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[Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 2. Berlin, 1866.

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Heuskens Begräbniss. X.
Wohnung geschafft wurde. Bei Entleerung des Kastens fand sich
alles Uebrige in Richtigkeit, das Manuscript aber, welches den Ja-
panern der beigefügten Wappen wegen aufgefallen sein mag, war
verschwunden und ist trotz allen Reclamationen nicht wieder zum
Vorschein gekommen.

Am 18. fand das Begräbniss statt. Die Herren Dr. Lucius
und Heine waren seit dem 16. bei Herrn Harris wohnen geblieben
um ihm bei den Vorbereitungen beizustehen; Herr von Richthofen
und der Verfasser begaben sich am 18. Morgens zu Fuss nach dem
Trauerhause. Die Strassen waren ungewöhnlich belebt; wir begeg-
neten vielem Gesindel und ganzen Trupps von zweischwertigen
Samrai, die uns mit grinsenden Blicken musterten. Vor der Legation
wimmelte es von Menschen, die nur zögernd und widerwillig aus
dem Wege gingen; man hörte Spottlaute und rohes Gelächter. Wir
hatten ein ähnliches Publicum auf den Strassen von Yeddo nie
gesehen, es war als ob der ganze Auswurf der fremdenfeind-
lichen Trabanten, darunter vielleicht Verschworene und die Mörder
selbst, sich zusammengerottet hätten, um die Leidtragenden zu
höhnen.

Wir waren gegen zwölf bei Herrn Harris versammelt, als
die fünf Bunyo's des Auswärtigen, welche dem Begräbniss als Ver-
treter der Regierung beiwohnen sollten, mit sehr bedenklichen Ge-
sichtern erschienen. Sie eröffneten dem Minister-Residenten, dass
sichere Kunde von einem beabsichtigten Angriff der Verschworenen
auf den Leichenzug eingelaufen sei, dass sie ihn deshalb ersuchten,
den Sarg in aller Stille und ohne jede Begleitung beisetzen zu lassen;
die Regierung habe zwar Maassregeln zum Schutze des Zuges ge-
troffen, könne aber für nichts einstehen und bitte die Gesandten
und deren Begleiter dringend, in ihren Wohnungen zu bleiben. Herr
Harris erwiderte ohne Besinnen mit nachdrücklichem Ernst, dass er
und seine Collegen sich durch nichts von der Liebespflicht abhalten
lassen würden, die Leiche des ermordeten Freundes zu geleiten;
man werde suchen sich selbst zu schützen, wenn die japanische
Regierung dazu nicht die Macht und den guten Willen habe. Er
beauftragte zugleich Herrn Heine den Grafen Eulenburg von der
Lage der Dinge zu unterrichten, und Jener bat den Verfasser statt
seiner nach Akabane zu reiten. Das Gesindel stand jetzt in dichten
Haufen auf den Strassen, schien oft dem Boten den Weg verlegen
zu wollen und verfolgte ihn mit gellendem Hohngeschrei.

Heuskens Begräbniss. X.
Wohnung geschafft wurde. Bei Entleerung des Kastens fand sich
alles Uebrige in Richtigkeit, das Manuscript aber, welches den Ja-
panern der beigefügten Wappen wegen aufgefallen sein mag, war
verschwunden und ist trotz allen Reclamationen nicht wieder zum
Vorschein gekommen.

Am 18. fand das Begräbniss statt. Die Herren Dr. Lucius
und Heine waren seit dem 16. bei Herrn Harris wohnen geblieben
um ihm bei den Vorbereitungen beizustehen; Herr von Richthofen
und der Verfasser begaben sich am 18. Morgens zu Fuss nach dem
Trauerhause. Die Strassen waren ungewöhnlich belebt; wir begeg-
neten vielem Gesindel und ganzen Trupps von zweischwertigen
Samraï, die uns mit grinsenden Blicken musterten. Vor der Legation
wimmelte es von Menschen, die nur zögernd und widerwillig aus
dem Wege gingen; man hörte Spottlaute und rohes Gelächter. Wir
hatten ein ähnliches Publicum auf den Strassen von Yeddo nie
gesehen, es war als ob der ganze Auswurf der fremdenfeind-
lichen Trabanten, darunter vielleicht Verschworene und die Mörder
selbst, sich zusammengerottet hätten, um die Leidtragenden zu
höhnen.

