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[Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 1. Berlin, 1864.

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Sturz des Nobu-nanga. Taiko-sama.

Im Jahre 1582 stand Nobu-nanga auf der Höhe seiner Macht;1582.
der grösste Theil der japanischen Fürsten hatte ihm gehuldigt, einige
Widerspänstige wurden von seinen Feldherren bekriegt. Er befand
sich mit wenig Truppen in Miako, als sein Kriegsoberst Fide-yosi,
der einen abtrünnigen Daimio in der Nachbarschaft belagerte, von
ihm Succurs verlangt. Nobu-nanga befiehlt seinem Vertrauten Aketsi-
Mitsa-fide
, mit den Truppen zum Heere des Fide-yosi zu stossen,
aber Jener wendet sich statt dessen gegen seinen Herrn und lässt
ihn in seiner Tempelwohnung umzingeln. Von allen Truppen ent-
blösst sieht der Usurpator keine Rettung, steckt den Tempel in
Brand und entleibt sich mit seinem ältesten Sohne Nobu-tada.
Aketsi
zieht nach Asutsia, der Residenz des Nobu-nanga, und ver-
theilt dessen unermessliche Schätze unter seine Leute, wird aber
wenige Tage darauf von den Truppen des Fide-yosi und seiner
Mitfeldherren geschlagen und kommt elend ums Leben. Seine
Herrschaft dauerte nur zwölf Tage. Die Sieger proclamiren den
unmündigen Enkel des Nobu-nanga, den Sohn des Nobu-tada, als
ihren Herrn, aber die Macht bleibt in den Händen des Fide-yosi,
welchem das Heer ergeben ist. Er tritt bald als unumschränkter
Herrscher auf und erstickt jede Bewegung zu Gunsten des procla-
mirten Thronerben, der schnell in Vergessenheit geräth.

Fide-yosi, der als Herrscher den Titel Taiko-sama68) annahm,
ist einer der merkwürdigsten Männer der japanischen Geschichte.
Ursprünglich ganz geringen Herkommens 69), stieg er wegen seines
Scharfsinnes und Unternehmungsgeistes rasch in der Gunst des
Nobu-nanga, der ihn zum Fürsten von Tsikudsen und zum höchsten
militärischen Range erhob und mit allen wichtigen Unternehmungen
betraute. Nach dessen Ermordung fiel ihm, als dem Tüchtigsten,
die Herrschaft wie von selbst zu. Er bezwang, die Uneinigkeit der
Daimio's geschickt benutzend, in kurzer Zeit das ganze Reich, ver-
theilte die Ländereien der widerspänstigen Grossen unter seine
Getreuen, liess allzu beliebte und angesehene Landesherren ihre

68) In den Schriften der Missionare wird er häufig Faxiba genannt. Die Be-
zeichnung Kubo, Kubo-sama wird von ihm, von Nobu-nanga, von Fide-nobu und
Anderen gebraucht und scheint ein allgemeiner Ausdruck für Herrscher zu sein.
69) Ursprünglich Holzhauer, soll er als Pantoffelträger in den Dienst eines
Beamten des Nobu-nanga getreten sein. Er war klein von Gestalt und hatte runde
Augen -- etwas sehr Ungewöhnliches in Japan, -- deshalb nannte ihn das Volk
Saru-tsuga, Affengesicht. -- S. Klaproth zu den Kaiserannalen.
Sturz des Nobu-naṅga. Taïko-sama.

Im Jahre 1582 stand Nobu-naṅga auf der Höhe seiner Macht;1582.
der grösste Theil der japanischen Fürsten hatte ihm gehuldigt, einige
Widerspänstige wurden von seinen Feldherren bekriegt. Er befand
sich mit wenig Truppen in Miako, als sein Kriegsoberst Fide-yosi,
der einen abtrünnigen Daïmio in der Nachbarschaft belagerte, von
ihm Succurs verlangt. Nobu-naṅga befiehlt seinem Vertrauten Aketsi-
Mitsa-fide
, mit den Truppen zum Heere des Fide-yosi zu stossen,
aber Jener wendet sich statt dessen gegen seinen Herrn und lässt
ihn in seiner Tempelwohnung umzingeln. Von allen Truppen ent-
blösst sieht der Usurpator keine Rettung, steckt den Tempel in
Brand und entleibt sich mit seinem ältesten Sohne Nobu-tada.
Aketsi
zieht nach Asutsia, der Residenz des Nobu-naṅga, und ver-
theilt dessen unermessliche Schätze unter seine Leute, wird aber
wenige Tage darauf von den Truppen des Fide-yosi und seiner
Mitfeldherren geschlagen und kommt elend ums Leben. Seine
Herrschaft dauerte nur zwölf Tage. Die Sieger proclamiren den
unmündigen Enkel des Nobu-naṅga, den Sohn des Nobu-tada, als
ihren Herrn, aber die Macht bleibt in den Händen des Fide-yosi,
welchem das Heer ergeben ist. Er tritt bald als unumschränkter
Herrscher auf und erstickt jede Bewegung zu Gunsten des procla-
mirten Thronerben, der schnell in Vergessenheit geräth.

