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[Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 1. Berlin, 1864.

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Auftreten der Missionare.
reine Wandel, die Uneigennützigkeit, Demuth und hingebende Auf-
opferung der ersten Bekehrer standen im grellsten Contrast zu der

ewige Strafen verhängt werden. Ferner, wenn Gott, wie ihr sagt, auch den Menschen
erschaffen hat, wie kann er ihn von verruchten Geistern versuchen lassen, besonders
wenn er ihn mit dem Gedanken schuf, von ihm gelobt und verehrt zu werden?
Ferner, wie der gut sein könne, der die Menschen so schwach und zu allem Bösen
geneigt erschaffen habe, während sie vollkommen hätten sein sollen. Und nicht nur
das habe Gott verkehrt und schlecht eingerichtet, sondern auch dass er die Hölle
geschaffen habe, das grösste und schrecklichste aller Uebel, da er durch keine Barm-
herzigkeit gegen die Verdammten bewegt werde, sie den ewigen Qualen zu entreissen.
Ferner, wie das ein gütiger Gott sein könne, der das Gesetz der zehn Gebote ge-
geben habe, das so schwer zu befolgen sei! Sie fänden doch, dass ihre Lehre,
welche sie so lange bekannt, viel barmherziger und milder sei, da sie durch Ver-
mittelung ihrer Propheten auch selbst dem Schlunde der Hölle entrissen werden
könnten, wir aber an gar keine Erlösung aus der Hölle glaubten. -- Auf alle diese
Fragen haben wir ihnen mit Gottes Hülfe genügende Antwort gegeben, so dass sie
uns befriedigt verliessen. Und das scheint mir besonders erstaunlich zu sein, dass
diese Heiden, durch vernünftige Gründe überzeugt, sich mit willigem Gemüthe er-
geben. Sie haben einen solchen Durst nach Wahrheit und eine solche Lernbegier,
dass sie nicht eher ablassen zu fragen, als bis sie die Sache redlich begriffen haben;
dann hören sie nicht auf unsere Antworten an Andere weiter zu erzählen. Sie
wussten bisher nicht, dass die Erde rund sei, sie kannten nicht den Lauf der Sonne,
der Planeten und Kometen, die Entstehung des Hagels und ähnlicher Dinge, welches
Alles wir ihnen mit dem grössten Fleisse erklärt, sie aber mit der lebhaftesten
Aufmerksamkeit ergriffen und in sich aufgenommen haben. So geschah es, dass sie
von unserer Gelehrsamkeit eine hohe Meinung fassten und unser Ansehn bei den
Disputationen immer grösser wurde ... Wunderbar war es zu sehen, wie die Neu-
bekehrten von Haus zu Haus wanderten, und von dem empfangenen Glauben und
seinen Lehren eifrigst erzählten .... Sie sind uns mit rührender Liebe zugethan,
und daraus lässt sich die Aufrichtigkeit ihres Glaubens erkennen. Uebrigens war es
nicht so leicht, ihnen, ehe sie sich taufen liessen, gewisse Zweifel zu lösen, die sie
aus unseren Aussagen über die Allgüte Gottes geschöpft hatten. Sie meinten, Gott
könne nicht barmherzig sein, da er sich vor unserer Ankunft ihrem Volke nicht
offenbart habe, denn wenn, was wir sagten, wahr wäre, so könne niemand, der den
wahren Gott nicht verehrt habe, auf die ewige Seligkeit hoffen. Das sei grausam
und nicht barmherzig, dass ihre Vorfahren nach seinem Willen aus blosser Un-
kenntniss des wahren Gottes in die Hölle verstossen sein sollten. Dieser Zweifel
schien sie am meisten zu beunruhigen und von der Anbetung des wahren Gottes ab-
zuhalten .... Gebe Gott, dass wir recht viele Früchte aus dieser Ernte sammeln,
und ich glaube, das wird geschehen, denn dieses Volk ist von starker Urtheilskraft
und gesundem Geiste, voll Lernbegier, vernünftig und mit anderen wahrhaft göttlichen
Gaben ausgestattet .... Das Eine ängstet sie fortwährend heftig, dass es aus der
Hölle gar keine Erlösung geben soll; besonders schmerzt sie ihrer Eltern, Kinder,
Verwandten Verdammung, und dass für diese gar keine Hoffnung auf Rettung sei:

