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[Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 2. Berlin, 1866.

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XII. Arkona gestrandet.
kam zum Stehen, bewegte sich aber nicht mit der Strömung um
seinen Anker -- wir sassen fest. Der Yankee hatte verstanden uns
auf eine kleine ringsum von tiefem Fahrwasser umgebene Sandbank
zu führen, die einzige Untiefe der ganzen Gegend, deren Lage durch
weithin sichtbare Landmarken für die Lootsen sehr deutlich bezeichnet
ist. Das Schiffscommando traf keine Schuld.

Da die Arkona beim höchsten Wasserstande der Springfluth
auflief, so war der Fall bedenklich. Sie ging zwanzig Fuss tief,
und konnte sich bei der nächsten Ebbe, wo an dieser Stelle nur
neun Fuss Wasser sein sollten, leicht stark auf die Seite legen
oder gar kentern. Alle nächsten Fluthen mussten niedriger sein:
ein so hoher Wasserstand wie zur Zeit des Auflaufens konnte erst
nach vierzehn Tagen wieder eintreten. Es musste also Alles daran
gesetzt werden, sogleich oder bei der nächsten Fluth loszukommen.
Die Lothungen ergaben, dass rings um das Schiff und auch vor
seinem Buge das Wasser tiefer war, doch misslangen alle Versuche,
sich mit der vollen Kraft der Schraube hinüberzuschieben. Capitän
Sundewall liess deshalb alle Stengen und Raaen an Deck bringen,
alle Boote aussetzen und das Schiff auf den Seiten stützen, sandte
auch den Flaggenofficier an die commandirenden englischen und
französischen Schiffe, um Unterstützung nachzusuchen, die bereit-
willig zugesagt wurde.

Um eilf Uhr Abends trat der niedrigste Wasserstand ein:
der starke Nordost-Wind staute aber glücklicherweise das Fluss-
wasser zurück, so dass es nicht so tief sank als erwartet wurde.
Das Schiff hatte sich zudem mit dem Kiel tief in den Schlamm ge-
rannt und neigte sich, auf den Seiten gestützt, nur um drei bis
vier Grad. Das englische Kanonenboot No. 93. und der französische
Aviso Hongkong stellten sich auf Befehl der beiden Stationscom-
mandanten noch denselben Abend zur Verfügung des Commodore
und legten sich langseit der Arkona. Zur Zeit des Hochwassers,
von halb drei bis vier Uhr Morgens arbeitete deren Maschine wie-
der mit voller Kraft, aber vergebens. Unsere Mannschaft mühte
sich die ganze Nacht rastlos das Schiff zu erleichtern: die Eisen-
munition wurde auf den französischen, das Geschütz auf den eng-
lischen Dampfer gebracht, und um zwei Uhr den folgenden Nach-
mittag war schon ein Gewicht von über 150,000 Pfund ausgeladen.
Die englische Dampffregatte Chesapeake hatte sich kaum eine Schiffs-
länge vor unserem Buge vor zwei Anker in das Fahrwasser gelegt

XII. Arkona gestrandet.
kam zum Stehen, bewegte sich aber nicht mit der Strömung um
seinen Anker — wir sassen fest. Der Yankee hatte verstanden uns
auf eine kleine ringsum von tiefem Fahrwasser umgebene Sandbank
zu führen, die einzige Untiefe der ganzen Gegend, deren Lage durch
weithin sichtbare Landmarken für die Lootsen sehr deutlich bezeichnet
ist. Das Schiffscommando traf keine Schuld.

Da die Arkona beim höchsten Wasserstande der Springfluth
auflief, so war der Fall bedenklich. Sie ging zwanzig Fuss tief,
und konnte sich bei der nächsten Ebbe, wo an dieser Stelle nur
neun Fuss Wasser sein sollten, leicht stark auf die Seite legen
oder gar kentern. Alle nächsten Fluthen mussten niedriger sein:
ein so hoher Wasserstand wie zur Zeit des Auflaufens konnte erst
nach vierzehn Tagen wieder eintreten. Es musste also Alles daran
gesetzt werden, sogleich oder bei der nächsten Fluth loszukommen.
Die Lothungen ergaben, dass rings um das Schiff und auch vor
seinem Buge das Wasser tiefer war, doch misslangen alle Versuche,
sich mit der vollen Kraft der Schraube hinüberzuschieben. Capitän
Sundewall liess deshalb alle Stengen und Raaen an Deck bringen,
alle Boote aussetzen und das Schiff auf den Seiten stützen, sandte
auch den Flaggenofficier an die commandirenden englischen und
französischen Schiffe, um Unterstützung nachzusuchen, die bereit-
willig zugesagt wurde.