Fide-yosi, der als Herrscher den Titel Taïko-sama68) annahm,
ist einer der merkwürdigsten Männer der japanischen Geschichte.
Ursprünglich ganz geringen Herkommens 69), stieg er wegen seines
Scharfsinnes und Unternehmungsgeistes rasch in der Gunst des
Nobu-naṅga, der ihn zum Fürsten von Tsikudsen und zum höchsten
militärischen Range erhob und mit allen wichtigen Unternehmungen
betraute. Nach dessen Ermordung fiel ihm, als dem Tüchtigsten,
die Herrschaft wie von selbst zu. Er bezwang, die Uneinigkeit der
Daïmio’s geschickt benutzend, in kurzer Zeit das ganze Reich, ver-
theilte die Ländereien der widerspänstigen Grossen unter seine
Getreuen, liess allzu beliebte und angesehene Landesherren ihre

68) In den Schriften der Missionare wird er häufig Faxiba genannt. Die Be-
zeichnung Kubo, Kubo-sama wird von ihm, von Nobu-naṅga, von Fide-nobu und
Anderen gebraucht und scheint ein allgemeiner Ausdruck für Herrscher zu sein.
69) Ursprünglich Holzhauer, soll er als Pantoffelträger in den Dienst eines
Beamten des Nobu-naṅga getreten sein. Er war klein von Gestalt und hatte runde
Augen — etwas sehr Ungewöhnliches in Japan, — deshalb nannte ihn das Volk
Saru-tsuga, Affengesicht. — S. Klaproth zu den Kaiserannalen.
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[59/0089] Sturz des Nobu-naṅga. Taïko-sama. Im Jahre 1582 stand Nobu-naṅga auf der Höhe seiner Macht; der grösste Theil der japanischen Fürsten hatte ihm gehuldigt, einige Widerspänstige wurden von seinen Feldherren bekriegt. Er befand sich mit wenig Truppen in Miako, als sein Kriegsoberst Fide-yosi, der einen abtrünnigen Daïmio in der Nachbarschaft belagerte, von ihm Succurs verlangt. Nobu-naṅga befiehlt seinem Vertrauten Aketsi- Mitsa-fide, mit den Truppen zum Heere des Fide-yosi zu stossen, aber Jener wendet sich statt dessen gegen seinen Herrn und lässt ihn in seiner Tempelwohnung umzingeln. Von allen Truppen ent- blösst sieht der Usurpator keine Rettung, steckt den Tempel in Brand und entleibt sich mit seinem ältesten Sohne Nobu-tada. Aketsi zieht nach Asutsia, der Residenz des Nobu-naṅga, und ver- theilt dessen unermessliche Schätze unter seine Leute, wird aber wenige Tage darauf von den Truppen des Fide-yosi und seiner Mitfeldherren geschlagen und kommt elend ums Leben. Seine Herrschaft dauerte nur zwölf Tage. Die Sieger proclamiren den unmündigen Enkel des Nobu-naṅga, den Sohn des Nobu-tada, als ihren Herrn, aber die Macht bleibt in den Händen des Fide-yosi, welchem das Heer ergeben ist. Er tritt bald als unumschränkter Herrscher auf und erstickt jede Bewegung zu Gunsten des procla- mirten Thronerben, der schnell in Vergessenheit geräth. 1582. Fide-yosi, der als Herrscher den Titel Taïko-sama 68) annahm, ist einer der merkwürdigsten Männer der japanischen Geschichte. Ursprünglich ganz geringen Herkommens 69), stieg er wegen seines Scharfsinnes und Unternehmungsgeistes rasch in der Gunst des Nobu-naṅga, der ihn zum Fürsten von Tsikudsen und zum höchsten militärischen Range erhob und mit allen wichtigen Unternehmungen betraute. Nach dessen Ermordung fiel ihm, als dem Tüchtigsten, die Herrschaft wie von selbst zu. Er bezwang, die Uneinigkeit der Daïmio’s geschickt benutzend, in kurzer Zeit das ganze Reich, ver- theilte die Ländereien der widerspänstigen Grossen unter seine Getreuen, liess allzu beliebte und angesehene Landesherren ihre 68) In den Schriften der Missionare wird er häufig Faxiba genannt. Die Be- zeichnung Kubo, Kubo-sama wird von ihm, von Nobu-naṅga, von Fide-nobu und Anderen gebraucht und scheint ein allgemeiner Ausdruck für Herrscher zu sein. 69) Ursprünglich Holzhauer, soll er als Pantoffelträger in den Dienst eines Beamten des Nobu-naṅga getreten sein. Er war klein von Gestalt und hatte runde Augen — etwas sehr Ungewöhnliches in Japan, — deshalb nannte ihn das Volk Saru-tsuga, Affengesicht. — S. Klaproth zu den Kaiserannalen.

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Zitationshilfe: [Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 1. Berlin, 1864, S. 59. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasien01_1864/89>, abgerufen am 23.11.2024.