Granaten, welche die Bootsgeschütze auf die Strasse werfen. Die Colonne concentrirt sich darauf rückwärts auf die Batterieen; die Franzosen und Holländer besteigen zwischen drei und vier Uhr

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Zitationshilfe: [Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 2. Berlin, 1866, S. 340. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasien02_1866/360>, abgerufen am 23.11.2024.