Auftreten der Missionare.
reine Wandel, die Uneigennützigkeit, Demuth und hingebende Auf-
opferung der ersten Bekehrer standen im grellsten Contrast zu der

ewige Strafen verhängt werden. Ferner, wenn Gott, wie ihr sagt, auch den Menschen
erschaffen hat, wie kann er ihn von verruchten Geistern versuchen lassen, besonders
wenn er ihn mit dem Gedanken schuf, von ihm gelobt und verehrt zu werden?
Ferner, wie der gut sein könne, der die Menschen so schwach und zu allem Bösen
geneigt erschaffen habe, während sie vollkommen hätten sein sollen. Und nicht nur
das habe Gott verkehrt und schlecht eingerichtet, sondern auch dass er die Hölle
geschaffen habe, das grösste und schrecklichste aller Uebel, da er durch keine Barm-
herzigkeit gegen die Verdammten bewegt werde, sie den ewigen Qualen zu entreissen.
Ferner, wie das ein gütiger Gott sein könne, der das Gesetz der zehn Gebote ge-
geben habe, das so schwer zu befolgen sei! Sie fänden doch, dass ihre Lehre,
welche sie so lange bekannt, viel barmherziger und milder sei, da sie durch Ver-
mittelung ihrer Propheten auch selbst dem Schlunde der Hölle entrissen werden
könnten, wir aber an gar keine Erlösung aus der Hölle glaubten. — Auf alle diese
Fragen haben wir ihnen mit Gottes Hülfe genügende Antwort gegeben, so dass sie
uns befriedigt verliessen. Und das scheint mir besonders erstaunlich zu sein, dass
diese Heiden, durch vernünftige Gründe überzeugt, sich mit willigem Gemüthe er-
geben. Sie haben einen solchen Durst nach Wahrheit und eine solche Lernbegier,
dass sie nicht eher ablassen zu fragen, als bis sie die Sache redlich begriffen haben;
dann hören sie nicht auf unsere Antworten an Andere weiter zu erzählen. Sie
wussten bisher nicht, dass die Erde rund sei, sie kannten nicht den Lauf der Sonne,
der Planeten und Kometen, die Entstehung des Hagels und ähnlicher Dinge, welches
Alles wir ihnen mit dem grössten Fleisse erklärt, sie aber mit der lebhaftesten
Aufmerksamkeit ergriffen und in sich aufgenommen haben. So geschah es, dass sie
von unserer Gelehrsamkeit eine hohe Meinung fassten und unser Ansehn bei den
Disputationen immer grösser wurde … Wunderbar war es zu sehen, wie die Neu-
bekehrten von Haus zu Haus wanderten, und von dem empfangenen Glauben und
seinen Lehren eifrigst erzählten .... Sie sind uns mit rührender Liebe zugethan,
und daraus lässt sich die Aufrichtigkeit ihres Glaubens erkennen. Uebrigens war es
nicht so leicht, ihnen, ehe sie sich taufen liessen, gewisse Zweifel zu lösen, die sie
aus unseren Aussagen über die Allgüte Gottes geschöpft hatten. Sie meinten, Gott
könne nicht barmherzig sein, da er sich vor unserer Ankunft ihrem Volke nicht
offenbart habe, denn wenn, was wir sagten, wahr wäre, so könne niemand, der den
wahren Gott nicht verehrt habe, auf die ewige Seligkeit hoffen. Das sei grausam
und nicht barmherzig, dass ihre Vorfahren nach seinem Willen aus blosser Un-
kenntniss des wahren Gottes in die Hölle verstossen sein sollten. Dieser Zweifel
schien sie am meisten zu beunruhigen und von der Anbetung des wahren Gottes ab-
zuhalten .... Gebe Gott, dass wir recht viele Früchte aus dieser Ernte sammeln,
und ich glaube, das wird geschehen, denn dieses Volk ist von starker Urtheilskraft
und gesundem Geiste, voll Lernbegier, vernünftig und mit anderen wahrhaft göttlichen
Gaben ausgestattet .... Das Eine ängstet sie fortwährend heftig, dass es aus der
Hölle gar keine Erlösung geben soll; besonders schmerzt sie ihrer Eltern, Kinder,
Verwandten Verdammung, und dass für diese gar keine Hoffnung auf Rettung sei:
