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[Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 1. Berlin, 1864.

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Einfluss der Jesuiten. Furcht vor der Macht Spaniens.
als etwas Bewundernswerthes, Sittliches erschienen; es war das Band,
das den Staat zusammenhielt, konnte aber mit dem Christenthum
nicht bestehen, denn es war die Ehrfurcht der Scheu und des
Schreckens, nicht Vertrauen und Liebe. Die Machthaber mussten
bald inne werden, dass in den christlichen Districten der Einfluss
der Jesuiten den ihren weit überwog und dass die Europäer bei
weiterem Umsichgreifen der Bekehrung sich leicht würden zu Herren
des Landes machen können. Besonders bedenklich erschien der
Uebertritt so vieler Familien aus den herrschenden Classen, denen
man natürlich ehrgeizige Absichten unterlegte; denn das niedere
Volk wurde als kraftlos und zu Thaten unfähig verachtet, nur unter
Führung seiner Edelen konnte es gefährlich werden.

Hierzu kam ein anderer Umstand. Wenn die früher in Japan
verbreiteten Begriffe von der Grösse und Macht Portugals bei län-
gerem Verkehr der beiden Völker in und ausser Japan -- denn auch
die Japaner dehnten ihre Schiffahrt in der zweiten Hälfte des sechs-
zehnten Jahrhunderts weiter aus und besuchten das südliche China,
Formosa, Manila und Siam -- besserem Einsehn gewichen waren,
und man sich gewöhnt hatte die Portugiesen als ein Handelsvolk
zu betrachten, so musste dagegen Taiko-sama bei der Lebhaftigkeit
der Beziehungen auch erfahren haben, dass dieses Land seit dem
Tode König Heinrichs (1581) mit Spanien vereinigt, dass die krie-
gerischen Spanier sich einen grossen Theil der bekannten Welt
unterworfen, in Amerika und den Philippinen festen Fuss gefasst
hatten, dass der Papst als Statthalter Christi den Königen von
Spanien und Portugal alle neu zu entdeckenden Länder der Welt
als rechtmässiges Eigenthum zugesprochen hatte. Der Gedanke,
dass auch an Japan die Reihe der Unterwerfung kommen möchte,
sobald die christliche Parthei dort stark genug wäre, lag sehr nahe.
Taiko-sama scheint aber zunächst einen Umsturz seiner Herrschaft
durch die christlichen Grossen gefürchtet zu haben, das zeigt sein
beständiges Eifern gegen den Uebertritt von Leuten aus den herr-
schenden Ständen. Zu der Befürchtung einer spanischen Invasion
gab ihm später das unkluge Benehmen des Befehlshabers einer
grossen Galeone, welche im Jahre 1596 an der japanischen Küste
strandete, besondere Veranlassung. Als Taiko-sama dieses Schiff
und seine kostbare Ladung mit Beschlag belegen liess, zeigte der
erbitterte Capitän den kaiserlichen Bevollmächtigten auf einem Welt-
globus die Ausdehnung der spanischen Herrschaft, und liess in seiner

Einfluss der Jesuiten. Furcht vor der Macht Spaniens.
als etwas Bewundernswerthes, Sittliches erschienen; es war das Band,
das den Staat zusammenhielt, konnte aber mit dem Christenthum
nicht bestehen, denn es war die Ehrfurcht der Scheu und des
Schreckens, nicht Vertrauen und Liebe. Die Machthaber mussten
bald inne werden, dass in den christlichen Districten der Einfluss
der Jesuiten den ihren weit überwog und dass die Europäer bei
weiterem Umsichgreifen der Bekehrung sich leicht würden zu Herren
des Landes machen können. Besonders bedenklich erschien der
Uebertritt so vieler Familien aus den herrschenden Classen, denen
man natürlich ehrgeizige Absichten unterlegte; denn das niedere
Volk wurde als kraftlos und zu Thaten unfähig verachtet, nur unter
Führung seiner Edelen konnte es gefährlich werden.