Um eilf Uhr Abends trat der niedrigste Wasserstand ein:
der starke Nordost-Wind staute aber glücklicherweise das Fluss-
wasser zurück, so dass es nicht so tief sank als erwartet wurde.
Das Schiff hatte sich zudem mit dem Kiel tief in den Schlamm ge-
rannt und neigte sich, auf den Seiten gestützt, nur um drei bis
vier Grad. Das englische Kanonenboot No. 93. und der französische
Aviso Hoṅgkoṅg stellten sich auf Befehl der beiden Stationscom-
mandanten noch denselben Abend zur Verfügung des Commodore
und legten sich langseit der Arkona. Zur Zeit des Hochwassers,
von halb drei bis vier Uhr Morgens arbeitete deren Maschine wie-
der mit voller Kraft, aber vergebens. Unsere Mannschaft mühte
sich die ganze Nacht rastlos das Schiff zu erleichtern: die Eisen-
munition wurde auf den französischen, das Geschütz auf den eng-
lischen Dampfer gebracht, und um zwei Uhr den folgenden Nach-
mittag war schon ein Gewicht von über 150,000 Pfund ausgeladen.
Die englische Dampffregatte Chesapeake hatte sich kaum eine Schiffs-
länge vor unserem Buge vor zwei Anker in das Fahrwasser gelegt

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[217/0237] XII. Arkona gestrandet. kam zum Stehen, bewegte sich aber nicht mit der Strömung um seinen Anker — wir sassen fest. Der Yankee hatte verstanden uns auf eine kleine ringsum von tiefem Fahrwasser umgebene Sandbank zu führen, die einzige Untiefe der ganzen Gegend, deren Lage durch weithin sichtbare Landmarken für die Lootsen sehr deutlich bezeichnet ist. Das Schiffscommando traf keine Schuld. Da die Arkona beim höchsten Wasserstande der Springfluth auflief, so war der Fall bedenklich. Sie ging zwanzig Fuss tief, und konnte sich bei der nächsten Ebbe, wo an dieser Stelle nur neun Fuss Wasser sein sollten, leicht stark auf die Seite legen oder gar kentern. Alle nächsten Fluthen mussten niedriger sein: ein so hoher Wasserstand wie zur Zeit des Auflaufens konnte erst nach vierzehn Tagen wieder eintreten. Es musste also Alles daran gesetzt werden, sogleich oder bei der nächsten Fluth loszukommen. Die Lothungen ergaben, dass rings um das Schiff und auch vor seinem Buge das Wasser tiefer war, doch misslangen alle Versuche, sich mit der vollen Kraft der Schraube hinüberzuschieben. Capitän Sundewall liess deshalb alle Stengen und Raaen an Deck bringen, alle Boote aussetzen und das Schiff auf den Seiten stützen, sandte auch den Flaggenofficier an die commandirenden englischen und französischen Schiffe, um Unterstützung nachzusuchen, die bereit- willig zugesagt wurde. Um eilf Uhr Abends trat der niedrigste Wasserstand ein: der starke Nordost-Wind staute aber glücklicherweise das Fluss- wasser zurück, so dass es nicht so tief sank als erwartet wurde. Das Schiff hatte sich zudem mit dem Kiel tief in den Schlamm ge- rannt und neigte sich, auf den Seiten gestützt, nur um drei bis vier Grad. Das englische Kanonenboot No. 93. und der französische Aviso Hoṅgkoṅg stellten sich auf Befehl der beiden Stationscom- mandanten noch denselben Abend zur Verfügung des Commodore und legten sich langseit der Arkona. Zur Zeit des Hochwassers, von halb drei bis vier Uhr Morgens arbeitete deren Maschine wie- der mit voller Kraft, aber vergebens. Unsere Mannschaft mühte sich die ganze Nacht rastlos das Schiff zu erleichtern: die Eisen- munition wurde auf den französischen, das Geschütz auf den eng- lischen Dampfer gebracht, und um zwei Uhr den folgenden Nach- mittag war schon ein Gewicht von über 150,000 Pfund ausgeladen. Die englische Dampffregatte Chesapeake hatte sich kaum eine Schiffs- länge vor unserem Buge vor zwei Anker in das Fahrwasser gelegt

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Zitationshilfe: [Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 2. Berlin, 1866, S. 217. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasien02_1866/237>, abgerufen am 09.11.2024.