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[Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 2. Berlin, 1866.

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Fürsorge der Japaner. Excesse. VII.
meisterte die Flammen trotz einiger Ungeschicklichkeit, nachdem
sie die Decke des Zimmers und das darüber liegende Dach zerstört
hatten. Der englische Gesandte erhielt bei dieser Gelegenheit von
allen Seiten Beweise der freundschaftlichsten Fürsorge und Dienst-
fertigkeit: ein Bunyo des auswärtigen Ministeriums, der früher mit
ihm verkehrt hatte, warf sich, obwohl eine Stunde entfernt, sofort
auf ein Pferd und jagte zu Hülfe; auch die anwesenden Yakunine
thaten ihre Schuldigkeit und ergriffen die wirksamsten Sicherheits-
maassregeln. Alle Thore wurden gleich bei Entdeckung des Brandes
gegen den Andrang der Volksmenge geschlossen, an den Zugängen
des Esszimmers, wo der Tisch grade gedeckt und reich mit Silber-
zeug belegt war, Wachen mit blankem Säbel aufgestellt, und somit
jeder Ungehörigkeit vorgebeugt; auch kam nicht der kleinste Diebsthal
vor. Herr Alcock, der sonst nicht grade parteiisch für die Japaner
ist, gestand doch bei dieser Gelegenheit, dass ihn der uneigen-
nützige Eifer, die freudige Aufopferung und warme Theilnahme der
Anwesenden reichlich für die ausgestandene Angst, Verluste und
Ungemach entschädigt und mit neuem Vertrauen in seine japanische
Umgebung erfüllt hätten. -- Hier aber möge die kleine Episode als
Beweis für den loyalen Charakter der Japaner stehen; denn man
wird nicht leugnen, dass das Innere des Menschen sich am reinsten
da offenbart, wo er unbewacht und unbedacht nach den Impulsen
des Augenblicks handelt.

Die fremden Diplomaten kamen grade um diese Zeit wieder
durch die Ausschreitungen ihrer Landsleute in die unangenehmste
Lage. Die Matrosen des Niagara, welcher einige Tage vor Yokuhama
lag, gingen dort in zahlreichen Abtheilungen auf Urlaub an Land
und verübten mehrfach die gröbsten Excesse. Sie drangen in die
Häuser und misshandelten deren Bewohner, Fremde wie Japaner; der
französische Geschäftsträger wurde auf der Strasse insultirt und ein
japanischer Beamter musste sich mit der blanken Waffe seiner Haut
wehren. Alle Genugthuung, die den Gekränkten werden konnte,
bestand in dem Versprechen des Capitäns, die Schuldigen vor ein
Kriegsgericht zu stellen und nach Gebühr zu bestrafen. -- Einige
Tage später gerieth ein Hamburger Handlungs-Commis, dessen
emancipirtes Auftreten den Japanern schon lange verhasst war,
in ernsten Conflict mit der Polizei. Er ging trotz dem allgemein
bekannten Verbote in der Nähe der nach Yeddo führenden Land-
strasse mit einigen Engländern auf die Jagd, und wurde nachdem,

Fürsorge der Japaner. Excesse. VII.
meisterte die Flammen trotz einiger Ungeschicklichkeit, nachdem
sie die Decke des Zimmers und das darüber liegende Dach zerstört
hatten. Der englische Gesandte erhielt bei dieser Gelegenheit von
allen Seiten Beweise der freundschaftlichsten Fürsorge und Dienst-
fertigkeit: ein Bunyo des auswärtigen Ministeriums, der früher mit
ihm verkehrt hatte, warf sich, obwohl eine Stunde entfernt, sofort
auf ein Pferd und jagte zu Hülfe; auch die anwesenden Yakunine
thaten ihre Schuldigkeit und ergriffen die wirksamsten Sicherheits-
maassregeln. Alle Thore wurden gleich bei Entdeckung des Brandes
gegen den Andrang der Volksmenge geschlossen, an den Zugängen
des Esszimmers, wo der Tisch grade gedeckt und reich mit Silber-
zeug belegt war, Wachen mit blankem Säbel aufgestellt, und somit
jeder Ungehörigkeit vorgebeugt; auch kam nicht der kleinste Diebsthal
vor. Herr Alcock, der sonst nicht grade parteiisch für die Japaner
ist, gestand doch bei dieser Gelegenheit, dass ihn der uneigen-
nützige Eifer, die freudige Aufopferung und warme Theilnahme der
Anwesenden reichlich für die ausgestandene Angst, Verluste und
Ungemach entschädigt und mit neuem Vertrauen in seine japanische
Umgebung erfüllt hätten. — Hier aber möge die kleine Episode als
Beweis für den loyalen Charakter der Japaner stehen; denn man
wird nicht leugnen, dass das Innere des Menschen sich am reinsten
da offenbart, wo er unbewacht und unbedacht nach den Impulsen
des Augenblicks handelt.