Hierzu kam ein anderer Umstand. Wenn die früher in Japan
verbreiteten Begriffe von der Grösse und Macht Portugals bei län-
gerem Verkehr der beiden Völker in und ausser Japan — denn auch
die Japaner dehnten ihre Schiffahrt in der zweiten Hälfte des sechs-
zehnten Jahrhunderts weiter aus und besuchten das südliche China,
Formosa, Manila und Siam — besserem Einsehn gewichen waren,
und man sich gewöhnt hatte die Portugiesen als ein Handelsvolk
zu betrachten, so musste dagegen Taïko-sama bei der Lebhaftigkeit
der Beziehungen auch erfahren haben, dass dieses Land seit dem
Tode König Heinrichs (1581) mit Spanien vereinigt, dass die krie-
gerischen Spanier sich einen grossen Theil der bekannten Welt
unterworfen, in Amerika und den Philippinen festen Fuss gefasst
hatten, dass der Papst als Statthalter Christi den Königen von
Spanien und Portugal alle neu zu entdeckenden Länder der Welt
als rechtmässiges Eigenthum zugesprochen hatte. Der Gedanke,
dass auch an Japan die Reihe der Unterwerfung kommen möchte,
sobald die christliche Parthei dort stark genug wäre, lag sehr nahe.
Taïko-sama scheint aber zunächst einen Umsturz seiner Herrschaft
durch die christlichen Grossen gefürchtet zu haben, das zeigt sein
beständiges Eifern gegen den Uebertritt von Leuten aus den herr-
schenden Ständen. Zu der Befürchtung einer spanischen Invasion
gab ihm später das unkluge Benehmen des Befehlshabers einer
grossen Galeone, welche im Jahre 1596 an der japanischen Küste
strandete, besondere Veranlassung. Als Taïko-sama dieses Schiff
und seine kostbare Ladung mit Beschlag belegen liess, zeigte der
erbitterte Capitän den kaiserlichen Bevollmächtigten auf einem Welt-
globus die Ausdehnung der spanischen Herrschaft, und liess in seiner

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[64/0094] Einfluss der Jesuiten. Furcht vor der Macht Spaniens. als etwas Bewundernswerthes, Sittliches erschienen; es war das Band, das den Staat zusammenhielt, konnte aber mit dem Christenthum nicht bestehen, denn es war die Ehrfurcht der Scheu und des Schreckens, nicht Vertrauen und Liebe. Die Machthaber mussten bald inne werden, dass in den christlichen Districten der Einfluss der Jesuiten den ihren weit überwog und dass die Europäer bei weiterem Umsichgreifen der Bekehrung sich leicht würden zu Herren des Landes machen können. Besonders bedenklich erschien der Uebertritt so vieler Familien aus den herrschenden Classen, denen man natürlich ehrgeizige Absichten unterlegte; denn das niedere Volk wurde als kraftlos und zu Thaten unfähig verachtet, nur unter Führung seiner Edelen konnte es gefährlich werden. Hierzu kam ein anderer Umstand. Wenn die früher in Japan verbreiteten Begriffe von der Grösse und Macht Portugals bei län- gerem Verkehr der beiden Völker in und ausser Japan — denn auch die Japaner dehnten ihre Schiffahrt in der zweiten Hälfte des sechs- zehnten Jahrhunderts weiter aus und besuchten das südliche China, Formosa, Manila und Siam — besserem Einsehn gewichen waren, und man sich gewöhnt hatte die Portugiesen als ein Handelsvolk zu betrachten, so musste dagegen Taïko-sama bei der Lebhaftigkeit der Beziehungen auch erfahren haben, dass dieses Land seit dem Tode König Heinrichs (1581) mit Spanien vereinigt, dass die krie- gerischen Spanier sich einen grossen Theil der bekannten Welt unterworfen, in Amerika und den Philippinen festen Fuss gefasst hatten, dass der Papst als Statthalter Christi den Königen von Spanien und Portugal alle neu zu entdeckenden Länder der Welt als rechtmässiges Eigenthum zugesprochen hatte. Der Gedanke, dass auch an Japan die Reihe der Unterwerfung kommen möchte, sobald die christliche Parthei dort stark genug wäre, lag sehr nahe. Taïko-sama scheint aber zunächst einen Umsturz seiner Herrschaft durch die christlichen Grossen gefürchtet zu haben, das zeigt sein beständiges Eifern gegen den Uebertritt von Leuten aus den herr- schenden Ständen. Zu der Befürchtung einer spanischen Invasion gab ihm später das unkluge Benehmen des Befehlshabers einer grossen Galeone, welche im Jahre 1596 an der japanischen Küste strandete, besondere Veranlassung. Als Taïko-sama dieses Schiff und seine kostbare Ladung mit Beschlag belegen liess, zeigte der erbitterte Capitän den kaiserlichen Bevollmächtigten auf einem Welt- globus die Ausdehnung der spanischen Herrschaft, und liess in seiner

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Zitationshilfe: [Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 1. Berlin, 1864, S. 64. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasien01_1864/94>, abgerufen am 23.11.2024.