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[Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 2. Berlin, 1866.

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Anh. II. Eindruck der englischen Operationen.
Puncte und mussten unverrichteter Sache heimziehen; denn das
Brennmaterial ging schon aus und sie konnten den Kampf nicht
wieder aufnehmen. Unter Officieren und Mannschaften, -- die sich
ja so pflichttreu und kaltblütig benahmen, wie man es von eng-
lischen Seeleuten gewohnt ist, -- soll Unzufriedenheit mit der Füh-
rung geherrscht haben; doch trug wohl auch das arge Wetter, das
die Operationen wesentlich erschwerte, zum schlechten Erfolge bei.
Das Resultat für einen Sieg auszugeben, wie nachträglich geschehen
ist, hatte man gewiss keinen Grund. Die Engländer brachten keine
Batterie zum Schweigen; die Japaner bezeigten bis zum letzten
Augenblick das grösste Verlangen die Kanonade wieder aufzuneh-
men und feuerten nach der Aussage englischer Officiere den letzten
Schuss. Das Geschwader zog sich sowohl am 15. als am 16. August
aus dem Kampfe zurück. Man glaubte in Yokuhama lange, dass
der Admiral die Operationen gegen Kagosima wieder aufnehmen
würde, in der Anschauung, dass die englische Flagge beschimpft
wäre. Letzteres ist unrichtig, denn die Bemannung that ihre volle
Schuldigkeit, und kein Schiff hat die Flagge gestrichen. Kriegs-
unglück, durch mangelhafte Führung und zufällige Umstände ver-
anlasst, ist kein Schimpf; aber ein militärischer Erfolg war die
Affaire sicher nicht. Admiral Kuper verbrannte wehrlose Dampfer
und Dschunken mit kostbaren Ladungen, äscherte eine Stadt und
grosse Fabrikgebäude ein und demontirte einige Geschütze. Der
dem Fürsten von Satsuma dadurch zugefügte Schaden war gewiss
beträchtlich, stand aber ausser Verhältniss zu dem Verlust seiner
friedlichen Unterthanen. Wenn auch, wie Herr Neale später aus
den Mittheilungen der Gesandten von Satsuma bewiesen hat, das
Bombardement den Japanern wenig Menschenleben kostete, da die
Meisten schon nach den ersten Schüssen landeinwärts flohen, so
büssten die Bewohner doch ihre ganze Habe ein. Der Werth der
japanischen Stadthäuser ist durchaus nicht so gering, wie der eng-
lische Geschäftsträger in den zu seiner Rechtfertigung geschriebenen
Depeschen angibt, und der Reichthum einer Handelsstadt pflegt
nebenbei noch in anderen Dingen, vor Allem in ausgedehnten Waaren-
lagern zu bestehen, die sich nicht fortschleppen lassen und wohl
sämmtlich ein Raub der Flammen wurden.

Der moralische Eindruck auf die Japaner war sicher gering.
Ein Geschwader, wie das Land es kaum noch gesehen, hatte bei
voller Kraftentwickelung ohne Erreichung kriegerischer Erfolge nur

Anh. II. Eindruck der englischen Operationen.
Puncte und mussten unverrichteter Sache heimziehen; denn das
Brennmaterial ging schon aus und sie konnten den Kampf nicht
wieder aufnehmen. Unter Officieren und Mannschaften, — die sich
ja so pflichttreu und kaltblütig benahmen, wie man es von eng-
lischen Seeleuten gewohnt ist, — soll Unzufriedenheit mit der Füh-
rung geherrscht haben; doch trug wohl auch das arge Wetter, das
die Operationen wesentlich erschwerte, zum schlechten Erfolge bei.
Das Resultat für einen Sieg auszugeben, wie nachträglich geschehen
ist, hatte man gewiss keinen Grund. Die Engländer brachten keine
Batterie zum Schweigen; die Japaner bezeigten bis zum letzten
Augenblick das grösste Verlangen die Kanonade wieder aufzuneh-
men und feuerten nach der Aussage englischer Officiere den letzten
Schuss. Das Geschwader zog sich sowohl am 15. als am 16. August
aus dem Kampfe zurück. Man glaubte in Yokuhama lange, dass
der Admiral die Operationen gegen Kagosima wieder aufnehmen
würde, in der Anschauung, dass die englische Flagge beschimpft
wäre. Letzteres ist unrichtig, denn die Bemannung that ihre volle
Schuldigkeit, und kein Schiff hat die Flagge gestrichen. Kriegs-
unglück, durch mangelhafte Führung und zufällige Umstände ver-
anlasst, ist kein Schimpf; aber ein militärischer Erfolg war die
Affaire sicher nicht. Admiral Kuper verbrannte wehrlose Dampfer
und Dschunken mit kostbaren Ladungen, äscherte eine Stadt und
grosse Fabrikgebäude ein und demontirte einige Geschütze. Der
dem Fürsten von Satsuma dadurch zugefügte Schaden war gewiss
beträchtlich, stand aber ausser Verhältniss zu dem Verlust seiner
friedlichen Unterthanen. Wenn auch, wie Herr Neale später aus
den Mittheilungen der Gesandten von Satsuma bewiesen hat, das
Bombardement den Japanern wenig Menschenleben kostete, da die
Meisten schon nach den ersten Schüssen landeinwärts flohen, so
büssten die Bewohner doch ihre ganze Habe ein. Der Werth der
japanischen Stadthäuser ist durchaus nicht so gering, wie der eng-
lische Geschäftsträger in den zu seiner Rechtfertigung geschriebenen
Depeschen angibt, und der Reichthum einer Handelsstadt pflegt
nebenbei noch in anderen Dingen, vor Allem in ausgedehnten Waaren-
lagern zu bestehen, die sich nicht fortschleppen lassen und wohl
sämmtlich ein Raub der Flammen wurden.