Wir waren gegen zwölf bei Herrn Harris versammelt, als
die fünf Bunyo’s des Auswärtigen, welche dem Begräbniss als Ver-
treter der Regierung beiwohnen sollten, mit sehr bedenklichen Ge-
sichtern erschienen. Sie eröffneten dem Minister-Residenten, dass
sichere Kunde von einem beabsichtigten Angriff der Verschworenen
auf den Leichenzug eingelaufen sei, dass sie ihn deshalb ersuchten,
den Sarg in aller Stille und ohne jede Begleitung beisetzen zu lassen;
die Regierung habe zwar Maassregeln zum Schutze des Zuges ge-
troffen, könne aber für nichts einstehen und bitte die Gesandten
und deren Begleiter dringend, in ihren Wohnungen zu bleiben. Herr
Harris erwiderte ohne Besinnen mit nachdrücklichem Ernst, dass er
und seine Collegen sich durch nichts von der Liebespflicht abhalten
lassen würden, die Leiche des ermordeten Freundes zu geleiten;
man werde suchen sich selbst zu schützen, wenn die japanische
Regierung dazu nicht die Macht und den guten Willen habe. Er
beauftragte zugleich Herrn Heine den Grafen Eulenburg von der
Lage der Dinge zu unterrichten, und Jener bat den Verfasser statt
seiner nach Akabane zu reiten. Das Gesindel stand jetzt in dichten
Haufen auf den Strassen, schien oft dem Boten den Weg verlegen
zu wollen und verfolgte ihn mit gellendem Hohngeschrei.

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[154/0174] Heuskens Begräbniss. X. Wohnung geschafft wurde. Bei Entleerung des Kastens fand sich alles Uebrige in Richtigkeit, das Manuscript aber, welches den Ja- panern der beigefügten Wappen wegen aufgefallen sein mag, war verschwunden und ist trotz allen Reclamationen nicht wieder zum Vorschein gekommen. Am 18. fand das Begräbniss statt. Die Herren Dr. Lucius und Heine waren seit dem 16. bei Herrn Harris wohnen geblieben um ihm bei den Vorbereitungen beizustehen; Herr von Richthofen und der Verfasser begaben sich am 18. Morgens zu Fuss nach dem Trauerhause. Die Strassen waren ungewöhnlich belebt; wir begeg- neten vielem Gesindel und ganzen Trupps von zweischwertigen Samraï, die uns mit grinsenden Blicken musterten. Vor der Legation wimmelte es von Menschen, die nur zögernd und widerwillig aus dem Wege gingen; man hörte Spottlaute und rohes Gelächter. Wir hatten ein ähnliches Publicum auf den Strassen von Yeddo nie gesehen, es war als ob der ganze Auswurf der fremdenfeind- lichen Trabanten, darunter vielleicht Verschworene und die Mörder selbst, sich zusammengerottet hätten, um die Leidtragenden zu höhnen. Wir waren gegen zwölf bei Herrn Harris versammelt, als die fünf Bunyo’s des Auswärtigen, welche dem Begräbniss als Ver- treter der Regierung beiwohnen sollten, mit sehr bedenklichen Ge- sichtern erschienen. Sie eröffneten dem Minister-Residenten, dass sichere Kunde von einem beabsichtigten Angriff der Verschworenen auf den Leichenzug eingelaufen sei, dass sie ihn deshalb ersuchten, den Sarg in aller Stille und ohne jede Begleitung beisetzen zu lassen; die Regierung habe zwar Maassregeln zum Schutze des Zuges ge- troffen, könne aber für nichts einstehen und bitte die Gesandten und deren Begleiter dringend, in ihren Wohnungen zu bleiben. Herr Harris erwiderte ohne Besinnen mit nachdrücklichem Ernst, dass er und seine Collegen sich durch nichts von der Liebespflicht abhalten lassen würden, die Leiche des ermordeten Freundes zu geleiten; man werde suchen sich selbst zu schützen, wenn die japanische Regierung dazu nicht die Macht und den guten Willen habe. Er beauftragte zugleich Herrn Heine den Grafen Eulenburg von der Lage der Dinge zu unterrichten, und Jener bat den Verfasser statt seiner nach Akabane zu reiten. Das Gesindel stand jetzt in dichten Haufen auf den Strassen, schien oft dem Boten den Weg verlegen zu wollen und verfolgte ihn mit gellendem Hohngeschrei.

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Zitationshilfe: [Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 2. Berlin, 1866, S. 154. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasien02_1866/174>, abgerufen am 24.11.2024.