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[52/0082] Auftreten der Missionare. reine Wandel, die Uneigennützigkeit, Demuth und hingebende Auf- opferung der ersten Bekehrer standen im grellsten Contrast zu der 61) 61) ewige Strafen verhängt werden. Ferner, wenn Gott, wie ihr sagt, auch den Menschen erschaffen hat, wie kann er ihn von verruchten Geistern versuchen lassen, besonders wenn er ihn mit dem Gedanken schuf, von ihm gelobt und verehrt zu werden? Ferner, wie der gut sein könne, der die Menschen so schwach und zu allem Bösen geneigt erschaffen habe, während sie vollkommen hätten sein sollen. Und nicht nur das habe Gott verkehrt und schlecht eingerichtet, sondern auch dass er die Hölle geschaffen habe, das grösste und schrecklichste aller Uebel, da er durch keine Barm- herzigkeit gegen die Verdammten bewegt werde, sie den ewigen Qualen zu entreissen. Ferner, wie das ein gütiger Gott sein könne, der das Gesetz der zehn Gebote ge- geben habe, das so schwer zu befolgen sei! Sie fänden doch, dass ihre Lehre, welche sie so lange bekannt, viel barmherziger und milder sei, da sie durch Ver- mittelung ihrer Propheten auch selbst dem Schlunde der Hölle entrissen werden könnten, wir aber an gar keine Erlösung aus der Hölle glaubten. — Auf alle diese Fragen haben wir ihnen mit Gottes Hülfe genügende Antwort gegeben, so dass sie uns befriedigt verliessen. Und das scheint mir besonders erstaunlich zu sein, dass diese Heiden, durch vernünftige Gründe überzeugt, sich mit willigem Gemüthe er- geben. Sie haben einen solchen Durst nach Wahrheit und eine solche Lernbegier, dass sie nicht eher ablassen zu fragen, als bis sie die Sache redlich begriffen haben; dann hören sie nicht auf unsere Antworten an Andere weiter zu erzählen. Sie wussten bisher nicht, dass die Erde rund sei, sie kannten nicht den Lauf der Sonne, der Planeten und Kometen, die Entstehung des Hagels und ähnlicher Dinge, welches Alles wir ihnen mit dem grössten Fleisse erklärt, sie aber mit der lebhaftesten Aufmerksamkeit ergriffen und in sich aufgenommen haben. So geschah es, dass sie von unserer Gelehrsamkeit eine hohe Meinung fassten und unser Ansehn bei den Disputationen immer grösser wurde … Wunderbar war es zu sehen, wie die Neu- bekehrten von Haus zu Haus wanderten, und von dem empfangenen Glauben und seinen Lehren eifrigst erzählten .... Sie sind uns mit rührender Liebe zugethan, und daraus lässt sich die Aufrichtigkeit ihres Glaubens erkennen. Uebrigens war es nicht so leicht, ihnen, ehe sie sich taufen liessen, gewisse Zweifel zu lösen, die sie aus unseren Aussagen über die Allgüte Gottes geschöpft hatten. Sie meinten, Gott könne nicht barmherzig sein, da er sich vor unserer Ankunft ihrem Volke nicht offenbart habe, denn wenn, was wir sagten, wahr wäre, so könne niemand, der den wahren Gott nicht verehrt habe, auf die ewige Seligkeit hoffen. Das sei grausam und nicht barmherzig, dass ihre Vorfahren nach seinem Willen aus blosser Un- kenntniss des wahren Gottes in die Hölle verstossen sein sollten. Dieser Zweifel schien sie am meisten zu beunruhigen und von der Anbetung des wahren Gottes ab- zuhalten .... Gebe Gott, dass wir recht viele Früchte aus dieser Ernte sammeln, und ich glaube, das wird geschehen, denn dieses Volk ist von starker Urtheilskraft und gesundem Geiste, voll Lernbegier, vernünftig und mit anderen wahrhaft göttlichen Gaben ausgestattet .... Das Eine ängstet sie fortwährend heftig, dass es aus der Hölle gar keine Erlösung geben soll; besonders schmerzt sie ihrer Eltern, Kinder, Verwandten Verdammung, und dass für diese gar keine Hoffnung auf Rettung sei:

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Zitationshilfe: [Berg, Albert]: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Bd. 1. Berlin, 1864, S. 52. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasien01_1864/82>, abgerufen am 23.11.2024.