Der moralische Eindruck auf die Japaner war sicher gering.
Ein Geschwader, wie das Land es kaum noch gesehen, hatte bei
voller Kraftentwickelung ohne Erreichung kriegerischer Erfolge nur

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[301/0321] Anh. II. Eindruck der englischen Operationen. Puncte und mussten unverrichteter Sache heimziehen; denn das Brennmaterial ging schon aus und sie konnten den Kampf nicht wieder aufnehmen. Unter Officieren und Mannschaften, — die sich ja so pflichttreu und kaltblütig benahmen, wie man es von eng- lischen Seeleuten gewohnt ist, — soll Unzufriedenheit mit der Füh- rung geherrscht haben; doch trug wohl auch das arge Wetter, das die Operationen wesentlich erschwerte, zum schlechten Erfolge bei. Das Resultat für einen Sieg auszugeben, wie nachträglich geschehen ist, hatte man gewiss keinen Grund. Die Engländer brachten keine Batterie zum Schweigen; die Japaner bezeigten bis zum letzten Augenblick das grösste Verlangen die Kanonade wieder aufzuneh- men und feuerten nach der Aussage englischer Officiere den letzten Schuss. Das Geschwader zog sich sowohl am 15. als am 16. August aus dem Kampfe zurück. Man glaubte in Yokuhama lange, dass der Admiral die Operationen gegen Kagosima wieder aufnehmen würde, in der Anschauung, dass die englische Flagge beschimpft wäre. Letzteres ist unrichtig, denn die Bemannung that ihre volle Schuldigkeit, und kein Schiff hat die Flagge gestrichen. Kriegs- unglück, durch mangelhafte Führung und zufällige Umstände ver- anlasst, ist kein Schimpf; aber ein militärischer Erfolg war die Affaire sicher nicht. Admiral Kuper verbrannte wehrlose Dampfer und Dschunken mit kostbaren Ladungen, äscherte eine Stadt und grosse Fabrikgebäude ein und demontirte einige Geschütze. Der dem Fürsten von Satsuma dadurch zugefügte Schaden war gewiss beträchtlich, stand aber ausser Verhältniss zu dem Verlust seiner friedlichen Unterthanen. Wenn auch, wie Herr Neale später aus den Mittheilungen der Gesandten von Satsuma bewiesen hat, das Bombardement den Japanern wenig Menschenleben kostete, da die Meisten schon nach den ersten Schüssen landeinwärts flohen, so büssten die Bewohner doch ihre ganze Habe ein. Der Werth der japanischen Stadthäuser ist durchaus nicht so gering, wie der eng- lische Geschäftsträger in den zu seiner Rechtfertigung geschriebenen Depeschen angibt, und der Reichthum einer Handelsstadt pflegt nebenbei noch in anderen Dingen, vor Allem in ausgedehnten Waaren- lagern zu bestehen, die sich nicht fortschleppen lassen und wohl sämmtlich ein Raub der Flammen wurden. Der moralische Eindruck auf die Japaner war sicher gering. Ein Geschwader, wie das Land es kaum noch gesehen, hatte bei voller Kraftentwickelung ohne Erreichung kriegerischer Erfolge nur

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Zitationshilfe: [Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 2. Berlin, 1866, S. 301. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasien02_1866/321>, abgerufen am 25.11.2024.