Die fremden Diplomaten kamen grade um diese Zeit wieder
durch die Ausschreitungen ihrer Landsleute in die unangenehmste
Lage. Die Matrosen des Niagara, welcher einige Tage vor Yokuhama
lag, gingen dort in zahlreichen Abtheilungen auf Urlaub an Land
und verübten mehrfach die gröbsten Excesse. Sie drangen in die
Häuser und misshandelten deren Bewohner, Fremde wie Japaner; der
französische Geschäftsträger wurde auf der Strasse insultirt und ein
japanischer Beamter musste sich mit der blanken Waffe seiner Haut
wehren. Alle Genugthuung, die den Gekränkten werden konnte,
bestand in dem Versprechen des Capitäns, die Schuldigen vor ein
Kriegsgericht zu stellen und nach Gebühr zu bestrafen. — Einige
Tage später gerieth ein Hamburger Handlungs-Commis, dessen
emancipirtes Auftreten den Japanern schon lange verhasst war,
in ernsten Conflict mit der Polizei. Er ging trotz dem allgemein
bekannten Verbote in der Nähe der nach Yeddo führenden Land-
strasse mit einigen Engländern auf die Jagd, und wurde nachdem,

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[94/0114] Fürsorge der Japaner. Excesse. VII. meisterte die Flammen trotz einiger Ungeschicklichkeit, nachdem sie die Decke des Zimmers und das darüber liegende Dach zerstört hatten. Der englische Gesandte erhielt bei dieser Gelegenheit von allen Seiten Beweise der freundschaftlichsten Fürsorge und Dienst- fertigkeit: ein Bunyo des auswärtigen Ministeriums, der früher mit ihm verkehrt hatte, warf sich, obwohl eine Stunde entfernt, sofort auf ein Pferd und jagte zu Hülfe; auch die anwesenden Yakunine thaten ihre Schuldigkeit und ergriffen die wirksamsten Sicherheits- maassregeln. Alle Thore wurden gleich bei Entdeckung des Brandes gegen den Andrang der Volksmenge geschlossen, an den Zugängen des Esszimmers, wo der Tisch grade gedeckt und reich mit Silber- zeug belegt war, Wachen mit blankem Säbel aufgestellt, und somit jeder Ungehörigkeit vorgebeugt; auch kam nicht der kleinste Diebsthal vor. Herr Alcock, der sonst nicht grade parteiisch für die Japaner ist, gestand doch bei dieser Gelegenheit, dass ihn der uneigen- nützige Eifer, die freudige Aufopferung und warme Theilnahme der Anwesenden reichlich für die ausgestandene Angst, Verluste und Ungemach entschädigt und mit neuem Vertrauen in seine japanische Umgebung erfüllt hätten. — Hier aber möge die kleine Episode als Beweis für den loyalen Charakter der Japaner stehen; denn man wird nicht leugnen, dass das Innere des Menschen sich am reinsten da offenbart, wo er unbewacht und unbedacht nach den Impulsen des Augenblicks handelt. Die fremden Diplomaten kamen grade um diese Zeit wieder durch die Ausschreitungen ihrer Landsleute in die unangenehmste Lage. Die Matrosen des Niagara, welcher einige Tage vor Yokuhama lag, gingen dort in zahlreichen Abtheilungen auf Urlaub an Land und verübten mehrfach die gröbsten Excesse. Sie drangen in die Häuser und misshandelten deren Bewohner, Fremde wie Japaner; der französische Geschäftsträger wurde auf der Strasse insultirt und ein japanischer Beamter musste sich mit der blanken Waffe seiner Haut wehren. Alle Genugthuung, die den Gekränkten werden konnte, bestand in dem Versprechen des Capitäns, die Schuldigen vor ein Kriegsgericht zu stellen und nach Gebühr zu bestrafen. — Einige Tage später gerieth ein Hamburger Handlungs-Commis, dessen emancipirtes Auftreten den Japanern schon lange verhasst war, in ernsten Conflict mit der Polizei. Er ging trotz dem allgemein bekannten Verbote in der Nähe der nach Yeddo führenden Land- strasse mit einigen Engländern auf die Jagd, und wurde nachdem,

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Zitationshilfe: [Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 2. Berlin, 1866, S. 94. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasien02_1866/114>, abgerufen am 24.11.2024.